Forschungsmagazin "Ruperto Carola" 1/2005 beschreibt in der Titelgeschichte des Heidelberger Zeithistorikers Edgar Wolfrum: Warum die Forschung heute so manche Rechtsprechung nach 1945 als Skandalon auffasst - Weitere Themen aus Kunstgeschichte, Klinischer Pharmakologie, Krebsforschung, Anorganischer Chemie und Politischer Wissenschaft
Das Bild des Holocaust-Täters in der deutschen Rechtsprechung nach 1945 ist das Thema eines neuen, von der Volkswagenstiftung geförderten Forschungsprojektes am Historischen Seminar der Universität Heidelberg. In der Titelgeschichte des soeben erschienenen Forschungsmagazins "Ruperto Carola" 1/2005 erläutert der Heidelberger Zeithistoriker Edgar Wolfrum eindrücklich, wie sich das Täterbild seit dem Untergang des "Dritten Reiches" wandelte, von welchen Determinanten es beeinflusst wurde - und er schildert, warum die Forschung heute so manche Rechtsprechung schlichtweg als Skandalon auffasst. Weitere Themen des Magazins stammen aus Kunstgeschichte, Klinischer Pharmakologie, Krebsforschung, Anorganischer Chemie und Politischer Wissenschaft.
Editorial von Rektor Hommelhoff zu aktuellen Herausforderungen für die Ruprecht-Karls-Universität
Herausforderungen werden die Universität Heidelberg in diesem Jahr "in all ihren Bereichen zutiefst prägen". Mit diesen Worten beginnt Rektor Prof. Dr. Peter Hommelhoff sein Editorial in dem neuen Heft. Ziel müsse es sein, in die europäische Spitzengruppe vorzustoßen und in der Welt unter den ersten dreißig Institutionen sichtbar zu werden. "Ehrgeizig genug wird dieses Ziel von allen Angehörigen der Universität Heidelberg - in welcher Funktion sie auch immer wirken - noch größere Anstrengungen abfordern" (Hommelhoff).
Mit dem Strategiepapier vom Oktober 2004 "wollen Senat, Universitätsrat und Rektorat die Richtung des Weges weisen und eine Vielzahl von Wegmarken setzen". Sie gelte es, im engagierten Zusammenwirken aller Beteiligten anzusteuern. "Hierzu werden in diesen Wochen die Mitglieder des Rektorats mit Vertretern der Fakultäten und Einrichtungen erste Gespräche führen, um konkrete Umsetzungsprogramme zu vereinbaren." Im Bereich der Forschung werden - so der Rektor - die interdisziplinären Vernetzungen innerhalb der Universität, aber auch mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen weiter auszubauen und zu vertiefen sein. "Strukturgespräche mit Max-Planck-Instituten, Einrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft und dem European Molecular Biology Laboratory sind bereits auf gutem Weg."
Zu den forschungsbezogenen Herausforderungen gehöre an vorderster Stelle die Sorge um den wissenschaftlichen Nachwuchs. "Die große und noch zu vergrößernde Zahl der Promotions- und Graduiertenkollegs wird unter dem Dach einer Graduiertenakademie zusammengefasst." In einem Gesamtkonzept für den wissenschaftlichen Nachwuchs werde die Universität Heidelberg für die Habilitanden, Juniorprofessoren und Arbeitsgruppenleiter "bei Betonung der je unterschiedlichen Karrierewege" um gleiche Wettbewerbsbedingungen bemüht sein. "Denn vor allem mit ihrem Nachwuchs will die Universität Heidelberg im Elitewettbewerb reüssieren", schreibt Hommelhoff.
Felsinschriften für die Ewigkeit
Vor einigen Jahren entdeckte ein Schäfer in einem abgelegenen chinesischen Tal eine der wichtigsten Gruppen buddhistischer Steininschriften. Heidelberger Studierende haben die etwa 40 Inschriften mittlerweile gemeinsam mit chinesischen Spezialisten dokumentiert. Kunsthistoriker Lothar Ledderose beschreibt spannend die historischen Hintergründe und erklärt die geheimnisvollen Inschriften - in Stein gehauene Zeugen einer lange vergangenen Zeit.
