Die Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen veranstaltete im Steigenberger Hotel Bad Neuenahr vom 28.-30. April 2005 ihre diesjährige Frühjahrstagung zum Thema "Leben mit Lärm? Beurteilung der Verkehrslärmproblematik".
Bad Neuenahr, 3. Mai 2005. - "Haben wir ein Recht auf Stille?", fragte Professor Dr. Michael Kloepfer (Humboldt-Universität zu Berlin) in seinem Eröffnungsvortrag anlässlich der Frühjahrstagung der Europäischen Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH vom 28.-30. April 2005 im Steigenberger Hotel Bad Neuenahr.
Lärm wird in Deutschland und Europa als erhebliche Belastung menschlicher Umweltqualität wahrgenommen. Dass dies nicht einfach als Preis des technischen Fortschritts hinzunehmen sei, ist nicht zuletzt auch das Anliegen der EU-Umgebungslärmrichtlinie, die derzeit in nationales Recht umgesetzt wird. Vor diesem Hintergrund sowie angesichts der aktuellen Novellierung des deutschen Fluglärmgesetzes hatte die Europäische Akademie zahlreiche Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verbänden dazu eingeladen, das Thema "Leben mit Lärm? Beurteilung der Verkehrslärmproblematik" eingehend zu diskutieren.
Das Themenspektrum reichte von aktuellen Ergebnissen der Lärmwirkungs- und Lärmminderungsforschung bis hin zu Fragen des Abwägens bei der Regulierung des Lärmschutzes. Hinsichtlich der Abwägungsproblematik ließen sich sowohl Staatspflichten zur Lärmvermeidung als auch zur Ermöglichung geräuschemittierender Mobilität rechtfertigen, so die Position von Kloepfer. Professor Dr. Ludwig Krämer, (Europäische Kommission, Brüssel) hielt dagegen, dass ein bevorzugtes "Recht auf Ruhe" bei lärmverursachten "Eingriffen in die körperliche Unversehrtheit des Menschen" postuliert werden könne. Diese scheint aber im Falle des Verkehrslärms kaum nachweisbar gefährdet zu sein. Vielmehr überwiegen laut Professor Dr. Barbara Griefahn (Universität Dortmund) Belästigungswirkungen und Leistungsstörungen als Nebenfolgen des Verkehrslärms. Damit sind insbesondere subjektive Einschätzungen individueller Lärmbelastungen verbunden, die eine "objektive" Beurteilung und Regulierung der Verkehrslärmproblematik erschweren. Im Interesse einer ausgewogenen Urteilsbildung ist nach Sicht von Professor Dr. Andrzej Kaniowski (Universität Lodz) den Entscheidungsinstanzen sowie den (zeitlich durchaus wechselnden) Verursachern und Betroffenen von Lärm die Sinn- und Nutzenbezogenheit lärmemittierender Verkehrsaktivitäten vor Augen zu führen bzw. ggf. auch in Frage zu stellen. Nach Ansicht von Professor Dr. Heinrich Weyer (DLR, Köln) und Professor Dr. Gerhard Steinebach (Universität Kaiserslautern) besteht trotz erheblicher technischer Lärmminderungsgewinne und raumplanerischer Vorsorge weiterhin ein entsprechender Problemlösungsbedarf, da diese Gewinne durch den stetigen Mobilitätszuwachs bislang aufgezehrt wurden.
Den Abschluss der Tagung bildetet eine Podiumsdiskussion zur Gestaltung lärmarmer Mobilität, anlässlich der Staatssekretärin Christiane Friedrich (Umweltministerium NRW) empfahl, den Lärmschutz in Verbindung mit Plänen zur Luftreinhaltung zu betrachten, um drohende Zielkonflikte im Immissionsschutz zu vermeiden und mögliche Synergien zu nutzen.
Die Ergebnisse der Tagung werden in das Projekt "Umgebungslärm" der Europäischen Akademie einfließen, dessen Abschlussbericht für Frühjahr 2006 geplant ist.
Ansprechpartner für die Presse:
Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen
wissenschaftlich-technischer Entwicklungen
Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH
Dr. Stephan Lingner
Dipl.-Päd. Sevim Kiliç
Tel. 02641/973-306, -313
Fax 02641/973-320
Email stephan.lingner@dlr.de
sevim.kilic@dlr.de
http://www.europaeische-akademie-aw.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Bauwesen / Architektur, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Politik, Recht, Verkehr / Transport
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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