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06.05.1999 16:54

Internationalisierung und Raumstruktur

Ina Hormuth Öffentlichkeitsarbeit
HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung Hamburg

    Internationalisierung und Raumstruktur

    Globalisierung in Verbindung mit der Revolution in der Telekommunikation hat nicht nur die Kosten für den Transport von Gütern, sondern auch von Informationen über weite Distanzen drastisch reduziert. Hohe Löhne sind zunehmend unvereinbar mit einer auf Information beruhenden Wirtschaft, da sich Information leicht zu Standorten mit niedrigen Kosten transferieren läßt, sagte Prof. Dr. David B. Audretsch, Director des Institute for Development Strategies, Indiana University, in seinem Vortrag über "Internationalisie-rungsstrategien und Raumstruktur" während der traditionellen Wissenschaftskonferenz des HWWA anläßlich des Hamburger Hafengeburtstages.

    Der komparative Vorteil in den Ländern mit hohen Produktionskosten in Westeuropa und Nordamerika beruhe zunehmend auf Innovationen, die neu entstandenes Wissen verkörperten. Entscheidend und unentbehrlich für den Innovationsprozess sei der Spillover von Wissen von den Unternehmen oder Universitäten, die das Wissen geschaffen haben, auf Dritte. Ein derartiger Wissensspillover stoße räumlich betrachtet an Grenzen. Somit liege die Ironie der Globalisierung darin, daß selbst mit wachsender Globalisierung entfernt liegender Güter- und Dienstleistungsmärkte die zunehmende Bedeutung von Innovationen in den führenden Industrieländern die Region als Schlüsselquelle komparativer Vorteile wieder aufleben lasse.

    Die wachsende Bedeutung neuen Wissens für den komparativen Vorteil in Westeuropa und Nordamerika habe die Wirtschaftspolitik in den USA auf zweierlei Weise reagieren lassen. Erstens in einer Abkehr von wirtschaftspolitischen Instrumenten, die im wesentlichen die unternehmerische Vertragsfreiheit beschränkten - Regulierungen, US-Wettbewerbs- oder Antitrust-Politik und Unternehmen im Eigenturm der öffentlichen Hand. Dieser wirtschaftspolitische Ansatz von Zwang und Einschränkung sei zweckmäßig gewesen, solange das Hauptproblem darin bestanden habe, multinationale Unternehmen vom Erwerb beachtlicher Marktmacht abzuhalten. Widergespiegelt werde diese Politik durch die Deregulierungs- und Privatisierungswellen sowie die abnehmende Bedeutung von Wettbewerbspolitik in der gesamten OECD. Statt dessen kristallisiere sich ein neuer Ansatz der Wirtschaftspolitik heraus, der die Entstehung und Kommerzialisierung neuen Wissens fördern wolle. Beispiele für Instrumente dieses Ansatzes beeinhalteten F&E-Förderprogramme, die Bereitstellung von Venture Capital und die Unterstützung von Unternehmensneugründungen.

    Die zweite grundsätzliche Änderung der Wirtschaftspolitik liegt nach den Erkenntnissen des amerikanischen Wissenschaftlers in der verstärkten Nutzung des föderalen Staatsaufbaus und der Umsetzung der neuen Wirtschaftspolitik nach dem Subsidiaritätsprinzip. Die Verkleinerung von staatlichen, mit der Regulierung der Wirtschaft betrauten Behörden in den USA oder auch Großbritannien, sei von vielen Ökonomen als Niedergang staatlicher Intervention ausgelegt worden. Deregulierung, Privatisierung und die steigende Bedeutungslosigkeit von Wettbewerbspolitik aber als Beendigung staatlicher Interventionspolitik zu interpretieren, ignoriere die Verlagerung wirtschaftspolitischer Zielsetzung auf Förderung statt Intervention. Der Erfolg einer Anzahl von High-Tech-Ballungsräumen in verschiedenen Industrieländern sei das unmittelbare Ergebnis wirtschaftspolitischer Maßnahmen, wie zum Beispiel die Bereitstellung von Venture Capital oder F&E-Förderpro-grammen

    Solche wirtschaftspolitischen Initiativen finden typischerweise auf regionaler oder kommunaler Ebene statt und sind Teil einer sich vollziehenden 'stillen' Politikrevolution. Die wachsende Bedeutung innovationsfreundlicher und -fördernder regionaler Ballungsgebiete als Motor wirtschaftlichen Wachstums hatten Wirtschaftspolitiker die Politik, nach der vor zwei Jahrzehnten häufig gerufen wurde: "Should we break up, regulate, or simply take over General Motors, IBM and U.S. Steel" aufgegeben lassen zugunsten einer völlig veränderten, heutigen Version: "How can we grow the next Silicon Valley?"

    Hamburg, 06.05.99 Telefon 040 428 34 354


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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