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21.05.1999 10:16

Auszeichnung für Bayreuther Soziologen

Ursula Küffner Pressestelle
Universität Bayreuth

    Auszeichnung für Bayreuther Soziologen und Afrikawissenschaftler Dr. Elíseo Macamo:

    AB DEM HERBST EIN JAHR LANG "JUNIOR FELLOW" BEIM WISSENSCHAFTSKOLLEG IN BERLIN

    Fachübergreifende Zusammenarbeit zu den Themen Arbeit, Wissen und Bindung

    Bayreuth (UBT). Besondere Auszeichnung für Bayreuther Soziologen und Afrikawissenschaftler Dr. Elísio Macamo: Er, der zur Zeit als Postdoktorand am Graduiertenkolleg "Interkulturelle Beziehungen in Afrika" beschäftigt ist, wird im Akademischen Jahr 1999/2000 als Junior Fellow zum Wissenschaftskolleg nach Berlin gehen. Dr. Macamo wird dort am AGORA-Projekt mitarbeiten, das sich mit den gesellschaftlichen Problemfeldern 'Arbeit', 'Wissen' und 'Bildung' befassen wird.

    Das Wissenschaftskolleg zu Berlin hat im vergangenen Jahr - als seinen wissenschaftlichen Beitrag zu den Milleniumsfeierlichkeiten der Stadt Berlin - das AGORA-Projekt ins Leben gerufen. Im Mittelpunkt des Vorhabens steht eine Gruppe von herausragenden Nachwuchswissenschaftlern, die im akademischen Jahr 1999/2000 als Fellows, d.h. mit Forschungsstipendien ausgestattet, im Wissenschaftskollegs zusammenarbeiten werden.

    Als Fellows wurden fünfzehn junge Wissenschaftler aus neun Ländern und aus den verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen berufen, die sich in ihren bisherigen Forschungsprojekten auf die genannten Problemfelder 'konzentriert haben. Als weiteres, ergänzendes Kriterium wurde darauf geachtet, daß diese Projekte systematische Beziehungen zwischen den Problemfeldern herzustellen vermögen.

    Bei der Zusammensetzung der Gruppe wurde ein besonderer Fokus auf Geschichts- und Kulturenvergleich gerichtet, mit deren Hilfe eine "Spiegelung der Strukturprobleme gegenwärtiger Gesellschaften in den Erfahrungen fremder Räume und ferner Zeiten" ermöglicht werden könne. Durch das Zusammenführen von Vertretern verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen, die zudem aus verschiedenen Wissenskulturen stammen, wird bewußt einer Einseitigkeit des Projektverlaufs vorgebeugt.

    Die derart konstituierte interdisziplinäre Forschungsgruppe soll brennende gesellschaftliche Probleme des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts aufgreifen und zugleich Lösungsansätzen für die Zukunft suchen. Die gegenwärtigen Veränderungen in der Arbeitswelt ziehen neue Formen der Erwerbsarbeit nach sich, und diese haben entscheidende Auswirkungen auf Berufswege und individuelle Biographien, auf Wissenssysteme und Lernprozesse (Stichwort: lebenslanges Lernen), auf die Verhältnisse zwischen den Geschlechtern und Generationen. Nicht zuletzt wird sich die Projektgruppe mit den Folgen beschäftigen, die ein Bedeutungsverlust der traditionellen Institutionen der Sinnstiftung nach sich zieht und die sich im Verfall gesellschaftlicher Bindungen äußert.

    Das AGORA-Projekt wird mit einer Reihe von internationalen Instituten in den U.S.A., den Niederlande und Schweden zusammenarbeiten, die sich wie das Wissenschaftskolleg als "Institutes for Advanced Study" konstituiert haben und mit denen das Wissenschaftskolleg seit längerem Kooperationen unterhält. Durch diese Zusammenarbeit entsteht ein internationaler Verbund herausragender Wissenschaftler, die den Fellows als 'Mentoren' zur Seite stehen. Zu den eigentlichen Trägern des Projekts, den Junior Fellows, wurden bewußt herausragende Wissenschaftler der jüngeren Generation bestimmt, und es besteht die begründete Hoffnung, daß diese die Wissenschaftslandschaft des anbrechenden Jahrhunderts entscheidend prägen werden.

    Auf die Ausschreibung der einjährigen Fellowships haben sich Wissenschaftler mit eigenen Forschungsprojekten beworben.

    Diese sollten die drei bereits genannten Rahmenthemen des AGORA-Projekts verbinden. So wird sich Dr. Elísio Macamo mit dem "Zusammenhang zwischen Arbeit und Gesellschaftsordnung in Afrika" befassen. Konkreter soll es etwa darum gehen, die in verschiedenen afrikanischen Gesellschaften vorzufindenden Konzeptionen und Muster von Arbeit zu erfassen, wie auch aus historischer Perspektive deren Entwicklung unter dem Einfluß von Kolonisierung, Missionierung, Demokratisierung und internationaler Entwicklungszusammenarbeit zu untersuchen.
    Die Herausbildung rezenter Konzepte von Arbeit in Afrika soll in einem Zusammenwirken lokaler Gesellschaften mit Einflüssen des Weltmarktes und mit globalen Institutionen beschrieben werden. Und schließlich soll das viel diskutierte Konzept der 'Arbeitsgesellschaft', in der soziale Bindung über die Formen der Industrie- und Erwerbsarbeit aufrechterhalten wird, den gesellschaftlichen Erfahrungen aus Ländern Afrikas gegenübergestellt und somit hinterfragt werden.

    Der gebürtige Mosambikaner Elísio Macamo kam nach dem Studium der Fächer Dolmetschen und Übersetzen (Universität Salford, England) sowie Soziologie und Sozialpolitik (University of North London) im Jahre 1994 an die Universität Bayreuth. In seiner 1997 vorgelegten soziologischen Dissertation beschäftigte er sich mit dem Thema "Afrikanistik, Identität und Antimoderne - Versuch einer Kultursoziologie der Bedeutung der Moderne in Afrika".
    Seit seiner Promotion ist er als Postdoktorand im Graduiertenkolleg "Interkulturelle Beziehungen in Afrika" beschäftigt, wo er sich im Rahmen eines Forschungsvorhabens mit dem Einfluß einer protestantischen Mission auf die Arbeitsethik im südlichen Mosambik beschäftigt. Den Ausgangspunkt bei der Analyse lokaler Konzepte von Arbeit bildet dabei nicht deren Zurückführung auf den Einfluß einer protestantischen Arbeitsethik (Max Weber); vielmehr formt die Untersuchung von Magie, Rationalität und lokalem Wissen den methodologischen Rahmen für das Verständnis afrikanischer Moderne.

    Macamo wir nach dem Verfassungsrechtler Peter Häberle und dem Ethnologen Mamadou Diawara der dritte Bayreuther Stipendiat beim Berliner Wissenschaftskolleg sein.

    Weitere Informationen bei
    Ulrich Bauer
    Institut für Afrika-Studien
    Tel. 0921/55-3587


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Personalia
    Deutsch


     

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