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31.05.2005 14:36

Was tun gegen Übergewicht und Fettleibigkeit von Kindern

Angelika Rockel Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    Immer mehr Kinder sind zu dick. Schätzungen zufolge hat heute jedes achte Kind bei der Einschulung in Deutschland Übergewicht. Experten sprechen bereits von einer "Adipositas-Epidemie". Chronische Erkrankungen und Spätschäden wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gelenkschädigungen sind die Folge. Deren mittelbare Folgekosten für das deutsche Gesundheitssystem werden auf zwölf Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.
    Um den Trend zu bremsen oder sogar umzukehren, will die Europäische Kommission im Rahmen ihrer Forschungspolitik nun ein Projekt auf europäischer Ebene unterstützen. 15 Millionen Euro sollen in eine Studie mit 20.000 Kindern fließen, die vom Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) konzipiert wurde.

    Das auf fünf Jahre angelegte Vorhaben soll erstmals zuverlässige Daten für eine international vergleichende Beurteilung des Problems liefern. Die Feinabstimmung beginnt im Juni in Brüssel. Anfang 2006 wollen sich die Partner dann koordiniert vom BIPS an die Arbeit machen. Nach aktuellem Stand werden sich 25 renommierte Forschungseinrichtungen und mittelständische Unternehmen in zehn EU-Ländern an der Studie beteiligen.

    Die Details der Studie

    Ein Schwerpunkt der Studie unter dem Titel IDEFICS (Identification and Prevention of Dietary- and Lifestyle-induced Health Effects in Children and Infants) ist das Risiko für Kinder, an Übergewicht oder gar Fettleibigkeit und den damit verbundenen Stoffwechselproblemen mit ihren Langzeitfolgen (dem metabolischen Syndrom) zu leiden. Weitere Themen sind erworbene Haltungsschäden und das Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS), das ebenfalls mit der Ernährung in Verbindung gebracht wird.

    Die Wissenschaftler wollen zum Beispiel aufklären: Welche Auswirkungen haben die Lebensbedingungen in den verschiedenen Ländern? Wie groß ist der Einfluss kultureller und ethnischer Unterschiede sowie unterschiedlicher Ernährungsstile? Welche Bedeutung haben genetische Ursachen für den Hang zum Dickwerden? Im Rahmen der Untersuchung werden Jungen und Mädchen zwischen zwei und zwölf Jahren untersucht und in ihrer körperlichen Entwicklung begleitet. Zudem werden ihre Geschmacksvorlieben und -empfindlichkeiten getestet. Dafür werden Projektpartner aus der Wirtschaft spezielle Lebensmittel entwickeln. Wesentlich betreut wird dieser Teil des Vorhabens vom Sensorik-Labor des Technologie-Transfer-Zentrums in Bremerhaven.

    Der bislang einmalige Forschungsansatz geht von der Vermutung der Wissenschaft aus, dass Geschmackspräferenzen und -empfindungen großen Einfluss auf Essgewohnheiten haben. Wenn einem Kind zum Beispiel die Geschmacksnote von Fleisch oder Chips besonders liegt, wird es fettes und hochkalorisches Essen bevorzugen, und zwar nur des Geschmacks wegen. "Man könnte also in der Zukunft dazu kommen, gesundes Essen mit der bevorzugten Geschmacksnote zu produzieren", nennt der BIPS-Wissenschaftler Professor Wolfgang Ahrens Perspektiven.

    Auch in der Präventionsforschung verfolgt die Studie einen im europäischen Maßstab völlig neuen Ansatz: Erstmalig soll Vorbeugung wissenschaftlich auf ihre Wirksamkeit untersucht werden. Ziel ist, ebenso praktikable wie nachweislich effektive Maßnahmen für alle Kulturen und sozialen Gruppen zu entwickeln. "Es ist schon unendlich viel Material zur Prävention gedruckt worden, doch dessen Wirksamkeit wurde nie nachgewiesen", kommentiert Ahrens. Mit diesem Anliegen wollen sich die beteiligten Studienzentren nicht nur an Kinder und Eltern direkt wenden. Sie werden vor allem auch Vorbeugungsangebote gemeinsam mit ausgewählten Kindergärten und Schulen entwickeln und erproben.

    Das BIPS

    Das eng mit der Universität Bremen kooperierende und teilweise vom Land finanzierte BIPS erforscht seit mehr als 20 Jahren Krankheitsursachen und engagiert sich in der Vorbeugung von Erkrankungen. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen führen Studien von der Planung über die Datenerhebung bis zur Auswertung durch, bewerten die Ergebnisse und geben Handlungsempfehlungen zum Gesundheitsschutz.

    Die Felder Ernährung und Epidemiologie - also zum Beispiel die Verbreitung von Krankheiten nach Ländern oder Bevölkerungsgruppen - gehören zu den Schwerpunkten des Instituts. Über die Anerkennung der BIPS-Kompetenz durch die EU und den großen Erfolg für Bremen und Bremerhaven als "Stadt der Wissenschaft 2005" freuen sich auch die Bremer Universität und der Senator für Bildung und Wissenschaft, die die aufwändige Antragstellung mitfinanziert haben. Uni-Kanzler Gerd-Rüdiger Kück: "Dass die Projektkoordination an die Universität vergeben wurde, dokumentiert die hervorragende wissenschaftliche Qualität der Bremer Gesundheitswissenschaften."

    Ansprechpartner für weitere Informationen:

    Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS)
    Prof. Dr. Wolfgang Ahrens (Abteilungsleiter)
    Tel: +49 (0)421 59596-0
    Fax: +49 (0)421 59596-68
    ahrens@bips.uni-bremen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.bips.uni-bremen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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