idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
31.05.2005 11:48

Die Massaker in Darfur: Zeitschift für Genozidforschung der RUB erschienen

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Gewaltpolitik in Afrika und - ganz aktuell - der Völkermord in der Region Darfur im Sudan stehen im Mittelpunkt der neuen Ausgabe der Zeitschrift für Genozidforschung, herausgegeben vom Institut für Diaspora- und Genozidforschung (IDG) an der Ruhr-Universität. Wissenschaftler beschäftigen sich im Schwerpunkt mit den Strukturen kollektiver Gewalt auf dem afrikanischen Kontinent und ihren politischen wie gesellschaftlichen Zusammenhängen, die die europäische Öffentlichkeit häufig vernachlässigt.

    Bochum, 31.05.2005
    Nr. 163

    Die Massaker in Darfur
    RUB-Genozidforschung: Zeitschrift erschienen
    Warum der Völkermord kein Stammeskonflikt ist

    Gewaltpolitik in Afrika und - ganz aktuell - der Völkermord in der Region Darfur im Sudan stehen im Mittelpunkt der neuen Ausgabe der Zeitschrift für Genozidforschung, herausgegeben vom Institut für Diaspora- und Genozidforschung (IDG) an der Ruhr-Universität. Wissenschaftler beschäftigen sich mit den Strukturen kollektiver Gewalt auf dem afrikanischen Kontinent und ihren politischen wie gesellschaftlichen Zusammenhängen, die die europäische Öffentlichkeit häufig vernachlässigt. Weitere Themen der Zeitschrift sind Fragen der Erinnerungspolitik sowie völkerrechtliche Aspekte der Anerkennung und Vorbeugung von Völkermord und Verbrechen gegen die Menschheit.

    Völkermord statt Stammeskonflikt

    Afrikanische Staaten gelten als prototypische instabile Staaten, die im Zeitalter der Globalisierung ein Risiko darstellen, das den Weltfrieden nachhaltig gefährde. Selten wird nach der Vorgeschichte der Gewalt in Afrika gefragt, zum Beispiel nach den Prozessen des "Nationbuilding". Die europäische Öffentlichkeit begreift kollektive Gewalt auf dem afrikanischen Kontinent zumeist als "ethnische Konflikte", die Konzepte "Ethnisierung" und "Ethnizität" sind zu Zentralkategorien europäischer Wissenschaftsdiskurse avanciert. In der Presse ist dann häufig - wie 1994 im Falle des Völkermords an den Tutsi in Ruanda - von "Stammeskonflikten" die Rede.

    Ethnie als Konstruktion

    In den Beiträgen von Atta El-Battahani (Universität Khartoum, Sudan) und Kurt Beck (Universität München) geht es um die Massaker in Darfur, um die Auseinandersetzung von Arabern und Afrikanern: "Dabei lässt sich berücksichtigen, dass die ethnische Differenzierung eine Konstruktion ist, dass ebenso Afrikaner als Araber wie Araber als Afrikaner gelten können", schreibt der Politikwissenschaftler Atta El-Battahani. "Die beiden Identitätskonstrukte sind nicht eindeutig. Zur Durchsetzung dieser ethnischen Identitätskonstrukte nutzen ihre Protagonisten die Stammeszugehörigkeiten, die in einem Feld exklusiver Positionierungen gegeneinander gesetzt werden."

    Erinnerungsprozesse und Rote Khmer

    Ergänzt wird dieser Schwerpunkt um zwei weitere Beiträge: Klaus-Peter Friedrich untersucht auf breiter Quellenbasis öffentliche, politische Auseinandersetzungen in den ersten Nachkriegsjahren in Polen, um zu zeigen, dass "Erinnerungsprozesse" auch politische Konstruktionen sind. Anhand der Verbrechen der Roten Khmer in Kambodscha zwischen 1975 und 1979 diskutiert Hans-Joachim Heintze (RUB) das Problem der Anerkennung und Prävention von Völkermord als Frage an die Politik der internationalen Gemeinschaft.

    Im Fokus: 10 Jahre IDG

    In der Rubrik "Fokus" bietet die Nummer der Zeitschrift einen Bericht über das internationale Symposium "Wissenschaft im Einsatz", das im November 2004 anlässlich des 10-jährigen Bestehens des IDG stattgefunden hat. Im Mittelpunkt des Symposium, an dem sich Historiker, Politologen, Mediziner, Juristen, Sozialwissenschaftler, Literatur- und Kunstwissenschaftler, Philosophen und Pädagogen beteiligten, stand die Frage nach der Verwicklung der Wissenschaften in Prozesse von Vernichtungspolitik in der Moderne, insbesondere der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik. Zudem fragten die Wissenschaftler nach der gesellschaftlichen Verantwortung der Wissenschaften. Darüber hinaus bietet die Zeitschrift ausführliche Rezensionen aktueller internationaler Veröffentlichungen zum Thema Völkermord und eine Forschungsbibliographie mit einer umfangreichen Auswahl einschlägiger Zeitschriftenartikel der Jahre 2003 und 2004.

    Genozidforschung als Grundlagenforschung

    Seit 1999 erscheint die "Zeitschrift für Genozidforschung" des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung, einem An-Institut der RUB. Ziel ist, die Genozidforschung als Grundlagenforschung in die deutsche Wissenschaft einzubinden. Die Zeitschrift erscheint halbjährlich und veröffentlicht aktuelle Ergebnisse der fachübergreifenden, strukturvergleichenden Genozidforschung.

    Titelaufnahme

    Zeitschrift für Genozidforschung. Strukturen, Folgen, Gegenwart kollektiver Gewalt, herausgegeben vom Institut für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum, Verlag Wilhelm Fink/Ferdinand Schöningh, Paderborn, ISSN: 1438-8332
    Die Zeitschrift kann über den Buchhandel oder direkt über den Verlag (http://www.fink.de) bezogen werden. Die "Zeitschrift für Genozidforschung" erscheint halbjährlich. Der Jahresbezugspreis beträgt 34,90 Euro, zzgl. Versand.

    Weitere Informationen

    Kristin Platt, Institut für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum, Tel. 0234/32-29702, E-Mail: idg@rub.de, Internet: http://www.rub.de/idg/, zur Zeitschrift: http://www.rub.de/idg/zeitschrift/index.shtml


    Weitere Informationen:

    http://www.rub.de/idg
    http://www.rub.de/idg/zeitschrift/index.shtml


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).