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06.06.2005 14:28

Karriereplanung mit "plan m": Universität Bremen startet Mentoring-Programm für Wissenschaftlerinnen

Angelika Rockel Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    Die Universität Bremen bietet jetzt Wissenschaftlerinnen mit dem Berufsziel Professorin ein neues Personalentwicklungsprogramm an: "plan m" Mentoring für Natur- und Technikwissenschaftlerinnen setzt dabei auf Mentoring kombiniert mit Networking und karrierespezifischer Fortbildungen. Insgesamt 12 Doktorandinnen, Post-Doktorandinnen und Habilitandinnen entwickeln mit MentorInnen und KarriereexpertInnen Strategien für ihre Laufbahn. Das Programm wird durch hauseigene Mittel finanziert wird.

    Wer nicht gefördert wird, hat wenig Aussicht auf eine akademische Spitzenposition. Genau hier setzt "plan m - Mentoring für Natur- und Technikwissenschaftlerinnen" an: Am 1. Juni 2005 starten 12 hochqualifizierte Doktorandinnen, Post-Doktorandinnen und Habilitandinnen in der Universität Bremen die einjährige Runde ihrer Karriereplanung. Gemeinsam mit einer Mentorin oder einem Mentor und Karriere-Expertinnen entwickeln sie Strategien und Kompetenzen für ihren Aufstieg. Im Fokus stehen die Spielregeln der Wissenschaftskultur und der Umgang mit Machtstrukturen, die Anforderungen an eine Professorin und ihre Führungs- bzw. Managementkompetenzen sowie gezielte Schritte, um die nächste Stufe auf der Karriereleiter zu erklimmen. Hochrangige Professorinnen stellen dabei den Mentees Erfahrungswissen aus ihrem Karriereverlauf zur Verfügung. Dieses informelle Wissen, das in der Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlerinnen an deutschen Hochschulen bisher ungenutzt blieb, bildet hier bewusst den Kern der Qualifizierungsmaßnahme.

    Die strukturelle Einbindung des Programms in der Universität ist eine ihrer besonderen Stärken und verspricht Erfolg. Finanziert wird es durch hauseigene Mittel, was bundesweit unüblich ist. Mit 18% Frauenanteil auf den Professuren (2003) liegt Bremen weit über dem Bundesdurchschnitt von 11,9%. Frauenförderung für Führungspositionen in der Wissenschaft ist ein Novum und wird durch "plan m" aus seinem Nischendasein herausgehoben. Um den geringen Frauenanteil an den Professuren der Natur- und Technikwissenschaften langfristig zu erhöhen, beauftragte Gerd-Rüdiger Kück, Kanzler der Universität Bremen, die Arbeitsstelle Chancengleichheit mit der Entwicklung eines Mentoring-Programms für Wissenschaftlerinnen mit dem Berufsziel Professorin. "Obwohl die Universität Bremen einen hohen Frauenanteil bei den Professuren zu verzeichnen hat, sind die für die Gleichstellung von Frauen notwendigen strukturellen Veränderungen bisher zu wenig berücksichtigt", erklärt der Kanzler, "deshalb führen wir ein Mentoring-Programm durch, das den Abbau von Karriere-Barrieren für Akademikerinnen zum Ziel hat".

    Nach wie vor bilden deutsche Hochschulen im internationalen Vergleich das Schlusslicht. Frauen sind auf den C4-Professuren mit 6,3% (2001) vertreten, in der EU ist ihr Anteil mit 11,3% nahezu doppelt so hoch.

    Um die Qualität der Mentoring-Arbeit zu sichern, gab es in der Universität Bremen ein aufwändiges Bewerbungsverfahren und eine intensive Matching-Phase der Tandems. "Je intensiver und sorgfältiger diese Vorarbeit ist, desto erfolgreicher wird die Zusammenarbeit" erklärt die Projektleiterin Anneliese Niehoff, Leiterin der Arbeitsstelle Chancengleichheit und Organisationsberaterin. Zugelassen wurden nur Mentees, die per Gutachten ihre herausragende wissenschaftliche Leistung nachweisen konnten. Gefragt war außerdem ein hohes Maß an Selbständigkeit, Kreativität und Engagement - ebenfalls beste Voraussetzungen für die spätere Professorinnentätigkeit.

    "Insgesamt orientiert sich das Programm an den Bedürfnissen der einzelnen Mentees und ihrem Lernprozess", so die Projektkoordinatorin Susanne Abeld. Die Diplom-Psychologin weiß, dass Trainings von der Stange nicht weit führen. Vielmehr sollen die individuellen Fähigkeiten und die spezifischen Lebenssituationen der Mentees berücksichtigt werden. Hochschulmanagement, Drittmittelakquise, Führungskompetenzen, Karriereplanung, Networking und Konfliktmanagement stehen mit der Option auf dem Programm, sie im Verlauf des Projekts gemäß dem Lernprozess verändern zu können.