Ein elektronisches Rezeptschreibewerkzeug
Immer häufiger werden in der Medizin mehrere Arzneimittel gleichzeitig verabreicht. Ohne solche Medikamentenkombinationen ist die Behandlung einiger Krankheiten heute undenkbar. Es kann dabei jedoch zu unerwünschten, manchmal lebensbedrohlichen Wechselwirkungen kommen. Eine optimale Therapie bei minimalen Nebenwirkungen verspricht das "elektronische Rezeptschreibewerkzeug", das kürzlich im Universitätsklinikum Heidelberg in Betrieb genommen wurde. Walter Haefeli, Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, erläutert, warum ein solches System notwendig ist, und wie es dazu beitragen kann, die Arzneimittelsicherheit zu verbessern.
Zielgenau gegen Krebs
Tumoren der Bauchspeicheldrüse zählen zu den aggressivsten und therapeutisch unzugänglichsten Krebsarten. Die jahrzehntelange Arbeit der Krebsforscher scheint jetzt jedoch auch bei dieser gefährlichen Krebsart Früchte zu tragen. Helmut Friess und Jörg Kleeff von der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg berichten von den Fortschritten der molekularen Forschung, die einen Weg für neue Therapieansätze bahnt und bereits erste zielgenau ansetzende Medikamente hervorgebracht hat.
Aktivierung von Sauerstoff - Chemiker lernen von der Natur
Die genialen Tricks der Natur wollen Wissenschaftler der Universität Heidelberg durchschauen und in ihren Laboratorien nachahmen. Das Ziel ihrer Arbeiten ist, biologische Prozesse bis ins atomare Detail zu verstehen. Peter Comba, Marion Kerscher und Bodo Martin vom Anorganisch-Chemischen Institut geben nicht nur einen Einblick in die faszinierende Welt der Moleküle, und was sie im Innersten zusammenhält, sie erläutern auch den praktischen Nutzwert ihrer grundlegenden Betrachtungen.
Not leidendes Bildungswesen
Dass die öffentlichen Bildungsausgaben in Deutschland im internationalen Vergleich nur geringe Höhe erreichen, hat viele Ursachen. Zu ihnen zählen die beträchtlichen privaten Bildungsausgaben, die Alterung der Gesellschaft, vor allem aber die mittlerweile geschrumpften Zielgruppen der Bildungspolitik und die für das Bildungswesen ungünstigen Finanzierungsbedingungen. Manfred Schmidt vom Institut für Politische Wissenschaft analysiert die finanzielle Ausstattung des Bildungswesens in Deutschland - und kommt zu dem Schluss, dass ein Rückbau der öffentlichen Finanzmittel für den Ausbildungssektor auch weiterhin zu beklagen sein wird.
Unter der Rubrik "Kurzberichte junger Forscher" beschreibt Friedrich Frischknecht, Träger des BMBF-BioFuture-Preises 2004, das Geheimnis der Sporozoiten und zeigt auf: Die Wissenschaft ist schon heute auf dem Weg zu neuen Medikamenten gegen Malaria. Um die Bewegungsmaschinerie der Parasiten besser zu verstehen, benutzen Heidelberger Forscher eine neue Technik, die es erlaubt, das Innere eines Sporozoiten in bisher ungekannter Präzision darzustellen.
Wie viel Geisteswissenschaften können wir uns noch "leisten"? Diese provokative Frage stellt Altertumswissenschaftler Tonio Hölscher an den Beginn seines Meinungsbeitrags in der "Ruperto Carola". Archivdirektor Werner Moritz skizziert, wie die Gründungsurkunde der Universität Heidelberg zu neuem Leben erweckt wurde. Eine Übersicht der höchst dotierten Drittmittel rundet das Magazin ab.
Verlag des Forschungsmagazins ist der Universitätsverlag C. Winter Heidelberg. Ein Einzelheft kostet 5 Euro plus Versand. Es kann, ebenso wie das Förderabo für 30 Euro (vier Ausgaben), bestellt werden bei: Pressestelle der Universität Heidelberg, Postfach 10 57 60, 69047 Heidelberg. Kostenlose Ansichtsexemplare früherer Hefte liegen im Foyer der Alten Universität aus.
Weitere Informationen und Volltexte früherer Ausgaben:
www.uni-heidelberg.de/presse/publikat.html
Rückfragen bitte an
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
www.uni-heidelberg.de/presse
Rückfragen zur Titelgeschichte:
Prof. Dr. Edgar Wolfrum
Tel. 06221 542275
Edgar.Wolfrum@urz.uni-heidelberg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Medizin, Politik, Recht
überregional
Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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