Bochum, 05.02.1998 Nr. 30
Schwerhörigkeit möglichst früh erkennen Neues Verfahren zur Diagnose bei Säuglingen RUB-Akustiker erhält Geers-Preis 1998
Schwerhörigkeit möglichst frühzeitig sicher zu erkennen, ist eine wichtige Voraussetzung für eine optimale Behandlung und Versorgung der Betroffenen. Dipl.-Ing. Sebastian Möller vom Institut für Kommunikationsakustik der RUB (Fakultät für Elektrotechnik und Informatinstechnik, Institut für Kommunikationsakustik, Inhaber: Prof. Dr.-Ing. Jens Blauert) und Dr. Rainer Schönweiler (Medizinische Hochschule Hannover, Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie) haben kürzlich ein Verfahren entwickelt, mit dem sie anhand aufgezeichneter Schreie herausfinden möchten, ob Säuglinge normalhörend oder schwerhörig sind. Dieses stimm- und sprachbewertende Verfahren wäre, nach entsprechender Verbesserung und Validierung, ein wichtiges Hilfsmittel bei den geplanten universellen Hörscreenings für Säuglinge, um angeborene Schwerhörigkeiten viel früher als bisher diagnostizieren zu können. Für ihre Erkenntnisse auf diesem Gebiet ist jetzt den Wissenschaftlern aus Bochum und Hannover der Förderpreis der Geers-Stiftung 1998 zugesprochen worden. Die Preisverleihung findet am Montag, den 16. März 1998, im Wissenschaftszentrum des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft in Bonn - Bad Godesberg statt.
Den Unterschied erkennen
Stimmerzeugung, -wahrnehmung und -steuerung bilden einen natürlichen, sich gegenseitig beeinflussenden Regelkreis. Ist eine dieser Funktionen gestört, so wirkt sich dies auch auf die beiden anderen aus. Herkömmliche audiometrische Verfahren zielen jedoch nur auf die Stimm- bzw. Geräuschwahrnehmung des Patienten. Der Clou des Verfahrens von Dipl.-Ing. Möller und Dr. Schönweiler: Es nutzt den gesamten Regelkreis aus, so daß sich bereits im Säuglingsalter eine Beeinträchtigung des Gehörs ohne großem apparativen Aufwand diagnostizieren ließe. In einer Studie haben die Wissenschaftler herausgefunden, daß Säuglinge wahrscheinlich schon vor dem achten Lebensmonat über eine differenzierte auditive Stimmkontrolle verfügen und diese Unterschiede mit Signalparametern des jeweiligen Säuglingsschreis einhergehen. Mit Hilfe künstlicher neuronaler Netze ist es den Forschern gelungen, eine automatische Klassifikation der vorliegenden Schreie normalhörender und hochgradig schwerhöriger Säuglinge zu erstellen. Ehe das Verfahren ,marktreif" ist und in standardisierten Hörtests eingesetzt werden kann, bedarf es noch weiterer Untersuchungen mit größeren Säuglingszahlen.
Förderkreis für Hörschäden-Forschung
Für die ,Geers-Stiftung zur Förderung wissenschaftlicher Vorhaben zum Wohle der Hörbehinderten" stellen die bisherigen Ergebnisse von Dipl.-Ing. Möller und Dr. Schönweiler eine ,hervorragende Arbeit auf dem Gebiet der Ursachenforschung, der Früherkennenung und der Therapie von Hörschäden" dar. Mit ihrem Förderpreis zeichnet die Stiftung alle zwei Jahre eine aktuelle, wissenschaftliche Einzelleistung in diesem Themenbereich aus. Er ist mit DM 25.000 dotiert. Über die Vergabe entscheidet eine Jury aus Mitgliedern des Vorstands der Geers-Stiftung sowie vier weiterer Wissenschaftler aus den Bereichen Medizin, Technik und Pädagogik.
Weitere Information
Dipl.-Ing. Sebastian Möller, Ruhr-Universität Bochum, Institut für Kommunikationstechnik, 44780 Bochum, Tel. 0234/700-3979, 0234/7094-165
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Elektrotechnik, Energie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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