Abfallverwertung als Umweltproblem
Workshop im Zentrum für interdisziplinäre Forschung
der Universität Bielefeld
am 19. Mai 1999
Umweltminister und Umweltministerinnen renommieren gern mit hohen oder mit steigenden Abfallverwertungsquoten. Abfallverwertung gilt als umweltfreundlich, oder jedenfalls als die im Vergleich zur Abfallbeseitigung weniger umweltschädliche Entsorgungsvariante. Die gesetzliche Festschreibung des Vorrangs der Abfallverwertung im Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz konnte daher dem erfreuten Publikum als umweltpolitischer Fortschritt gemeldet werden.
Betrachtet man die Praxis der Abfallverwertung, drängen sich allerdings Zweifel an der Richtigkeit dieser Einschätzung auf. Als Verwertung gilt zum Beispiel der sogenannte Bergversatz, d.h. die Verwendung von Abfällen zur Verfütterung von Hohlräumen im Tage- oder Untertagebau - ein Vorgang, der sich von der Abfallbeseitigung durch Deponieren keineswegs durch bessere Umweltverträglichkeit, sondern dadurch unterscheidet, daß er nicht den für die abfallrechtliche Deponierung geltenden hohen umweltbezogenen Anforderungen, sondern stattdessen dem Bergrecht unterliegt. Zunehmend kritische Aufmerksamkeit findet auch die sogenannte energetische Verwertung. Immer größere Abfallmengen werden nicht mehr über reguläre Müllverbrennungsanlagen beseitigt, sondern einer "energetischen Verwertung" in Industrieanlagen zugeführt, d.h. in Kraftwerken, Hochöfen und Zementwerken verbrannt. Die Bedingungen, unter denen die Verbrennung auch der problematischen, als "besonders überwachungsbedürftig" eingestuften Abfälle hier stattfindet, unterscheiden sich teilweise erheblich von denen, die im Fall der Verbrennung derselben Abfälle in regulären Müll- und Sondermüllverbrennungsanlagen gelten würden. Vor allem bleiben die eingesetzten Abluftreinigungstechnologien häufig weit hinter den für
Müll- und Sondermüllverbrennungsanlagen geltenden Standards zurück.
Sind die Bedenken, die aus ökologischer Sicht gegen solche Formen der Abfallverwertung vorgebracht werden, berechtigt? Sind problematische Formen der Abfallverwertung, die in der Praxis vorkommen, mit dem geltenden Umweltrecht vereinbar? Wie kann und muß gegebenenfalls das Abfallrecht weiterentwickelt werden, um Verwertungsvarianten auszuschließen, die nichts anderes darstellen als eine Umgehung der für die Abfallbeseitigung geltenden Umweltstandards? Um diese Fragen geht es bei dem Workshop, der im Rahmen der einjährigen Forschungsgruppe "Rationale Umweltpolitik - Rationales Umweltrecht" des Zentrums für Interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld stattfindet.
Teilnahmeinteressierte werden gebeten, sich zu wenden an das Tagungsbüro des ZiF, Frau Trixi Valentin, Tel.: (05 21) 1 06-27 69; Fax: (05 21) 1 06-60 24; email: Trixi.Valentin@uni-bielefeld.de
Für inhaltliche Auskünfte zum Workshop und zur Forschungsgruppe steht zur Verfügung:
Prof. Dr. Gertrude Lübbe-Wolff, Tel.: (05 21) 1 06-27 97 oder -43 86;
Fax: (05 21) 1 06-27 82; email: G.Luebbe-Wolff@uni-bielefeld.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Meer / Klima, Politik, Recht, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).