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12.05.2005 10:41

Architektur als Symbol. Der Prozess der Wohnzivilisierung architektursoziologisch betrachtet

Dr. Katharina Jeorgakopulos Presse und Kommunikation
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

    Warum bauen wir so und nicht anders? Was verstehen wir unter einer "typischen" Wohnung und Einrichtung? Wie kommt es zu dieser standardisierten Wohnungsaufteilung von Schlaf, Ess- und Wohnzimmer? Wie entstanden die Wohnzimmerschrankwand und die Einbauküche? Und wie können Veränderungen innerhalb dieser Wohnverhältnisse überhaupt verstanden werden, wenn beispielsweise die Wohnküche "in" wird und das alt hergebrachte repräsentative Esszimmer verdrängt? Befördern und behindern Wohnverhältnisse möglicherweise das Zusammenleben der Bewohner?

    All diese Fragen sind nahe liegend. Antworten hat es allerdings bisher wenige darauf gegeben. Architektur wird - so scheint es - als etwas Selbstverständliches und gleichsam Naturwüchsiges wahrgenommen, das sich kaum verändert, bewegt oder hinterfragt. Das jetzt erschienene Architekturbuch von Katharina Weresch "Wohnungsbau im Wandel der Wohnungszivilisierung und Genderverhältnisse" ändert diese Schieflage. Denn es nimmt genau jene als "typisch" empfundene Raumaufteilung unter die Lupe und zeigt, dass das bauliche Erbe des 17. Jahrhunderts (der höfische repräsentative Salon) bis in die Gegenwart hineinwirkt und nachgeahmt wird. Um dieses Erbe bewusst zu machen und eine zukunftsorientierte Interpretation zu ermöglichen, schließt Katharina Weresch an die Architektur eine sozialräumliche Analyse an, denn, so die These ihrer Untersuchung, ist die Architektur die Materialisierung der Beziehungen in jeder Gesellschaft zu jeder Zeit.

    Architektur ist nach Katharina Weresch immer Ausdruck der inneren Befindlichkeit, Wertigkeit und Machtverteilung innerhalb einer Gesellschaft. So bildet sich das Verhältnis der Geschlechter untereinander, zwischen Eltern und Kindern genauso in der Architektur ab wie das Verhältnis zum Kochen, Essen und der Hygiene. Diese Lesbarkeit der Architektur als Ausdruck "sozialräumlicher Verhältnisse" ist Gegenstand des Buches: Architektur wird zum Symbol, in dem sich sämtliche soziale Verhältnisse abbilden und widerspiegeln. Es gilt sie nur richtig (das heißt in diesem Fall "historisch") zu lesen und zu interpretieren; beziehungsweise - sie dann auch zu verändern. Denn nicht jede tradierte architektonische Struktur passt mehr in die heutige Zeit, in der das Gender-Verhältnis und das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern sich fortwährend neu definieren. Verkrustete Wohnstrukturen (wie beispielsweise die typische Drei-Zimmer-Wohnung) sind als Neubauten in der Regel für heutige Verhältnisse untauglich und können als solche nun identifiziert und aktualisiert werden. Neue, dem Zeitgeist und den aktuellen Bedürfnissen angemessene, "gendertaugliche" Architekturen könnten - setzt man sich mit dieser Sicht auf die Architektur als sozialräumliche Feldstudie auseinander - daraus abgeleitet werden. Insofern richtet sich diese Studie an Bewohner, Architekten und Investoren gleichermaßen.

    Katharina Weresch: "Männer, Frauen und Kinder sind heute emanzipierter und selbstbestimmter als je zuvor, und dieser Prozess schreitet fort. Die individuelle Entwicklung aller Familienmitglieder, eigene Verhaltensformen jedes Einzelnen und das Ausleben seiner Bedürfnisse sind als Planungsgrundlagen für den Entwurf neuen Wohnungsraums zukunftsweisend", (aus: Wohnungsbau im Wandel der Wohnzivilisierung und Genderverhältnisse, Hamburg 2005, Seite 273).

    Das Buch wurde von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Gleichstellungsstelle gefördert.

    Kontakt:
    Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
    Department Architektur
    Prof. Dr. Katharina Weresch
    T.: 040 / 428 75-5131, E-Mail: WereschKatharina@t-online.de

    Für Rückfragen: Presse und Kommunikation, Dr. Katharina Jeorgakopulos
    Tel. +49.40.428 75-9132o Fax 428 75 9019
    E-Mail presse@haw-hamburg.de
    Postanschrift: HAW Hamburg, Presse und Kommunikation, Berliner Tor 5, 20099 Hamburg


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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