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14.04.2005 10:50

Feinstaubbelastung in Berlin: Spitzenwerte bei Hochdruckwetter

Dr. Peter Wittmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Geographie (DGfG)

    Die durch die Witterungsbedingungen hervorgerufenen zeitlichen Variationen der Feinstaubkonzentration in Berlin sind wesentlich größer als die kleinräumigen Unterschiede zwischen Hauptverkehrsadern, innerstädtischen Wohngebieten, Stadtrand und Umland. Dies geht aus Untersuchungen im Rahmen des Graduiertenkollegs "Stadtökologische Perspektiven" der Humboldt-Universität zu Berlin und einer jetzt vorgelegten Dissertation am dortigen Geographischen Institut hervor. Grundlage für den Vergleich von Schwebstaubkonzentration und Großwetterlagen seit 1991 bilden Daten des Berliner Luftgüte-Messnetzes (BLUME) und des Deutschen Wetterdienstes.

    Die höchsten Belastungen und die meisten Überschreitungen des seit Januar gültigen EU-Limits von 50 Mikrogramm Feinstaub je Kubikmeter Luft treten demnach bei so genannten antizyklonalen Ostlagen auf: Im Jahr 2002 wurden in Berlin bei stabilem Hochdruckwetter und östlicher Luftströmung sogar am Stadtrand an 13 bis 15 Tagen Konzentrationen über dem Grenzwert gemessen. Für die Wissenschaftler ein Hinweis, dass der Ferntransport erheblich zur Feinstaubbelastung Berlins beiträgt. Am niedrigsten sind die Konzentrationen bei West- und Nordwestwetterlagen, die feuchte Luftmassen vom Atlantik heranführen.

    Insgesamt verzeichneten von 1991 bis 2001 alle Berliner Messstellen einen Rückgang der Feinstaubanteile in der Luft. Von 2001 an steigen die Jahresmittelwerte infolge des wachsenden Kfz-Verkehrs jedoch an allen Messstellen wieder leicht an. Die Auswertung der Feinstaubmessungen in räumlicher Sicht ergibt eine Abnahme der mittleren jährlichen Feinstaubbelastung von der Berliner City zum Stadtrand. Innerhalb der Stadt zeigen die Messstellen an verkehrsreichen Straßen mit dichter Blockrandbebauung die höchsten Belastungswerte. In städtischen Wohngebieten ist die Feinstaubkonzentration deutlich geringer. Aber auch dort kann der EU-Grenzwert an einzelnen Tagen, vor allem im Winter, überschritten werden.

    2003 wurde an allen Berliner Straßenmessstellen der Grenzwert an über 70 Tagen übertroffen. Die EU-Richtlinie erlaubt Konzentrationen Feinstaubgehalte vom mehr als 50 Mikrogramm pro Kubikmeter an maximal 35 Tagen. Auch der Jahreslangzeitgrenzwert von 40 Mikrogramm je Kubikmeter konnte nicht eingehalten werden. Im vergangenen Jahr kam es an den Straßenmessstellen zu mehr als 35 Überschreitungen - obwohl die Witterungsbedingungen nach Einschätzung der Berliner Wissenschaftler bezüglich der Feinstaubbelastung deutlich günstiger war. Bereits bis Ende März dieses Jahres sind an den Straßenmessstellen zwischen 20 und 30 Überschreitungen zu verzeichnen, so dass die Situation weiterhin als ernst einzustufen ist.

    Die Arbeitsgruppe um Wilfried Endlicher, Geographieprofessor an der Berliner Humboldt-Universität, geht auch der Frage nach, wie es um die Luftqualität in Innenräumen bestellt ist. Erste Pilotmessungen ergaben einen engen Zusammenhang zwischen Außen- und Innenraumbelastung. Das Verhältnis Außenluft zu Innenraumkonzentration ist nach ersten Ergebnissen bei etwa 3 zu 1 anzusetzen. Die Belastung der Atemluft mit Feinstaub in Innenräumen liege damit im unbedenklichen Bereich.

    Die Experten weisen außerdem darauf hin, dass nicht nur die Partikelgröße und die Menge des Feinstaubs, sondern auch die Qualität der Feinstaubbelastung relevant sei: Schwarze Kohlenstoffpartikel, zum Beispiel Ruß aus Dieselfahrzeugen, seien gesundheitlich problematischer als natürliche Bestandteile wie Mineralbruchstücke.

    Als Fazit Ihrer Untersuchungen stellen die Berliner Forscher fest, dass die aktuelle Feinstaubbelastung nur langfristig und nur durch ein umfangreiches Maßnahmenbündel auf lokaler, regionaler und vor allem internationaler Ebene reduziert werden kann. Rasches Handeln sei notwendig, insbesondere mit Blick auf die zweite Stufe der EU-Richtlinie, die eine weitere Verschärfung der Grenzwerte ab 2010 vorsieht.

    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Wilfried Endlicher
    Geographisches Institut der Humboldt-Universität zu Berlin
    Abteilung für Klimageographie und klimatologische Umweltforschung
    Tel.: 030/2093-6808
    Fax: 030/2093-6844
    E-Mail: wilfried.endlicher@geo.hu-berlin.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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