idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
12.05.2005 09:37

Zunächst müssen die Häuser wieder aufgebaut werden

Dr. Annette Tuffs Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

    Der Heidelberger Psychotraumatologe PD Dr. Günter Seidler berichtet über seine Erfahrungen in Sri Lanka / Schulung der Helfer ist vorrangig

    Die Augen der Überlebenden sind ausgebrannt, "wie Asche", oder sie glühen, schauen hektisch hin und her. Bei der geringsten Veränderung des Geräuschpegels, der ständig vom Ozean zu hören ist, bleiben sie wie erstarrt stehen und blicken Richtung Meer, oder sie verfallen in Panik und rennen weg.

    Diese und ähnliche Eindrücke konnte Privatdozent Dr. Günter H. Seidler, Leiter der Sektion Psychotraumatologie im Psychosozialen Zentrum des Universitätsklinikums Heidelberg, gewinnen, als er in Begleitung eines Mitarbeiters des Südasien-Institutes der Universität Heidelberg vom 18. bis 30. März die durch den Tsunami verwüsteten Gebiete in Sri Lanka bereiste. Dort wurden rund 31.000 Tote, 5.000 Vermisste und 1.5 Millionen Obdachlose registriert.

    Die Reise wurde ermöglicht durch eine großzügige Unterstützung der Medizinischen Universitätsklinik, der Medizinischen Fakultät sowie der Universität Heidelberg. Auftraggeber war das Goethe-Institut, München. "Es ging darum, festzustellen, wie die psychotraumatologische Situation der Betroffenen ist, welche Hilfsmöglichkeiten vor Ort zur Verfügung stehen und was an psychotraumatologischer Hilfe weiter benötigt wird", berichtet Dr. Seidler.

    Für Dr. Seidler ist es klar: Gegenwärtig steht die Wiederherstellung der Infrastruktur, der Aufbau der Häuser, die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und die Möglichkeit zu selbstverdientem Einkommen für die Betroffenen an erster Stelle. Die Kinder klagen über mangelnde Schulbücher und fehlende Schulräume. Die Betroffenen sind entweder in Lagern untergebracht, oder sie sind ins Landesinnere geflüchtet, und keiner weiß genau, wo sie dort geblieben sind.

    Sorge der Bevölkerung über Verwendung der Spendengelder

    Der Wiederaufbau der zerstörten Hütten wird erschwert durch eine Vorgabe der Regierung, nach der in einem Küstenstreifen von 100 Meter Breite zum Strand nicht wieder gebaut werden darf. Diese Beschränkung gilt allerdings nicht für die Renovierung beschädigter Hotels oder für deren Neubau. In der Bevölkerung herrscht deshalb Verzweiflung: Man weiß, dass es ein riesiges Spendenangebot gibt, hat aber den Eindruck, dass die Spenden überwiegend für den Aufbau einer touristischen Infrastruktur verwendet werden sollen. Selbst wenn einem Fischer, fernab vom Strand, neues Land zugewiesen wird, ermöglicht ihm das nicht die Fortsetzung seiner bisherigen beruflichen Tätigkeit.

    Nach Einschätzung von Dr. Günter H. Seidler wird psychotraumatologische Hilfe erst dann in größerem Umfange angefordert werden, wenn die grundlegenden, existentiellen Lebensnotwendigkeiten ausreichend zur Verfügung stehen. Für die Zwischenzeit gilt es, Strukturen und Kooperationen zu schaffen. Im Lande selbst sind kompetente Einzelpersonen und Hilfsorganisationen vorhanden. Sie bedürfen aber der Schulung und des Trainings. Dr. Seidler hält es für sinnvoll, die vorhandenen, einheimischen Berufsgruppen zu trainieren, damit diese ihrerseits die notwendige psychotraumatologische Hilfe anwenden können.

    Bei Rückfragen:
    PD Dr. Günter Seidler
    Telefon: 06221 / 56 58 01


    Weitere Informationen:

    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse - Pressemitteilung online


    Bilder

    Eine zerstörte Straßenbrücke in Kalutara.
    Eine zerstörte Straßenbrücke in Kalutara.
    Foto: privat
    None

    Privatdozent Dr. Günter H. Seidler, Leiter der Sektion Psychotraumatologie.
    Privatdozent Dr. Günter H. Seidler, Leiter der Sektion Psychotraumatologie.
    Foto: privat
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Eine zerstörte Straßenbrücke in Kalutara.


    Zum Download

    x

    Privatdozent Dr. Günter H. Seidler, Leiter der Sektion Psychotraumatologie.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).