    Um neue, vor allen Dingen weibliche Vorbilder und ihre spezifischen Erfahrungen im Wissenschaftsbetrieb ging es auch den Mentees bei der Auswahl ihrer Mentoren und Mentorinnen. In intensiven Einzelinterviews und Workshops haben die Nachwuchswissenschaftlerinnen gemäß ihren Lern- und Entwicklungszielen ihre Kandidatinnen und Kandidaten ausgesucht. Die Resonanz bei den hochkarätigen Professorinnen und Professoren war erfreulich groß. Trotz randvoller Terminkalender haben sie ihre Beratungsbereitschaft sofort zugesagt. "Die Unterstützung von Frauen in der Wissenschaft ist längst überfällig. Ich begrüße dieses Konzept sehr", so eine Mentorin. 11 Professorinnen und 1 Professor, jeweils zur Hälfte von der Universität Bremen und von Hochschulen aus dem nord- und mitteldeutschen Raum, arbeiten über 1 Jahr eng mit ihrer Mentee eine Karrierestrategie aus.

    Mentoring als informelle Förderbeziehung verstanden hat eine lange zumeist männliche Tradition in der Wissenschaft. Der WIKA-Studie der Universität Münster zufolge wurden 80% derzeitiger Professoren und Professorinnen bundesweit auf ihrem Karriereweg von einem Mentor unterstützt. Zentral ist die persönliche Förderung des Nachwuchses durch den Professor oder die Professorin. Dabei wird der Nachwuchs auf Positionen der eigenen wissenschaftlichen Einrichtung platziert. Der Professor/die Professorin sichert damit sowohl den Fortbestand der eigenen Forschung als auch die Karriere des jungen Akademikers. Die Integration in das Netzwerk der meist älteren Fachvertreter und deren Scientific Community ist inbegriffen. Durch gemeinsame Tagungen, Konferenzen und Publikationen an der Seite des etablierten Mentors wird der Jüngere als würdiges Mitglied im Old-Boys-Networks aufgenommen. Tradierte Rollenerwartungen und männlich geprägte Leitbilder und Fachkulturen bewirken allerdings, dass Frauen seltener diese Unterstützung im Laufe ihrer akademischen Karriere erfahren als ihre männlichen Kollegen. So haben bundesweit lediglich 6% Frauen eine Professur in den Natur- und Technikwissenschaften inne. Sind z.B. in der Biologie noch gut 50% der Promovierenden weiblich, nimmt mit jeder Stufe der Karriereleiter ihre Anzahl kontinuierlich ab.

    Erfolgreiches Networking ist die wichtigste Karrierestrategie. Die Integration in die Hochschule und in die Scientific Community ist Voraussetzung für die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit und Präsenz. Ein gutes Netzwerk erhöht die eigene Reputation; so können wissenschaftliche Machtpositionen ausgebaut werden. Bleibt der privilegierte Zugang zum Old-Boys-Network Frauen verwehrt, werden ihnen karriererelevante Informationen vorenthalten, die für den Wettbewerb um Positionen notwendig sind. Deshalb hat Networking im Mentoring-Programm der Universität Bremen zum Ziel, ein Kontaktnetz zu etablieren, das zum einen bestehende informelle Kanäle für Frauen zugänglich macht und zum anderen die Vernetzung untereinander forciert. Gefragt sind Kontakte zu so genannten "Gate Keepern", die das Tor zur Scientific Community öffnen, aber auch zu Gleichgestellten, um sich gegenseitig zu unterstützen. "Ich habe bisher die Notwendigkeit der Vernetzung unterschätzt. Jetzt weiß ich, dass fachliche Qualifikation nicht alles ist", berichtet eine Mentee. Sie hat sich eine Mentorin mit Sitz im Wissenschaftsrat gesucht.

    Die Universität Bremen setzt mit "plan m" neue Maßstäbe in der gezielten Nachwuchsförderung. Sie realisiert die auf EU-Ebene im Bologna-Prozess nachdrücklich geforderte Qualitätssicherung in der Ausbildung des wissenschaftlichen Mittelbaus. "Nur wenn strukturelle Veränderungen in der Wissenschaftskultur und Gleichstellungsprogramme aufeinander abgestimmt sind, erhöhen sich nachhaltig die Chancen von Frauen auf eine Professur. Ein Mentoring-Programm allein kann dies nicht leisten", erklärt Anneliese Niehoff.

    Ein Foto (Mentorin und Mentee im Gespräch) kann in der Pressestelle der Universität Bremen angefordert werden, Email: rockel@presse.uni-bremen.de.

    Weitere Informationen und Kontakte zu Mentees und Mentorinnen:
    Susanne Abeld, Tel. 0421- 218-7130, Email: chanceng4@uni-bremen.de


    Bilder

    Mentorin und Mentee im Gespräch
    Mentorin und Mentee im Gespräch

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Organisatorisches, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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