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10.05.1999 00:00

Wissenschaftlicher Pressedienst Chemie 29/99

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Jahrestagung der GDCh-Fachgruppe Wasserchemie in Regensburg
    Fahndung nach Bakterien im Wasser

    Trinkwasser darf eine bestimmte Anzahl von Bakterien enthalten. Grund zur Besorgnis gibt es dann, wenn es sich dabei um Krankheitserreger handelt. Doch mikrobiologische Untersuchungen waren lange Zeit ein Stiefkind der Wasseranalytik, während die Nachweismethoden für Schwermetalle oder organische Schadstoffe immer ausgefeilter wurden. Jetzt müssen die Wasserchemiker mit verstärkter Kraft nach möglichen Krankheitserregern im Wasser suchen. Dies forderten Experten der Fachgruppe Wasserchemie in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) am 10. Mai auf ihrer Jahrestagung in Regensburg.

    Verheerende Trinkwasserseuchen wie Cholera, Typhus oder Ruhr waren auch in Mitteleuropa im vorigen Jahrhundert noch an der Tagesordnung. Aber auch heute kann es passieren, daß mit dem Trinkwasser - und nicht nur in "Entwicklungsländern" - Infektionskrankheiten übertragen werden. In letzter Zeit wurde sogar eine Zunahme registriert. In einigen Gewässern wurden Parasiten und in Leitungssystemen sogar sogenannte "Legionellen" entdeckt, die mitunter zu Massenerkrankungen führten.

    Quellen krankheitserregender Keime sind vor allem Fäkalien. Sie gelangen entweder durch Überdüngung, durch Hochwasser oder durch undichte Abwassersysteme ins Wasser. Auch vom Sickerwasser aus Mülldeponien geht eine Gefährdung aus. Bestimmte Bakterien kommen in Fäkalien in sehr großen Mengen vor. Die Wasseranalytik nutzt diese Keime deshalb als Indikatoren. Schon geringste Spuren dieser Mikroorganismen deuten auf eine fäkale Verunreinigung hin. Zum Schutz der Verbraucher sind im Gesetz Grenzwerte für solche Bakterien in Trink-, Mineral- und Badewasser festgelegt.

    Die Verfahren zur Bestimmung dieser Bakterien haben sich grundsätzlich bewährt. Doch stoßen sie an ihre Grenzen, wenn Erreger auftreten, die nicht aus Fäkalien stammen oder sich bei der Desinfektion unerwartet verhalten. Daher wurde ein weiteres Qualitätskriterium festgelegt: Die Mikrobiologen bestimmen in Wasserproben die Gesamtzahl aller Bakterien, die sich bei 20 bzw. 37 Grad C vermehren lassen. Der erhaltene Wert wird als Koloniezahl bezeichnet und ist ein Kriterium für den allgemeinen Reinheitsgrad von Wasser. Er gibt den Wasserversorgern auch Auskunft über den möglichen Ursprung mikrobieller Verunreinigungen. Das kann eine Stagnation im Leitungsnetz sein, ein Bewuchs in Wasserbehältern oder auch Biofilme im Rohrnetz.

    Diese Untersuchungsmethoden sind allerdings sehr langwierig. Es kann bis zu fünf Tage dauern, bis ein Keim identifiziert ist. Schnellere Methoden aus der medizinischen Diagnostik sind laut Trinkwasserverordnung nicht für die Überwachung der Wasserqualität zugelassen. Die Wasserchemiker halten eine Ausweitung des routinemäßigen Untersuchungsspektrums daher für erforderlich. Auch müssen Verfahren entwickelt werden, die relativ schnell zu aussagekräftigen Untersuchungsergebnissen führen. Die Nutzung moderner analytischer und biochemischer Methoden ist hier vielversprechend. Mit ihnen kann es gelingen, den hygienischen Zustand von Wasser rasch zu beurteilen. Aufbauend auf die systematische Identifizierung von pathogenen Organismen muß ihr Vorkommen und Verhalten in Gewässern und bei deren Nutzung untersucht werden. "Damit erhebt sich die Forderung, das Leben im Wassertropfen unter die kritische Hochleistungslupe zu nehmen", meinte Professor Dr. Fritz H. Frimmel, der Vorsitzende der Fachgruppe Wasserchemie, in Regensburg.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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