TU 9 befürchtet Quoten durch die Hintertür
Ingenieurmangel ist eines der dringendsten Probleme der deutschen Industrie. Trotzdem plant die Politik, die Zahl der Ingenieurabsolventen mit der derzeitigen Qualifikation der Technischen Universitäten auf ein Viertel zu reduzieren. Die Mitgliedshochschulen der TU 9, die sich gestern an der Universität Karlsruhe getroffen haben, sehen darin eine eklatante Gefährdung des Industrie- und Technologiestandortes Deutschland.
Die TU 9 wendet sich gegen einen Erlass, den die Landesregierung Nordrhein-Westfalen in Zusammenhang mit der Umstellung der Diplomstudiengänge auf zweigliedrige Bachelor- und Masterprogramme herausgegeben hat. Er macht den Universitäten rigide Vorgaben über die Verwendung der zur Verfügung stehenden Lehrkapazitäten: 80 Prozent der Lehrkapazität müssen sie für die Bachelorphase einsetzen, lediglich 20 Prozent bleiben für den Master übrig. "Dies bedeutet, dass die Anzahl der Master-Absolventen nur etwa ein Viertel der jetzigen Diplom-Absolventen beträgt", betont Professor Dr. Horst Hippler, Sprecher der TU 9. Diese Angabe beruhe auf einer Berechnung für die Fakultät für Elektrotechnik, die die Universität Karlsruhe unter den Vorgaben des nordrhein-westfälischen Erlasses vorgenommen hat. Hippler: "Dies ist ein Kahlschlag, der den Ingenieurmangel der deutschen Industrie dramatisch verschärft und so den Industriestandort Deutschland an den Abgrund führt." Zugleich bedeute dies das Ende der deutschen Technischen Universitäten als forschungsintensive Bildungsinstitutionen. "Die Politik geht grob fahrlässig mit der Zukunft der Universitäten als auch der Industrieunternehmen um", betont Hippler.
Die TU 9 fordert die Politik mit Nachdruck auf, den Masterabschluss für ingenieur- und naturwissenschaftliche Studiengänge an Universitäten als Regelabschluss zu akzeptieren. Bei der Umstellung der Diplomstudiengänge auf Bachelor- und Masterprogramme dürfe die Qualifikation des deutschen Diplom-Ingenieurs, die an Universitäten erst mit dem Master erreicht wird, nicht verloren gehen. Außerdem dürfe die Zahl der Absolventen, die die Universitäten mit einem dem Diplom gleichwertigen Master verlassen, nicht sinken. Der Erlass des Landes Nordrhein-Westfalen stehe diesem Ziel diametral entgegen. Die TU 9 sieht ihn als Zulassungsquotierung durch die Hintertür, obwohl die Kultusministerkonferenz in einer gemeinsamen Erklärung mit der Hochschulrektorenkonferenz noch am 16. Dezember 2004 festgestellt hat: "Feste Quoten für den Übergang vom Bachelor- zum Masterstudium gibt es nicht." Über die Vorschriften zur Verteilung der Lehrkapazität erreiche die nordrhein-westfälischen Landesregierung aber eine de facto Quotierung
Wer ist die TU 9?
Zum Verbund "TU 9 - German Institutes of Technology" gehören die Technischen Hochschulen RWTH Aachen, TU Berlin, TU Braunschweig, TU Darmstadt, TU Dresden, U Hannover, U Karlsruhe (TH), TU München und U Stuttgart. Sie haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam die speziellen Interessen forschungsorientierter technisch- und naturwissenschaftlich orientierter Hochschulen in Deutschland zu vertreten. Sie sehen im Master-Abschluss den universitären Regelabschluss für die Ingenieur- und Naturwissenschaften.
Nähere Informationen:
Angelika Schukraft
Presse und Kommunikation
Universität Karlsruhe (TH)
Telefon: 0721/608-6212
E-Mail: schukraft@verwaltung.uni-karlsruhe.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Deutsch
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