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06.05.2005 07:55

"Wir brauchen mehr Professorinnen"

Thomas von Salzen Dezernat 3.0 – Presse und Kommunikation
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

    Das Projekt "TANDEMplus" an der RWTH hat das Ziel, Frauen auf dem Weg zur Professur zu unterstützen. Den zweiten Mentoring-Durchgang läutete eine Podiumsdiskussion ein.

    Aachen. "Das Projekt soll ein Erfolg werden, denn wir brauchen mehr Professorinnen", wünschte sich Prof. Burckhard Rauhut zum Start der zweiten Runde des Mentoring-Projektes "Tandemplus". Der Rektor der RWTH betonte bei einer Podiumsdiskussion, dass Frauen nicht allein durch ihren 50-prozentigen Anteil der Bevölkerung ein Recht auf entsprechende Berücksichtigung in wissenschaftlichen Führungspositionen haben. Es ginge auch darum, die weibliche Sicht auf Forschungsthemen in allen Disziplinen angemessen zu berücksichtigen und damit Vielfalt zu fördern. Alle Podiumsgäste waren sich einig, dass der Effekt der Vorbildfunktion wichtig ist - ein von einer Frau geleitetes Institut zieht Studentinnen und wissenschaftliche Mitarbeiterinnen nach sich. Genau hier setzt "Tandemplus" an: Ein Mentor, Mann oder Frau in leitender Position im Wissenschaftsbetrieb, coacht für ein Jahr eine promovierte oder bereits habilitierte Frau, die eine Stelle als Professorin anstrebt. Carmen Leicht-Scholten, Wissenschaftliche Leiterin des Projektes, das am Institut für Soziologie der RWTH angesiedelt ist, konnte bereits Positives vom ersten Durchgang berichten: Die Teilnehmerinnen lobten die individuelle und persönliche Förderung, eine von ihnen kann sich sogar über einen Ruf aus Zürich freuen. Bei der angestrebten Ausweitung des Projektes auf die IDEA-League (London, Delft, Zürich, Aachen) wie es sich die Projektleiterin und Prof. Rauhut wünschen, würde die ETH auch zum Teilnehmer-verbund zählen, dem heute neben der RWTH bereits die Hochschulen Bonn und Köln sowie die Technische Hochschule Karlsruhe und die Fraunhofer Gesellschaft München angehören.
    In der von Jutta Geese moderierten Diskussion wurde deutlich, dass nicht nur das Gebot der Gerechtigkeit und Ausschöpfung aller Ressourcen Antrieb für solche Programme sind. Dr. Brigitte Lohkamp vom Ministerium für Wissenschaft und Forschung aus Düsseldorf wies auf die Kriterien für die leistungsbezogene Mittelvergabe hin. Um aus dem 25 Millionen Euro Topf bedacht zu werden, müssen die Hochschulen neben guten Werten bei Absolventen und eingeworbenen Drittmitteln auch mit dem Anteil an Professorinnen trumpfen. Mit einer Quote von vier Prozent bekleidet Aachen in einem NRW-weiten Ranking zurzeit den letzten Platz. Erstaunlicherweise sind nicht nur technische und naturwissenschaftliche Disziplinen ohne Führungsfrauen. Als eine Ursache dafür machte Prof. Doris Wedlich aus Karlsruhe zu niedrige Altersgrenzen in Ausschreibungen und Förderprogrammen aus. Frauen, die auf Umwegen zu ihrem Fach gekommen seien oder eine Familienphase absolviert hätten, wären dadurch im Nachteil. Dr. Martina Pohl vom Forschungszentrum Jülich bemängelte die schlechte Planbarkeit von wissenschaftlichen Karrieren und die damit verbundenen wirtschaftlichen Risiken, was viele Frauen abschreckt. Prof. Rainer Fischer von der Fraunhofer Gesellschaft plädierte dafür wie seine Institution beispielsweise durch das Audit "Beruf und Familie" Strukturen zu schaffen, die Chancengleichheit zulassen. Einig war man sich, dass es sinnvoll wäre geeignete Wissenschaftlerinnen gezielt zur Bewerbung aufzufordern. Eine Quotenregel hält Rauhut jedoch für wenig hilfreich, da bei der geringen Zahl an Bewerberinnen dann in manchen Fachbereichen Stellen unbesetzt blieben und Frauen stigmatisiert würden. Letzteres sah Prof. Sarah Springman von der ETH Zürich als temporäres Problem: "Ich war für manche auch die Quotenfrau, bis sie mich kennen lernten." Die gebürtige Engländerin riet den Mentees im Publikum, Auftreten und Kommunikation vor einer Bewerbung zu trainieren. Nachdem alle Podiumsgäste keinen Zweifel daran gelassen hatten, wie wichtig mehr Professorinnen für Wissenschaft und Gesellschaft sind, brachte es Brigitte Lohkamp auf den Punkt: "Programme wie dieses sollten sich im besten Falle bald überflüssig machen."

    RWTH Aachen
    Dr. Carmen Leicht-Scholten
    Projektleitung
    Templergraben 55
    Tel +49(0)241 - 80 96220
    Fax +49(0)241 - 80 92160
    tandemplus@rwth-aachen.de

    Sabine Busse


    Weitere Informationen:

    http://www.tandemplus.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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