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25.05.2005 17:33

Neuer Sonderforschungsbereich an der Universität Hannover

Dr. Stefanie Beier Referat für Kommunikation und Marketing
Leibniz Universität Hannover

    Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Entwicklung innovativer Bauteile

    Am Dienstag, 24. Mai 2005 erhielten die Maschinenbauer der Universität Hannover die Zusage der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) über die langfristige Förderung eines neuen Sonderforschungsbereichs. Gemeinsam mit den Informationstechnikern der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik forschen sie in den kommenden zwölf Jahren an "Gentelligenten Bauteilen im Lebenszyklus". 40 Millionen hat die DFG dafür zugesichert, die ersten neun Millionen für die kommenden vier Jahre werden ab 1. Juli 2005 zur Verfügung gestellt. Damit wird die Finanzierung von 18 neuen Stellen für Wissenschaftler und acht Technikern, sowie die Schaffung von mehreren Promotionsstellen ermöglicht. Dieser Sonderforschungsbereich ist der dritte mit Sprecherfunktion der Universität Hannover und bereits der zweite der Produktionstechniker an der Fakultät für Maschinenbau. "Die Bewilligung des Sonderforschungsbereiches zeigt, dass die Hannoveraner Wissenschaftler mit ihren Forschungen in Deutschland und international zur Spitzengruppe gehören", erklärt Wissenschaftsminister Lutz Stratmann.

    Das langfristige Forschungsziel des Sonderforschungsbereichs (SFB) "Gentelligente Bauteile im Lebenszyklus" ist es, die physikalische Trennung von Bauteil und dazugehöriger Information aufzuheben. Die entwickelten Methoden nutzen Prinzipien der Biologie im Sinne des Vererbens von Informationen an nachfolgende Bauteilgenerationen und im Sinne des lebenslangen Lernens während der Nutzungsphase. Für diese Generation von Bauteilen wurde der Begriff gentelligente Bauteile geprägt, der den genetischen und intelligenten Charakter verdeutlicht. Diese Bauteile sowie Konzepte, Verfahren und Technologien zu deren Herstellung und Nutzung in der Produktionstechnik werden Teil der Forschung sein. "Wir freuen uns, dass die Produktionstechnik diesen Sonderforschungsbereich gemeinsam mit der Elektrotechnik gewinnen konnte und somit der exzellenten Forschung auf international höchstem Niveau an der Universität Hannover Ausdruck verliehen werden konnte", erklärt Prof. Berend Denkena, Sprecher des neuen Sonderforschungsbereichs.

    Die sechs Institute des Produktionstechnischen Zentrums Hannover haben gemeinsam mit zwei Instituten der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik den SFB 653 "Gentelligente Bauteile im Lebenszyklus - Nutzung vererbbarer, bauteilinhärenter Informationen in der Produktionstechnik" beantragt. Ein gentelligentes Bauteil verfügt über notwendige Informationen zu seiner eindeutigen Identifizierung, Reproduktion sowie zu seinem Entstehungsprozess. Durch geeignete Materialien und Sensorik sind diese Bauteile in der Lage, spezielle Informationen, wie zum Beispiel einwirkende Kräfte, Beschleunigungen, Temperaturen etc. während ihrer Nutzungsphase erfassen, vorverarbeiten, speichern und interpretieren zu können. Diese Gesamtheit an Informationen ist implizit mit dem Bauteil verbunden und jederzeit abrufbar.

    In der Praxis bedeutet das zum Beispiel, dass die Historie eines Bauteils, vergleichbar mit dem Gencode einer Zelle, unlösbar mit dem Bauteil verbunden wird. Dies kann bis hin zu Konstruktionszeichnungen reichen, die mit auf dem Bauteil eingeprägt sind. Auch eine Fälschungssicherheit kann gewährleistet werden. In teure Markenprodukte können Informationen eingeprägt werden, die dann zum Beispiel mit einem einfachen Verfahren wie Röntgen oder dem Abscannen durch ein Lesegerät abgerufen werden können. Ein gefälschtes Produkt könnte diese Merkmale nicht aufweisen. Dies kann insbesondere im Flugzeugbau, wo hochwertig gefälschte Bauteile verheerende Auswirkungen haben können, Anwendung finden.

    Ein weiteres Anwendungsgebiet der gentelligenten Bauteile ist das "Erkennen", das "Bewerten" und das "Reagieren" auf ihre Umgebungssituation. So sollen beispielsweise Fahrwerkskomponenten von Autos feststellen können, welcher Belastung sie ausgesetzt sind und sich zum Beispiel Veränderungen von Straßenverhältnissen selbstständig anpassen.
    Gentelligente Bauteile können aber auch recyclingrelevante Informationen tragen. So können sie Aufschluss über ihre Zusammensetzung, Demontage, Entsorgung oder Wiederverwertung geben. Auf diesem Wege lassen sich nicht nur erhebliche Kosteneinsparungen erzielen, sondern auch ein entscheidender ökologischer Beitrag.

    Der den gentelligenten Bauteilen zu Grunde liegende Gedanke der Verbindung von Bauteil und zugehöriger Information sowie der Einbringung von Intelligenz zur Kommunikation und Reaktion auf äußere Einflüsse ist neu und wurde in noch keinem nationalen oder europäischen Forschungsvorhaben verfolgt. Durch diese Kombination entstehen völlig neue Nutzungsmöglichkeiten in den Bereichen Produktions- und Fertigungsplanung, in der Fertigung, Instandhaltung, Reparatur bis hin zum Recycling.

    Hinweis an die Redaktion:
    Für nähere Informationen steht Ihnen Prof. Berend Denkena vom Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen unter 0511/762-19333 oder per E-Mail unter denkena@ifw.uni-hannover.de gern zur Verfügung.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Maschinenbau, Verkehr / Transport, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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