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03.06.2005 09:32

Besserer und längerer Schutz vor Krebs

Helena Reinhardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Ergebnisse einer Jenaer Studie zeigen: Besserer und längerer Schutz vor Gebärmutterhalskrebs mit veränderten Tests zur Krebsvorsorge

    (Jena) Dass eine regelmäßige Vorsorge besonders bei Krebserkrankungen wichtig ist, ist allgemeiner Konsens. Doch mit der praktischen Umsetzung hapert es im Alltag allzu oft. So nutzen weniger als die Hälfte aller Frauen in Deutschland die Vorsorgeuntersuchungen bei ihrem Gynäkologen. Viele Frauen finden die jährliche Untersuchung lästig und gehen nicht hin.

    Jenaer Wissenschaftler fanden heraus, dass sich mit veränderten Nachweismethoden für den Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) ein besserer Schutz über einen längeren Zeitraum erzielen lässt. Dies geht aus den Ergebnissen einer Studie des Universitätsklinikums Jena hervor, die jetzt im "International Journal of Cancer" veröffentlicht wird.

    Ein interdisziplinäres Team verglich über fünf Jahre bei 4.000 Frauen die Aussagekraft zweier Nachweismethoden - des derzeit gebräuchlichen Pap-Tests und des Nachweises von humanen Papillomviren, HPV genannt. In einer vorangegangenen Studie konnten die Forscher um Prof. Dr. Matthias Dürst von der Jenaer Uni-Frauenklinik bereits nachweisen, dass ein HPV-Test deutlich mehr Frauen mit einer Krebsvorstufe oder einer Krebserkrankung erkennt als der Pap-Test.

    Bei dem mit jährlich 273.000 Sterbefällen weltweit als zweithäufigsten Krebs geltenden Zervixkarzinom ist die Entdeckung im Vor- oder Frühstadium der Erkrankung entscheidend für den Heilungserfolg. Doch um den Krebs rechtzeitig zu finden, müssen die Frauen die Vorsorge auch nutzen.

    "In einem zweiten Schritt haben wir daher mit der aktuellen Studie vor allem die prognostische Aussagekraft der beiden Nachweismethoden verglichen", erklärt Prof. Dürst. Die Wissenschaftler gingen der Frage nach, wie sicher die Entwarnung in Sachen Gebärmutterhalskrebs nach einem negativen Pap-Test oder einem negativen HPV-Test für die nächsten Jahre ist. Das Ergebnis zeigt: Frauen mit einem negativen HPV-Test erkranken auch in den nächsten fünf Jahren seltener an Gebärmutterhalskrebs und dessen Vorstufen als Frauen mit einem negativen Pap-Test. Sind beide Tests negativ, das traf auf 90 % der Frauen zu, ist die Wahrscheinlichkeit einer Diagnose Zervixkarzinom in den nächsten fünf Jahren fast Null. Nach einem positiven HPV-Test beträgt die Wahrscheinlichkeit für Krebs 2 %, für eine Krebsvorstufe 36 %. "Die Studienergebnisse zeigen, dass sich die Krebsvorsorge durch die Kombination beider Nachweismethoden an das Erkrankungsrisiko einer Frau anpassen lässt. Werden Papillomviren nachgewiesen, sollte engmaschig kontrolliert werden, fallen beide Tests negativ aus, kann die Vorsorge in größeren Abständen als bisher durchgeführt werden. Das kann zu einer erheblichen Verbesserung der Vorsorgeuntersuchungen führen und die Zahl der bisher übersehenen Erkrankungsfälle verringern ", schlussfolgert Dürst.

    Da vor allem junge Frauen oftmals nur vorübergehend mit Papillomviren infiziert sind, ist noch zu klären, ab welchem Alter und in welchen Abständen der HPV-Test sinnvoll angeboten werden sollte. Die Mediziner hoffen, dass mehr Frauen eine verbesserte Vorsorgeuntersuchung in Anspruch nehmen werden als bisher.

    Hintergrund

    Jährlich erkranken 6.000 Frauen in Deutschland an Gebärmutterhalskrebs. Bei 150.000 Frauen wird an der Gebärmutter eine Präkanzerose diagnostiziert, eine potenzielle Vorstufe der bösartigen Krebserkrankung. Ausgelöst kann dieser Krebs werden, wenn sich winzigen Warzenviren, die humanen Papillomviren (HPV), die in der Regel sexuell übertragen werden, auf Dauer ansiedeln.

    Das derzeit angewandte Verfahren zur Früherkennung des Zervixkarzinoms, der so genannte Pap-Test, ist eine zytologische Untersuchung des Zellabstrichs, der auffällige Zellen nachweist. Der HPV-Test weist dagegen auf Genebene das Vorhandensein der Papillomviren-DNA in den Zellabstrichen nach. Da die meisten Frauen im Laufe ihres Lebens vorübergehend mit Papillomviren infiziert werden, aber nicht zwangsläufig an Krebs erkranken, erfolgt der Nachweis im Umkehrschluss: Kann keine HPV-DNA nachgewiesen werden, liegt mit 99,6 prozentiger Sicherheit weder ein Gebärmutterhalskrebs noch eine Präkanzerose vor.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Matthias Dürst
    Gynäkologische Molekularbiologie, Universitätsfrauenklinik Jena
    Tel.: 03641/934275
    Fax: 03641/934272
    E-Mail: matthias.duerst@med.uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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