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15.04.1997 00:00

Mensch ist,was er isst

Dorothea Carr Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Mensch ist, was er isst

    Bonner Studie zur Ernaehrung am Arbeitsplatz

    Menschliche Essgewohnheiten aendern sich bekanntlich sehr langsam. Doch die Mahlzeiten "wie bei Muttern" sind heute endgueltig auf dem Rueckzug. 15 Millionen Bundesbuerger essen tagtaeglich ausser Haus: in der Betriebskantine, in der Mensa, im Seniorenheim, im Krankenhaus oder in der naechsten Imbissbude. Diese Tatsache regte die Wiesbadener Diplom-oecotrophologin Julia Meyer an, das Ernaehrungsverhalten Berufstaetiger in einer empirischen Studie zu untersuchen.

    Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl fuer Wirtschaftssoziologie an der Universitaet Bonn gibt in ihrem Buch einen Ueberblick ueber Ernaehrungsverhalten allgemein und der Betriebsverpflegung im besonderen. Dem empirischen Teil der Studie liegt eine Umfrage ueber das Ernaehrungsverhalten der Mitarbeiter eines Versicherungskonzerns zugrunde.

    In einem einleitenden Kapitel erlaeutert Julia Meyer ausfuehrlich menschliche Essgewohnheiten und ihren Wandel im Laufe der Zeit. Neben die biologische Notwendigkeit des Hungerstillens als Grundlage des Lebens ist mit der Zeit eine immer wichtiger werdende sozio-kulturelle Komponente getreten, die den Charakter des nackten Ueberlebens sublimiert. Wir essen heute nicht mehr, weil wir Hunger haben, sondern Appetit; oder wir haben Freunde zum Essen eingeladen. Die physische Reproduktion weicht dem Erlebnis Mahlzeit. Dementsprechend spielt der Gesundheitsaspekt des Ernaehrungsverhalten eine immer groessere Rolle, da falsche Ernaehrung krank macht und fuer ein Drittel aller Ausgaben des Gesundheitswesen in der alten Bundesrepublik (ca. 83,5 Milliarden D-Mark) verantwortlich ist.

    Die Gemeinschaftsverpflegung (GV) hat in den letzten Jahrzehnten grosse Bedeutung erlangt und ist ein eigener Wirtschaftszweig mit 280.000 Arbeitsplatzen geworden. Doch die Kriterien, die bislang - vor allem auch in den Betriebskantinen - eine dominante Stellung einnahmen, z.B. Preis oder Portionsgroesse, treten inzwischen hinter dem Aspekt des Geschmacks und der Gesundheit zurück. Die Umfrage von Julia Meyer demonstriert gerade diesen Aspekt der sich wandelnden Ernahrungsgewohnheiten. Die Nachfrage der Konsumenten sei da, leider werde auf der Seite des Angebotes nur zogerlich darauf eingegangen. Die Ursachen dafur hat die Bonner Wissenschaftlerin ausgemacht und gleich auch sechs Punkte zur Verwirklichung einer gesunden Ernaehrung am Arbeitsplatz als Diskussionsgrundlage praesentiert. Das Manko beginnt schon mit dem Personal von Betriebsgaststaetten, dessen Arbeit oft mit Geringschaetzung quittiert wird. Diese Mitarbeiter sind nur dann zu guten Leistungen motiviert, wenn diese auch entsprechend anerkannt werden. Ferner gehe die Ausbildung des Kantinenpersonals oft am Bedarf vorbei, da es so etwas wie einen spezialisierten GV-Koch eigentlich gar nicht gibt. Des weiteren schlaegt Julia Meyer vor, dass das Management zusammen mit den Tischgaesten und dem Fachpersonal die speziellen Beduerfnisse einer Belegschaft analysiert, um eine adaequate Ernaehrung am Arbeitsplatz zu ermoeglichen.

    So kann nicht nur die knappe Ressource Umwelt geschont werden, sondern werden langfristig auch Essgewohnheiten veraendert, die ein veraendertes Bewusstsein ueber die Zusammenhaenge von Ernaehrung und Gesundheit foerdern.

    Meyer, Julia: Ernaehrung am Arbeitsplatz. Empirische Studie ueber das Ernaehrungsverhalten Berufstaetiger in einem Versicherungsunternehmen; (Bonner Studien zur Wirtschaftssoziologie, Band 6) Bonn, 1997 ISBN 3-89573-069-6


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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