Entwicklung von bösartigen Tumoren wird durch Gene gefördert /Veröffentlichung unter Federführung von Heidelberger Wissenschaftlern
Alkoholiker haben ein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken. Mit starkem Alkoholkonsum werden bösartige Tumoren, vor allem der Leber, Speiseröhre, Gaumen und Kehlkopf, seltener im Dickdarm sowie der Brust bei Frauen, in Zusammenhang gebracht. Mehr als 6.000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich an Krebsarten des oberen Verdauungstraktes. Schon ein Liter Bier oder einige Gläser Wein täglich können das Risiko vervielfachen. Allerdings sind nicht alle der starken Konsumenten betroffen.
Denn ob sich Krebs entwickelt oder nicht wird entscheidend von genetischen Anlagen bestimmt. Eine Gruppe von Wissenschaftlern unter Federführung von Professor Dr. Helmut Seitz, Ärztlicher Direktor des Heidelberger Krankenhauses Salem, hat jetzt erstmals die Existenz eines genetischen Risikomarkers bestätigt, der die Entstehung von mit hohem Alkoholkonsum verbundenen Tumoren beeinflusst. Dabei handelt es sich um ein Gen, das für die Produktion von Azetaldehyd, einem krebserzeugenden Stoffwechselprodukt von Alkohol, verantwortlich ist, das so genannte Alkoholdehydrogenase 1C-Gen. Diese Forschungsergebnisse wurden bereits letztes Jahr in der Zeitschrift "GUT" veröffentlicht. Neuere Daten sind beim Alkoholweltkongress in Mannheim vorgetragen worden und jetzt in der Zeitschrift 'International Journal of Cancer' eingereicht.
Erhöhte Konzentration von krebsauslösendem Azetaldehyd
"Alkohol selbst löst keinen Krebs aus", erklärt Professor Seitz. "Vielmehr ist es sein Stoffwechselprodukt Azetaldehyd, welches meist gemeinsam mit anderen krebsauslösenden Faktoren wie Rauchen die Krebsentstehung vorantreibt." Die Alkoholdehydrogenase (ADH) wandelt Alkohol in diesen toxischen und krebserregenden Stoff um, dessen Konzentration bei starkem Alkoholkonsum auch im Speichel ansteigt.
Deswegen sind homozygote Träger des Gens ADH-1C1 einem besonders hohen Krebsrisiko ausgesetzt. Dies konnten Professor Seitz und seine Kollegen von den Universitäten Erlangen, Lübeck und Regensburg in einer großen Studie mit mehr als 800 Patienten feststellen. Verglichen wurden zwei Gruppen von alkoholkranken Patienten: Eine Gruppe litt an einem bösartigen Tumor der Leber, der Speiseröhre, der Bauchspeicheldrüse oder des Dickdarms, die andere Gruppe hatte keine Krebserkrankung. Die erkrankten Patienten waren sehr viel häufiger homozygote Träger des Gens ADH-1C1. "Damit haben wir nachgewiesen, dass bei alkohol-bedingten Tumorerkrankungen die genetische Veranlagung eine wichtige Rolle spielt," sagt Professor Seitz.
Auf jeden Fall raten die Ärzte zu einem moderaten Alkoholkonsum, denn schon ab 20 (Frauen) bzw. 40 Gramm (Männer) Alkohol pro Tag - dies entspricht ca. 1/4 Liter Wein oder zwei Gläsern Bier - versechsfacht sich für einen gesunden Menschen das Risiko, eine schwere Lebererkrankung (Zirrhose) zu entwickeln.
Literatur
C Coutelle, H K Seitz et. al.: Risk factors in alcohol associated breast cancer: alcohol dehydrogenase polymorphism and estrogens. Int J Oncol. 2004 Oct;25(4):1127-32.
J P Visapää, H K Seitz et. al: Increased cancer risk in heavy drinkers with the alcohol dehydrogenase 1C*1 allele, possibly due to salivary acetaldehyde. Gut, Jun 2004; 53: 871 - 876.
(Die Literatur kann unter contact@med.uni-heidelberg.de angefordert werden)
Bei Rückfragen
Professor Dr. med. H.K. Seitz
Krankenhaus Salem
Zeppelinstr. 11-33
69121 Heidelberg
Tel: +49-6221-483-202
Fax:+49-6221-483-494
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse - Pressemitteilung online
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).