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25.05.2005 16:00

Unterschiede in den Lebenslagen Berliner Sozialhilfebeziehender

Ramona Ehret Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni
Technische Universität Berlin

    Hertha Nathorff-Preis der Ärztekammer Berlin für TU-Absolventinnen und -Absolventen der Gesundheitswissenschaften

    Mit verschiedenen Themen aus dem Bereich Gesundheitswissenschaften haben sich zwei Absolventinnen und ein Absolvent des postgradualen Studiengangs Gesundheitswissenschaften/Public Health der TU Berlin in ihren Magisterarbeiten beschäftigt. Die Arbeiten der diesjährigen Preisträger hatten zum Ziel, die sozial-strukturelle Positionierung von Berliner Sozialhilfeempfänger- und empfängerinnen in Anlehnung an das Konzept der Lebenslage zu dokumentieren und lebenslagenspezifische Unterschiede für das Berliner Stadtgebiet abzubilden. Ebenfalls aufgegriffen wurde das aktuelle Thema Arbeitslosigkeit und schlechte Lebensqualität sowie die Frage nach den Einflussfaktoren auf die psychosomatische Rehabilitation.

    Bereits seit 1995 vergibt die Ärztekammer Berlin den Preis für die besten Magisterarbeiten des Postgradualen Studiengangs Gesundheitswissenschaften/Public Health an der TU Berlin. Er ist mit insgesamt 2.500 € dotiert und nach der jüdischen Ärztin Hertha Nathorff benannt. Die Preisvergabe findet im Rahmen der Ab-solventenverabschiedung des Postgradualen Studiengangs Public Health statt. In diesem Jahr werden ein erster und zwei zweite Preise vergeben:

    Die Verabschiedung und Preisverleihung findet statt am Mittwoch, dem 25. Mai 2005 um 16.00 Uhr, in der TU Berlin, Hauptgebäude, Straße des 17. Juni 135, Raum H 1035, 10623 Berlin (s. a. Medieninformation Nr. 91 vom 13. Mai 2005).

    Zu den Preisträgerinnen und zum Preisträger:

    Lebenslagen von Berliner Sozialhilfebeziehenden
    1. Preis, Kerstin Schmidtke (1000 Euro)

    Die Lebenslagen von Berliner Sozialhilfeempfängern weisen, abhängig von den verschiedenen Stadtbezirken, große Unterschiede auf. Zu diesem Ergebnis kommt Kerstin Schmidtke in ihrer Magisterarbeit, in der sie sich mit dem Thema "Lebenslagen von Berliner Sozialhilfeempfängern und Sozialhilfeempfängerinnen" beschäftigt hat. Über drei eigens gebildete altersspezifische "Lebenslagen-Indices" - in welche altersadäquat die Dimensionen Schul- und Berufsbildung, Einkommen, Gesundheitszustand, Wohnqualität und soziale Integration einbezogen wurden -zeigte sich, dass die individuellen Lebenssituationen der Sozialhilfebeziehenden teilweise erhebliche Defizite aufweisen. So leben fast 60% aller Erwachsenen, aber auch der Kinder und Jugendlichen, in Lebenslagen, die als defizitär bezeichnet werden können.

    Bezogen auf das Berliner Stadtgebiet wurde in der Untersuchung deutlich, dass Berlin von teilweise gravierenden innerstädtischen Unterschieden hinsichtlich der Lebenslagenqualität geprägt ist. Im westlichen Zentrum der Stadt (Kreuzberg, Tiergarten, Wedding, Schöneberg, nördliches Neukölln) wohnen Sozialhilfebeziehende mit einer unterdurchschnittlichen Lebenslage, während im Osten (Prenzlauer Berg, Friedrichshain) der Stadt die Situation erheblich besser ausfällt. Dies wird u. a. auf die bessere Bildungssituation in diesen Stadtteilen zurückgeführt.

    Kerstin Schmidtke studierte bis zum Sommersemester Gesundheitswissenschaften/Public Health an der TU Berlin. Ihr Erststudium schloss sie im Fach Soziologie ab. Zur Zeit arbeitet sie als Wissenschaftliche Mitar-beiterin im Bereich Bevölkerung/Demographische Analysen im Landesamt für Datenverarbeitung und Statis-tik Nordrhein-Westfalen.

