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12.04.2005 10:31

Krankheiten früher erkennen - Erkenntnisse in der Praxis umsetzen

Dr. Sonja Franke Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kompetenznetz Parkinson

    Auf der 5. Pressekonferenz der Kompetenznetze in der Medizin stellten anlässlich der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Wiesbaden Experten aus den Netzwerken aktuelle Ergebnisse vor.

    Die Herausforderung an die Gesundheitsforschung in der heutigen Zeit liegt darin, Gesundheit und Lebensqualität der immer älter werdenden Bevölkerung bis ins hohe Alter zu erreichen. Die dafür notwendige Forschungsarbeit kann in der Regel nicht mehr von einzelnen Forschergruppen alleine, sondern nur in größeren Kooperationen erreicht werden. Deshalb hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die 17 Kompetenznetze in der Medizin initiiert und fördert sie im Zeitraum von 1999 bis 2008 mit insgesamt rund 225,5 Millionen Euro.
    Dr. Gabriele Hausdorf, Leiterin des Referats Gesundheitsforschung im BMBF, erklärte jetzt vor der Presse in Wiesbaden, dass neben der Stärkung der Zusammenarbeit von Wissenschaft und den Ärzten, die in der Versorgung tätig sind, ein wesentliches Ziel der Netze ist, Krankheiten früher zu erkennen und die gewonnenen Erkenntnisse auch in der Praxis umzusetzen.

    Kompetente Behandlung von Herzkrankheiten hilft Schlaganfälle vermeiden
    So ist für Schlaganfall-Patienten eine schnelle und kompetente Versorgung unabdingbar. Prof. Dr. Günter Breithardt, Sprecher des Kompetenznetzes Vorhofflimmern, machte sehr deutlich, dass Zeit = Gehirn bedeutet. Er referierte nicht nur für das von ihm vertretene Netz, sondern auch für die Kompetenznetze Angeborene Herzfehler, Herzinsuffizienz und Schlaganfall. Rund 10 bis 15 Prozent aller 60-70jährigen leiden in Deutschland unter Vorhofflimmern. Kommen andere Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck hinzu, steigt deren Schlaganfallrisiko steil an. Hochrisiko-gefährdet für einen Schlaganfall sind auch Menschen, die unter Herzinsuffizienz leiden. Neben den menschlichen Belastungen und Folgekosten muss laut Breithardt auch bedacht werden, dass die Versorgungskosten für einen Schlaganfall um das zwei- bis dreifache höher liegen als bei einem Herzinfarkt. Er bemängelte auch die immer noch bestehende Unterversorgung von Menschen mit angeborenem Herzfehler (AHF). Durch die moderne Medizin gibt es immer mehr Erwachsene mit AHF, auf der anderen Seite aber fehlen die entsprechenden nicht-pädiatrischen Versorgungseinrichtungen. Breithardt forderte die Einrichtung spezialisierter Zentren, die in Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Allgemeinärzten junge Erwachsene mit AHF versorgen. Dadurch soll vermieden werden, dass beispielsweise Schwangerschaften von AHF-Patientinnen abgebrochen werden, weil die Herzprobleme falsch eingeschätzt werden oder umgekehrt.

    Forscher hoffen auf Impfung gegen Alzheimer
    Die zunehmende Zahl der Demenzerkrankungen ist eines der größten Probleme unseres Gesundheitssystems. Derzeit leiden in Deutschland rund eine Million Menschen an einer Demenz, die meisten davon an Alzheimer. Diese Zahl wird sich bis zum Jahr 2040 verzweieinhalbfacht haben und das wird laut Prof. Dr. Dr. Fritz A. Henn, Sprecher des Kompetenznetzes Demenzen, unheimlich teuer. Schätzungen zufolge werden die Versorgungskosten für Demenzpatienten im Jahr 2040 das gesamte Budget des deutschen Gesundheitssystems vom Jahr 2004 verschlingen. Weltweit arbeitet die Forschung mit Hochdruck an einem Heilmittel gegen die - noch - unheilbare Alzheimer-Erkrankung. Impfungen waren bereits im Tierversuch erfolgreich, neue Ansätze lassen nach Henn die Hoffnung aufkommen, dass dies auch beim Menschen geht. Das Kompetenznetz Demenzen hat mit dem Einschluss von 4.500 Patienten die weltweit größte Zahl von Patienten mit leichten Beschwerden, aber noch ohne Diagnose rekrutiert. Deren Daten sollen dazu beitragen, neue Früherkennungsmarker zu entwickeln. Henn plädierte auch für den Einsatz von Antidementiva, da das Risiko geringer ist als der zu erwartende Gewinn. Eine aktuelle Studie aus Japan hat den erfolgreichen Einsatz von Donepezil mit einem zeitlichen Gewinn von bis zu einem Jahr, bevor sich die Krankheit weiter verschlimmert, belegt.

    Pneumokokken häufigste Erreger für ambulant erworbene Pneumonien in Deutschland
    Mit 150.000 Fällen pro Jahr sind die ambulant erworbenen Pneumonien häufiger als Schlaganfall oder Herzinfarkt, verdeutlichte Prof. Dr. Norbert Suttorp, Sprecher des Kompetenznetzes Ambulant Erworbene Pneumonien, kurz CAPNETZ. Diesem Netzwerk ist es gelungen, das Erregerspektrum einzugrenzen. Im Gegensatz zu Statistiken, die Chlamydia pneumophila für 15 Prozent der Pneumonien verantwortlich machen, konnte das CAPNETZ erstmals zeigen, dass deren Anteil in Deutschland bei unter einem Prozent liegt. Die häufigsten Erreger sind Pneumokokken (35 - 50 Prozent). Penicillinresistenzen treten in Deutschland bei nur fünf Prozent der Pneumokokkenstämme auf, gegenüber 50 Prozent Resistenzraten in den USA. Allerdings fand sich eine Resistenzrate von über 30 Prozent gegenüber Makroliden. Suttorp kritisierte, dass in Deutschland viele ambulante Pneumoniepatienten entweder falsch oder in einer Breite mit Antibiotika behandelt werden, die einer Intensivstation angemessen ist. Anlass genug für das CAPNETZ neue S3-Leitlinien zu erarbeiten, die innerhalb der nächsten vier Wochen veröffentlicht werden. Sie sollen die zehn Jahre alten S1-Richtlinien Leitlinien ersetzen.

    Weitere Informationen sind bei den jeweiligen Netzen zu erhalten, die Sie im Internet unter www.kompetenznetze-medizin.de finden.

    Die Pressemappe ist zu erhalten bei:

    Ulrike Jansen
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Kompetenznetz Demenzen
    Tel.: 0621 - 84 588 94
    Fax: 0621 - 84 588 96
    E-Mail: jansen@zi-mannheim.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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