13.11.1996
Multimedial lernen und diagnostizieren
Universität Ulm auf der "Medica '96"
Vom 20. bis 23.11. präsentiert sich die Universität Ulm erneut auf der Fachmesse "Medica" in Düsseldorf. Sie organisiert einen Gemeinschaftsstand, an dem sich ferner die Universitäten Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg, die Fachhochschulen Ulm und Furtwangen sowie die als Existenzgründung aus der Universität Ulm hervorgegangene Firma Interactiva beteiligen. Die Universität Ulm selbst ist mit Exponaten aus dem Zentralinstitut für Biomedizinische Technik (Leiter Prof. Dr. Dr. Jochen Edrich), der Sektion Informatik in der Psychotherapie (Leiter PD Dr. Erhard Mergenthaler), der Sektion Anästhesiologische Technologie und Verfahrensentwicklung (Leiter PD Dr. Wolfgang Friesdorf) und der Abteilung Medizinische Mikrobiologie und Hygiene (Leiter: Prof. Dr. Reinhard Marre) vertreten.
Signalanalysen und multimediales Lernen
1. "Schallemissionsanalyse zur Ermittlung der Knochenfestigkeit beim Menschen im Rahmen der klinischen Diagnostik und Qualitätskontrolle"
Jede Belastung eines Knochens ruft Rißvorgänge, sogenannte Mikrobrüche, hervor. Dabei sendet der Knochen minimale, doch in ihrer physikalischen Charakteristik typische Schallsignale aus. Die Ulmer Wissenschaftler im Zentralinstitut für Biomedizinische Technik haben ein Verfahren entwickelt, um diese Signale zu empfangen und in einer Schallemissionsanalyse so aufzuschlüsseln, daß sich anhand der Auswertungsdaten sowohl die Belastungsgrenze des Knochens als auch der Grad des Gelenkverschleißes nichtinvasiv bestimmen lassen.
2. "Integrierte Plattform zur kontinuierlichen multimodalen Analyse von hochauflösenden EKGs"
Herzerkrankungen sind die Haupttodesursache in den Industrieländern, wobei statistisch gesehen dem plötzlichen Herztod (50% aller Herz-Todesfälle) die größte Bedeutung zukommt. Auf der Grundlage des konventionellen Elektrokardiogramms (EKG) ist es nicht möglich, Risikopatienten zu identifizieren. Im Zentralinstitut für Biomedizinische Technik wurde nun ein System entwickelt, das, in Erweiterung des herkömmlichen EKG, dem Benutzer neue diagnostische Möglichkeiten unter Ausnutzung der modernen Meß- und Analysetechnik erschließt und damit auch die Risikoabschätzung für den plötzlichen Herztod ermöglichen soll.
Anders als die bisherigen Systeme, die nur gemittelte EKG-Daten verarbeiten, erlaubt das Ulmer System eine kontinuerliche Datenanalyse und ist damit in der Lage, verborgene Informationen zu detektieren, die bei den üblichen durchgemittelten Methoden verlorengehen. Es gestattet außerdem die Kombination mehrerer Analysemethoden (z.B. Zeit-Raum- und Frequenz-Raum-Analysen) und erzielt, verglichen mit den bisherigen Verfahren, eine genauere Schlagsegmentierung und höhere Auflösung.
3. "Mega-Herz": ein interaktives, multimediales Computerlernprogramm
Das kardiologische Lernprogramm "Mega-Herz" wurde für Medizinstudenten im zweiten klinischen Abschnitt, für Ärzte in der Weiterbildung und für andere Praktiker konzipiert. Es bietet eine Übersicht über wichtige kardiologische Erkrankungen, deren Diagnose und Therapie. Das Programm ist durchgängig interaktiv gestaltet; der Nutzer muß den Stoff erarbeiten. Erworbene Kenntnisse werden fortlaufend abgefragt, die Antworten umgehend bewertet. Gefördert wird das Erlernen ärztlicher Entscheidungskompetenz durch Fallbeispiele, Videoclips, Auskultationsbefunde und Animation.