    Schlechtere Lebensqualität von Arbeitslosen
    2. Preis, Anne Kathrin Stich (750 Euro)

    Die kontinuierlich hohe Arbeitslosigkeit betrifft nicht mehr nur sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen. Sie kann inzwischen als gesamtgesellschaftliches Problem betrachtet werden. Vor diesem Hintergrund hat Anne Kathrin Stich die subjektive Gesundheit Arbeitsloser im Vergleich zu Erwerbstätigen verglichen. "Arbeitslosigkeit und subjektive Gesundheit. Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der Dauer der Arbeitslosigkeit und der Einschätzung der eigenen Gesundheit anhand der Daten des Bundes-Gesundheitssurveys 1998" lautet der Titel ihrer Magisterarbeit.
    Es zeigt sich, dass langzeitarbeitslose Männer und Frauen ihre allgemeine Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität deutlich schlechter bewerten als Erwerbstätige. Dabei tragen Unterschiede bei den soziodemographischen Merkmalen (z.B. Familienstand, Alter) und im gesundheitsrelevanten Verhalten (z.B. Rauchen) nur wenig zu der Erklärung der gesundheitlichen Unterschiede bei. Neben einer schlechten Schulbildung sowie einer niedrigen beruflichen Stellung stellt Arbeitslosigkeit ein großes Risiko für die Gesundheit dar. Anne Kathrin Stich kommt somit zu dem Ergebnis, dass Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose starken gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt sind.

    Anne Kathrin Stich beendete ebenfalls kürzlich ihr Zweitstudium Gesundheitswissenschaften/Public Health an der TU Berlin. Anne Kathrin Stich, die vorher Sozialpädagogik studierte und in verschiedenen Projekten arbeitete, ist seit Februar dieses Jahres als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Ressort Leitlinien und Disease Management Programme des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) in Köln tätig.

    Wirksame Rehabilitation
    2. Preis, Dr. Christoph Klose (750 Euro)

    Dr. Christoph Klose hat eine Vollerhebung zweier Patientenjahrgänge mit zusammen 1284 Patienten einer verhaltenstherapeutischen Rehabilitationsklinik der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte durchgeführt. Hintergrund für diese Untersuchung ist das Zusammenspiel von psychosomatischer Rehabilitation und der ambulanten Psychotherapie. Die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte als größter deutscher Rentenversicherungsträger geht von einem positiven Einfluss ambulanter psychotherapeutischer Vorbehandlung auf den Verlauf der psychosomatischen Rehabilitation aus und empfiehlt eine Verkürzung der Regeldauer der Rehabilitation um zwei Wochen bei psychotherapeutischer Vorerfahrung des Rehabilitanden. Dr. Christoph Klose kommt in seiner Untersuchung zu einem anderen Ergebnis. Nach seinen Erhebungen verkürzen nervenärztliche oder psychotherapeutische Vorbehandlungen nicht die Dauer der Rehabilitation. Der Behandlungserfolg wurde durch das Fehlen einer Partnerschaft, lange Krankschreibungen und die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung negativ beeinflusst. Diese Risiken führen auch häufiger zu einer Empfehlung weiterer psychotherapeutischer Nachbehandlungen.

    In Auswertung seiner Ergebnisse empfiehlt Christoph Klose, die Regelbehandlungsdauer in der Rehabilitation auch bei fachspezifischer Vorbehandlung nicht zu verkürzen, wenn ungünstige Variablen des sozialen Netzwerkes und in den Diagnosekombinationen bestehen.
    "Einflußfaktoren auf die psychosomatische Rehabilitation" ist der Titel der Magisterarbeit von Dr. Christoph Klose, mit der er sein Studium Gesundheitswissenschaften/Public Health an der TU Berlin abgeschlossen hat.

    Dr. Christoph Klose ist Facharzt für Kinderheilkunde, Facharzt für Allgemeinmedizin und Facharzt für Psychotherapeutische Medizin. Er arbeitet als beratender Arzt bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte im Bereich der berufsfördernden Leistungen und ist darüber hinaus in eigener Kassenpraxis niedergelassen.

    Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Gerd Kallischnigg, Leiter des Studiengangs Gesundheitswissenschaften / Public Health, Tel.: 030/314-23744, E-Mail: studiengang@ifg.tu-berlin.de


    Weitere Informationen:

    http://www.tu-berlin.de/presse/pi/2005/pi95.htm
    http://www.aerztekammer-berlin.de unter Presse/Aktuelles


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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