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01.06.2005 19:00

Ungewöhnliche neue Dinosaurierart entdeckt

Frank Luerweg Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Ein argentinischer Schafzüchter hat den bei weitem kurzhalsigsten Langhalssaurier entdeckt, der bisher gefunden wurde. Ein deutsch-argentinisches Forscherteam um den Münchener Paläontologen Dr. Oliver Rauhut von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie stellen das Tier in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Nature" vor. Die Studie entstand im Rahmen einer an der Universität Bonn koordinierten Forschergruppe, die sich mit der Entstehung und Biologie der Riesen-Dinos beschäftigt.

    Sie waren die Giganten der Urzeit und gelten noch heute oft als ein Symbol für eine zum Untergang geweihte Unfähigkeit zur Anpassung: Die Langhalssaurier mit ihren langen Hälsen, winzigen Gehirnen und enormen Körpern. Die neue Dinosaurierart widerspricht diesem Bild und zeigt, dass diese Tiere anpassungsfähiger waren, als allgemein angenommen.

    Schlangenartige Hälse recken sich in die Höhe, um Baumwipfel abzuweiden und einen gewaltigen Körper mit Nahrung zu versorgen. Jeder kennt solche Szenen aus diversen Dokumentationen oder Filmen wie "Jurassic Park". Die Sauropoden oder Langhalssaurier sind für viele der Urtyp eines Dinosauriers: Ein massiger Körper mit einem langen Hals und langem Schwanz. Der charakteristische lange Hals wurde bei einigen Formen viermal so lang wie die Rückenwirbelsäule.

    Die Langhalssaurier gelten generell als anatomisch konservativ, es gibt nur eine geringe Variation des Grundbauplanes. Dies spiegelt sich in der Interpretation ihrer Lebensweise wider: Sauropoden gelten als unspezialisierte vegetarische Allesfresser, die schon allein aufgrund ihrer Größe alles, was in ihrer Reichweite lag, in sich hineinschlingen mussten.

    In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Nature" stellt nun ein Deutsch-Argentinisches Forscherteam um den Münchener Paläontologen Oliver Rauhut von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie eine neue Dinosaurierart vor, die diesen Vorstellungen widerspricht. Brachytrachelopan mesai (Mesas kurzhalsiger Hirtengott) heißt der neue Sauropode, den Rauhuts Team in Patagonien, in der argentinischen Provinz Chubut, ausgegraben hat. Gefunden hat den neuen Dino Daniel Mesa, ein dort ansässiger Schafzüchter, als er auf der Suche nach einigen verlorenen Schafen war.

    Das Besondere an dem neuen Tier: Es ist der bei weitem kurzhalsigste Langhalssaurier, der bisher gefunden wurde. "Als wir feststellten, wie kurz die einzelnen Halswirbel wirklich waren, konnten wir es zuerst gar nicht glauben - es widersprach einfach jeder Vorstellung eines Sauropoden", erklärt Rauhut. Tatsächlich ist der Hals von Brachytrachelopan deutlich kürzer als die Rückenwirbelsäule - eine bei den Sauropoden einmalige Anpassung.

    Der kurze Hals deutet darauf hin, daß Brachytrachelopan sich in seiner Lebensweise deutlich von anderen Sauropoden unterschied. Vermutlich war dieses Tier eher wählerisch in der Auswahl seiner Futterpflanzen und hatte sich auf Pflanzen einer bestimmten Höhe spezialisiert. Dazu passt auch die für einen Sauropoden geringe Größe von zehn Metern oder weniger. "Die Spezialisierung auf eine bestimmte Futterquelle mag eine Beschränkung für das Größenwachstum dieser Tiere gewesen sein", sagt Rauhut: "Somit mögen umgekehrt die geringe Nahrungsspezialisierung und der lange Hals anderer Sauropoden wichtige Voraussetzungen für ihren Gigantismus gewesen sein."

    Damit liefert der neue Fund auch neue Ideen für die DFG Forschergruppe "Biologie der sauropoden Dinosaurier: Die Evolution des Gigantismus", in deren Rahmen die Studie durchgeführt wurde. Offenbar waren die Sauropoden weder in ihrer Anatomie noch in ihrer Lebensweise so einheitlich, wie oft angenommen. Dazu kommt auch noch ein weiterer Umstand: Brachytrachelopan gehört zu einer Gruppe von Sauropoden, die man erst seit dem oberen Jura kennt, also seit etwa 150 Millionen Jahren. Dann hat sie sich aber schnell in weiten Teilen der Welt verbreitet. In einer Welt, die sich zu dem Zeitpunkt aufgrund des Auseinanderbrechens des Superkontinentes Pangäa rasch veränderte, erreichte sie eine hohe anatomische Diversität. Rauhut: "Es scheint, dass die Sauropoden, unser Epitom für schwerfällige und wandlungsunfähige Riesen, erfolgreicher und anpassungsfähiger waren, als man gemeinhin angenommen hat."

    Weitere Informationen zu den Zielen und Ergebnissen der Forschergruppe gibt es unter http://www.sauropod-dinosaurs.uni-bonn.de

    Kontakt:
    Dr. Oliver Rauhut
    Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie
    Telefon: 089/2180-6645
    E-Mail: o.rauhut@lrz.uni-muenchen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.sauropod-dinosaurs.uni-bonn.de - Webseite der Forschergruppe


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    regional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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