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12.05.2005 11:56

Start für das Münchener Bernstein Center for Computational Neuroscience

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    München, 12.05.2005 - Das neue Münchener Bernstein Center for Computational Neuroscience (BCCN) ist eines von vier neuen Zentren in Deutschland zur Erforschung der Neuronalen Informationsverarbeitung im Gehirn. Mit insgesamt 34 Millionen Euro fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den kommenden fünf Jahren diese Zentren, wobei das Münchner BCCN mit rund acht Millionen Euro unterstützt wird. Zur Auftaktveranstaltung in der vergangenen Woche kamen rund hundert Gäste, davon ein Großteil junger Nachwuchswissenschaftler, ins Kardinal Wendel Haus nach Schwabing.

    Sieben Projektgruppen haben sich in München zusammengeschlossen, um Analyse und Modellierung von Raum-Zeit-Beziehungen neuronaler Informationsverarbeitung zu erforschen und für technische Lösungen nutzbar zu machen. Jeweils ein theoretisch ausgerichteter Neurowissenschaftler arbeitet dabei mit einem experimentell arbeitenden Forscher in insgesamt sieben verschiedenen Projekten zusammen. "Mit dieser gesammelten wissenschaftlichen Expertise sind wir im BCCN München einzigartig", so der Sprecher des Zentrums, Professor Dr. Ulrich Büttner, Neurologe am Klinikum der Universität München, Standort Großhadern. Er dankte in seiner Begrüßungsrede dem Ministerium sowie den beiden Münchener Universitäten. Beide haben sich bereit erklärt, jeweils eine Professur für Computational Neuroscience nach Auslauf der Förderphase von fünf Jahren weiterzufinanzieren und damit den Fortbestand des interdisziplinären Forschungszentrums in München zu sichern. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommen von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, der Technischen Universität München (TUM), dem Max-Planck-Institut für Neurobiologie und Infineon Technologies AG. "Das BCCN ist auch ein herausragendes Beispiel für die langjährige gute Zusammenarbeit zwischen LMU und TU", betont Büttner.

    Eine bessere mathematische Ausbildung und Förderung der theoretischen Grundlagen bei Biologie-Studierenden ist ein weiteres Ziel, das Professor Dr. Alexander Borst im neuen Bernstein-Zentrum anstrebt. Als Vertreter der Max-Planck-Gesellschaft betonte auch Borst die große Bedeutung der übrigen neu geschaffenen und bereits vorhandenen Möglichkeiten zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Die neu gegründete International Max Planck Research School for Lifesciences und ein neues DFG-Graduiertenkolleg "Orientation and Motion in Space" würde nun mit den bisherigen Lehrangeboten und Sonderforschungsbereichen hervorragende Möglichkeiten für Nachwuchswissenschaftler auch aus dem Ausland bieten. Sichtlich stolz über das neue neurowissenschaftliche Zentrum zeigte sich auch der Prorektor der LMU, Professor Dr. Jochen Feldmann. In der Medizinischen Fakultät der Universität angesiedelt, werde das Münchner Bernsteinzentrum zur weiteren Stärkung des Clusters der Lebens- und Biowissenschaften auf dem HighTechCampusLMU und zur Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit von LMU und TU beitragen. "Strukturelle Maßnahmen wie das neue Bernstein-Zentrum im Bereich der Neurowissenschaften sind für uns eine Chance, die im internationalen Vergleich eher geringere finanzielle Zuwendung für Forschung und Lehre wettzumachen", meinte auch Professor Dr. Rudolf Schilling in seiner Grußrede als Vizepräsident der Technischen Universität München.

    Die verantwortliche Koordinatorin des Bundesministeriums, Dr. Christiane Buchholz, berichtete vom strengen Auswahlverfahren, dem die Förderanträge im vergangenen Jahr unterzogen wurden. Die vier neuen Bernsteinzentren in Göttingen, Berlin, Freiburg und München zeugten von hochrangiger wissenschaftlicher Qualität der Neurowissenschaften. Durch Daten- und Personenaustausch werde an den Bernsteinzentren nun eine neue Kultur der Offenheit in der Forschung gepflegt. Auch im Ausland würde die Etablierung der neuen nationalen Forschungszentren mit großem Interesse verfolgt.

    Der Forschungsschwerpunkt des Münchner BCCN liegt in der Analyse und Modellierung von Raum-Zeit-Beziehungen neuronaler Informationsverarbeitung. Um eine adäquate Verarbeitung aus der Umwelt eintreffender sensorischer Signale erreichen zu können, muss ein biologisches System präzise Informationen über die zeitliche Abfolge der Signale erhalten. Nur dann ist zielorientiertes, motorisches Verhalten (z.B. Beutefang, Ausweichmanöver) möglich. Die neuronale Umwelt im Gehirn hängt also nicht nur von räumlichen, sondern insbesondere auch von zeitlichen Parametern ab, d.h. von der Raum-Zeit-Beziehung. Die fundamentalen Fragen der Raum-Zeit-Beziehung werden durch die Modellierung und experimentelle Untersuchungen auf neuronaler Ebene an verschiedenen sensorischen Modalitäten (akustisch, visuell und den Gleichgewichtssinn betreffend (vestibulär)) in mehreren Hirnarealen untersucht. Dabei werden neben zeitlichen Aspekten der Objektbewegung und -lokalisation auch solche Phänomene berücksichtigt, die durch Eigenbewegung oder Fremdbewegung (aktive bzw. passive Bewegungen) entstehen.

    Mit Studien von Ableitungen an einzelnen Nervenzellen bis hin zu klinischen Beobachtungen neurologischer Erkrankungen werden die Wissenschaftler des BCCN in München versuchen, sich den Geheimnissen der neuronalen Informationsverarbeitung zu nähern. Hierzu gehört auch ein Projekt, in dem die Analyse des Bewegungssehens bei Fliegen als Anregung für die autonome Fahrzeugsteuerung dient. Die beteiligten Wissenschaftler entstammen verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen (Biologie, Medizin, Psychologie, Physik, Ingenieurwissenschaften, Informatik) und haben sich zum Ziel gesetzt, die Erkenntnisse aus ihrer experimentellen und theoretischen Forschung auch für technische Innovationen nutzbar zu machen. Aus diesem Grund sind an einigen Bernsteinzentren auch Unternehmen beteiligt, die sich mit der Entwicklung und Herstellung von Prothesen und Robotern beschäftigen. Am Münchner Bernstein-Zentrum beteiligt sich eine Forschergruppe der Infineon Technologies AG.

    Die Zentren sind nach dem Neurophysiologen Julius Bernstein (1839-1917) benannt, der erstmalig das Membranpotential als Basis neuronaler Aktivität beschrieb.

    Weitere Informationen erhalten Sie von:
    Dr. Isolde von Bülow
    Geschäftsstelle BCCN München
    Neurologische Klinik, Univ. Kliniken München-Großhadern
    Neurologische Forschung
    Marchioninistrasse 23, 81377 München
    Tel.: 089 / 70 95 - 48 23
    Fax: 089 / 70 95 - 48 01
    E-Mail: ivbuelow@nefo.med.uni-muenchen.de

    Beteiligte Arbeitsgruppen und Ansprechpartner für weitere Informationen finden Sie unter:
    www.bccn-muenchen.de

    Informationen über das Netzwerk aller 4 Bernstein-Zentren unter:
    http://www.bernstein-zentren.de


    Weitere Informationen:

    http://www.bccn-muenchen.de
    http://www.bernstein-zentren.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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