Mit linguistischem und pharmakologischem Fachwissen
Intensivmedizinische Patientenversorgung erfordert rasche Entscheidungen bei durch den Gesundheitszustand des Patienten oft eingeschränkten diagnostischen Möglichkeiten. Die akute Notversorgung ist weitgehend standardisiert; alle weiteren Maßnahmen müssen so exakt wie möglich auf den Einzelfall abgestimmt sein. Um den Arzt hier bei seinen Entscheidungen zu unterstützen und damit die Qualität der intensivmedizinschen Therapie zu verbessern, wird von der Sektion Informatik in der Psychotherapie gemeinsam mit der Sektion Notfallmedizin (Leiter Dr. Dr. Burkhard Dirks) ein wissensbasiertes Arzneimittelsystem für Kliniken entwickelt, zugeschnitten auf die Anforderungen einer intensivmedizinischen Station. Es soll dem ratsuchenden Mediziner schnellstmöglich die für ihn im konkreten Fall relevanten medizinischen und pharmokologischen Informationen zugänglich machen, und zwar ohne die bislang erforderliche zeitraubende Recherche in einer Vielzahl von Arzneimittelmonographien und medizinischen Informationsbanken.
Um das umfangreiche, auf zahlreiche verschiedene Quellen verteilte Datenmaterial auf ein einheitliches Format zu bringen und in einer Datenbank so abzulegen, daß es zuletzt dem Nutzer sinnvoll aufbereitet zur Verfügung steht, müssen die vorliegenden Textquellen mit linguistischem und pharmakologischem Fachwissen ausgewertet und vom Informatiker computergerecht übersetzt werden. Der vergleichsweise einfache sprachliche Aufbau pharmakologischer Fachinformationen mit - im Gegensatz etwa zur gesprochenen Sprache - begrenztem Wortschatz, wenig anspruchsvoller Grammatik und klarer Gliederung kommt den Ulmer Spezialisten bei dieser Aufgabe sehr entgegen. Er gestattet es, das Auffinden und Zusammenstellen der Kerninformation aus den einzelnen Textquellen weitgehend dem Rechner zu übertragen, der sich dabei an bestimmten zu erwartenden Mustern des Textaufbaus orientiert - ungefähr so, wie auch ein fachkundiger Leser verfährt, wenn er in einem Sachtext gezielt nach Fakten sucht. Das Verfahren sieht eine ständige Betreuung und Kontrolle durch Experten vor und stellt damit sicher, daß in der automatischen Analyse tatsächlich die entscheidenden Informationen korrekt zusammengestellt wurden.
Bettseitig und administrativ
Auch der Beitrag der Sektion Anästhesiologische Technologie und Verahrensentwicklung befaßt sich mit Problemen einer Intensivstation, und zwar mit dem Einsatz von "EDV zur Qualitätssicherung und Leistungserfassung in der Intensivmedizin". In diesem Projekt geht es um Entwicklung, Vertrieb und Wartung einer aus Modulen aufgebauten Software für den Einsatz in der intensivmedizinischen Behandlung. Das Programm unterstützt - als "Bindeglied zwischen den bettseitigen Patientendaten-Managementsystemen und den administrativen EDV-Systemen der Verwaltung" das strategische und betriebswirtschaftliche Management einer Intensivstation.
Reale Fälle am PC
"Bugs'n Drugs" heißt der Beitrag der Abteilung Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, ein medizinisch-infektiologisches Computer-Lernprogramm, für das die Ulmer Projektgruppe Medizindidaktik 1995 mit dem Landeslehrpreis ausgezeichnet wurde. Dieses Programm besteht aus einer Sammlung realer Fälle, die vom Anwender - gedacht ist vor allem an Medizinstudenten und interessierte Ärzte - am PC bearbeitet werden können. Anhand abrufbarer Originalbefunde in Text-, Bild-, Ton- und Videoform soll unter Beachtung ökonomischer Kriterien die korrekte Diagnose gestellt und das therapeutische Vorgehen geplant werden.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).