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01.06.2005 11:35

Weltweit erstes Forschungsprojekt zur therapeutischen Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch gestartet

Dr. Christian Jung Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    Forschungsvorhaben am Institut für Sexualmedizin der Charité nimmt Arbeit auf - VolkswagenStiftung unterstützt Vorhaben mit 520.000 Euro

    Das Institut für Sexualmedizin der Charité - Universitätsmedizin Berlin startet das weltweit erste Forschungsprojekt zur präventiven Behandlung potenzieller Täter von sexuellem Kindesmissbrauch. Es richtet sich in Form eines dreijährigen ambulanten Therapieprogramms an Männer, die sexuelle Fantasien bezogen auf Kinder haben und befürchten, sexuelle Übergriffe auf Kinder begehen zu können.

    Interessenten, die sich um einen der insgesamt 180 Therapieplätze bewerben, müssen hinsichtlich ihrer auf Kinder bezogenen sexuellen Impulse über ein Problembewusstsein verfügen und aus diesem Grund von sich aus und ohne juristischen Druck therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen wollen. Werden diese Männer in das Projekt aufgenommen, können sie kostenlos und schweigepflichtgeschützt sowohl eine diagnostische Abklärung ihres Problems als auch therapeutische Unterstützung bekommen. "Wir gehen einen neuen Weg und wenden uns an potenzielle Täter. Es gibt bislang keinerlei therapeutische Prävention, die den Focus auf den Täter richtet. Insofern hat unser Projekt Pioniercharakter", sagt Professor Dr. Dr. Klaus M. Beier, Direktor des Instituts für Sexualmedizin der Charité, der das Forschungsprojekt ins Leben gerufen hat und leitet.

    Laut Kriminalstatistik werden in Deutschland jährlich etwa 20.000 Kinder Opfer sexueller Übergriffe. Repräsentative Umfragen haben allerdings gezeigt, dass die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher liegt. Therapeutische Angebote setzten bisher erst ein, wenn Täter für Sexualstraftaten rechtskräftig verurteilt sind. Umso wichtiger ist es, präventive Behandlungsangebote zu etablieren, die "im Dunkelfeld" greifen und damit wirksam werden, bevor sexuelle Übergriffe auf Kinder erfolgen. "Es kann keine bessere Prävention geben, als problembewusste Männer davon abzuhalten, zum Täter zu werden", meint Jerome Braun, Geschäftsführer der Stiftung Hänsel+Gretel, die sich für den Opferschutz in Deutschland einsetzt und das Projekt finanziell und beratend unterstützt. Die VolkswagenStiftung fördert das Vorhaben mit 517.700 Euro in ihrem Segment "Offen für Außergewöhnliches". Diese fließen zu 100 Prozent in die wissenschaftliche Forschungsarbeit.

    "Das Ziel des Projekts ist die Verringerung sexueller Übergriffe auf Kinder durch Etablierung qualifizierter, präventiver Therapieangebote für potenzielle Dunkelfeldtäter. Zudem sollen die Schwellenängste bei den potenziellen Tätern reduziert werden, solche Behandlungsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen", erläutert Professor Dr. Dr. Klaus Beier.

    Mithilfe einer PR- und Medienkampagne (Anzeige, TV-Spot), die Scholz & Friends pro bono für das Präventionsprojekt erstellt hat, sollen Männer, die auf Kinder bezogene sexuelle Impulse verspüren, auf die vorbeugende Therapiemöglichkeit aufmerksam gemacht werden. Das Motto der Kampagne lautet: "Damit aus Fantasien keine Taten werden!" Betroffene Männer sollen die Botschaft erhalten: "Du bist nicht schuld an Deinen sexuellen Gefühlen, aber Du bist verantwortlich für Dein sexuelles Verhalten! Es gibt Hilfe! Werde kein Täter." Flankiert wird die Kampagne von einem Internetauftritt, den die Scholz & Friends Onlinetochter IMP konzipiert hat. Auf der Webseite www.kein-taeter-werden.de erhalten Interessierte weitere Informationen und Kontaktdaten.

    Die Beiratsmitglieder des Projekts sind:
    Prof. Dr. Detlev Ganten, Vorstandsvorsitzender der Charité;
    Dr. Günther Jonitz, Präsident der Berliner Ärztekammer;
    Siegfried Kauder, MdB, Vorstandsmitglied des "Weißer Rings";
    Barbara Schäfer-Wiegand, Sozialministerin in Baden-Württemberg a. D., Vorsitzende der Stiftung Hänsel+Gretel;
    Prof. Dr. Heinz Schöch, Lehrstuhl für Strafrecht an der LMU München;
    Prof. Dr. Hartmut A. G. Bosinski, Leiter der Sexualmedizinischen Beratungsstelle am Universitätsklinikum Kiel.

    Pressekontakt:
    Dr. Cornelie Kunkat, Tel. (030) 285 35 -520, Fax -370,
    E-Mail: cornelie.kunkat@s-f.com

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    Kontakt

    VolkswagenStiftung
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Christian Jung
    Telefon: 05 11/83 81 - 380
    E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de

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    Der Text der Presseinformation steht im Internet zur Verfügung unter
    http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse05/01062005.pdf


    Weitere Informationen:

    http://www.kein-taeter-werden.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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