Neues vom Smog
Bei Sommersmog entstehen mehr chemische
Verbindungen als bisher vermutet
Isopren ist ein einfacher Kohlenwasserstoff, dessen Abkömmlinge im
Stoffwechsel der Pflanzen eine wichtige Rolle spielen. Vor allem Eichen
geben Isopren an die Umwelt ab - aber auch alle anderen Pflanzen bis hin zu
Algen. Jedes Jahr gelangen so weltweit bis zu 450 Millionen Tonnen dieser
Verbindung in die Atmosphäre. Wie ein Chemikerteam um Karlheinz
Ballschmiter von der Universität Ulm jetzt herausgefunden hat, wird dieses
Isopren - wie andere Kohlenwasserstoffe auch - an sonnenreichen Tagen durch
Verkehrsemissionen verändert. Dabei entstehen chemische Verbindungen, die
zum Teil jetzt erstmals nachgewiesen werden konnten.
Bei den "neuen" Isopren-Abkömmlingen handelt es sich um die sogenannten
Nitrate und Hydroxynitrate des Isoprens: Sie bilden sich nachts bei einer
Reaktion zwischen dem Isopren und dem Luftgebräu aus Ozon und Stickoxiden,
das bei starkem anhaltendem Sonnenschein tagsüber vor allem aus Auto- und
LKW-Abgasen entsteht - eben dem bekannten Sommersmog.
Diese neuen Spurenstoffe sind den Umweltanalytikern bislang offenbar durch
die Finger gerutscht. Dies fanden Ballschmiter und seine Mitarbeiter
heraus, als sie zu Vergleichszwecken alle Isopren-Abkömmlinge, die ihre
Bildung dem Sommersmog verdanken könnten, im Reagenzglas nachbauten. Eine
Anzahl dieser Verbindungen konnten sie schließlich mit ausgeklügelten
Analysemethoden auch in der Umgebungsluft nachweisen - auf dem von Eichen
umsäumten Campus der Universität Ulm, neben einem Autoparkplatz. Andere
zersetzen sich jedoch in den empfindlichen Meßgeräten, bevor sie auf den
Anzeigen überhaupt einen Zeigerausschlag verursachen können. Nach ihnen
fahnden die Ulmer Forscher jetzt mit verfeinerten Methoden.
Letztlich muß wegen dieser Isoprennitrate aber noch lange kein Ulmer
Student mit Atemmaske zu seinen Vorlesungen kommen, denn die
Konzentrationen der "neuen" Luftschadstoffe lagen lediglich bei wenigen
Milliardstel Gramm pro Kubikmeter Luft. Dennoch zeigen Ballschmiters
Untersuchungen, daß der "Chemische Zoo" in unserer Umgebungsluft noch lange
nicht vollständig kartiert ist. Denn Pflanzen geben längst nicht nur
Isopren an die Umwelt ab: Zu den Stoffen, die sie außerdem in geringen
Mengen emittieren, gehören zum Beispiel hunderte von Riechstoffen, die
Terpene. Auch ihr Schicksal unter Smogbedingungen ist zur Zeit noch
unerforscht.
Kontakt: Prof. Dr. K. Ballschmiter
Abteilung Analytische Chemie und
Umweltchemie der Universität
Albert-Einstein-Allee 11
D-89069 Ulm
Fax: (+49) 731-50-22763
E-mail: karlheinz.ballschmiter @chemie.uni-
ulm.de
oder:
Akademie für Technikfolgenabschätzung in
Baden-Württemberg
Industriestr. 5
D-70565 Stuttgart
Fax: (+49) 711-9063-299
E-mail: ballsch@afta-bw.de
Quelle:
Angewandte Chemie 1999, 111 (11), 1742 - 1745
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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