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05.06.2005 12:40

Elite- statt verlorener Generation nach Wirtschaftskrise

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Vom Experten-Workshop "Selbstbestimmte und persönliche Entwicklung unter den
    Bedingungen des Wandels" an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Jena (05.06.05) Jugendliche, die in Zeiten von Wirtschaftskrisen aufwachsen, gehören nicht zwangsläufig zu einer verlorenen Generation. Sie können sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen, hat am Sonntag (05.06.) Glen H. Elder bei einem Workshop von Entwicklungspsychologen und Transformationsforschern der Friedrich-Schiller-Universität Jena dargestellt.

    Elder ist Soziologie-Professor an der University of North Carolina at Chapel Hill (USA) und hat in einer ausführlichen Studie die Entwicklung Jugendlicher untersucht, die die Farmkrise in Iowa während der 1970er Jahre miterlebt haben. Damals brach in diesem Korngürtel der USA aufgrund der politischen Bedingungen der Absatz ein, die Farmen verloren etwa die Hälfte ihres Wertes. Schließungen und Abwanderungen - sowie Absturz der Farmer in Alkoholismus bis hin zu verstärkten Selbstmorden - waren die Folge. Vermutet hat die Wissenschaft bei einer solchen Krisenkonstellation, die an die Bedingungen der Bauern in der DDR zu Wendezeiten erinnert, dass die Jugendlichen ins Abseits geraten, zur "verlorenen Generation" werden würden.

    Doch Prof. Elder ermittelte ganz andere, Mut machende Ergebnisse, wie er bei der Tagung darstellte, die vom Jenaer "Center for Applied Developmental Science" (CADS) und dem Sonderforschungsbereich der Universität zur Transformationsforschung (SFB 580) ausgerichtet wird. Vier bis fünf Jahre nach der Krise wandelten sich die Effekte ins Gegenteil: Statt Depression bildete sich Unverwüstlichkeit. Die Kinder entwickelten sich positiv, gehörten in der Schule zu den Besten und nahmen auch bei anderen Aktivitäten - von Sport bis Kirche - führende Positionen ein.

    Ursachen für diese unerwartete Entwicklung fand Prof. Elder vor allem in einem neuen Sozialverhalten der Farmer. Während sie früher eher einzeln und alleine agierten, schlossen sich die Farmerfamilien nun verstärkt mit anderen Einheiten zusammen. Zum Teil waren dies andere Farmer, mit denen man gemeinsam den Boden bewirtschaftete, aber auch der Kontakt zu anderen Familien oder Einrichtungen wurde verstärkt. "Es bildeten sich Netzwerke der Hilfe", erläuterte Elder. Diese Netzwerke wuchsen zu einer Größe und führten damit zu erhöhtem Einfluss, der wiederum dem beteiligten Individuum zugute kam.

    Die aus der Krise gewachsene Größe zeigte sich auch in den einzelnen Familien. Dort blieb der Familienverband häufig länger zusammen, die jungen Erwachsenen zogen nicht weg, sondern blieben im Familienverband, der von den Großeltern über drei bis vier Generationen reichte. Dies wiederum half gerade den Jugendlichen, denn sie hatten mit den Großeltern andere Gesprächspartner als die Eltern, gegen die pubertierende Kinder eher rebellieren. "Die Größe führte zum Erfolg", fasst Elder zusammen und ergänzt, dass die Vorfahren der Farmer in der untersuchten Region vor allem aus Deutschland stammten. Das habe die Bildung der Netzwerke erleichtert, erläutert er, da auf einer Gemeinsamkeit leichter aufgebaut werden kann.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Psychologie, Tier / Land / Forst
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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