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09.06.2005 16:31

Kleinfamilie, Eigenheim und rebellische Jugendkultur im Amerika der 50er

Heidi Neyses Kommunikation & Marketing
Universität Trier

    Impulse für neue Forschungspfade: Tagung am Trier Center for American Studies (TCAS) an der Universität Trier:
    Kleinfamilie, Eigenheim, Fortschrittsglauben, materieller Wohlstand, wachsender Konsum, aber auch die unterschwellige Angst vor einem Atomkrieg oder der stalinistischen Sowjetunion prägten die Nachkriegszeit und das Amerika der 50er Jahre. Der daraus resultierende Konservatismus bewirkte jedoch eine kulturelle Gegenbewegung in Literatur, Kunst, Musik und Film. Symbole der rebellischen Jugendkultur der Fünfziger sind Filme wie "Rebels without a Cause?" mit James Dean, Elvis und der Rock'n'Roll oder die Beatniks in der Literatur. Eine Konferenz am 17. / 18. Juni 2005 am Trierer Zentrum für Amerikastudien - Trier Center for American Studies (TCAS) an der Universität Trier will dieses Verhältnis zwischen konservativ-konformistischer Mainstream-Kultur und ihrer rebellischen Gegenbewegung ausleuchten und neu bewerten. Der Tagungstitel nach dem 50er-Jahre Kultfilm mit James Dean "Rebels without a Cause? Renegotiating the American 1950s" läßt spannende Diskussionen erwarten.

    Die interdisziplinär angelegte, in englischer Sprache durchgeführte Tagung möchte dem fragil-explosiven Spannungsverhältnis von Affirmation und Rebellion, kollektiver Konsumorientierung (McDonalds) und manichäischer Politisierung (McCarthy) in den scheinbar ruhigen, klaren und konservativen 50er Jahren der US-amerikanischen Gesellschaft, Kultur und Literatur nachspüren. Eine genauere, auf neueren Forschungsergebnissen basierende Ergründung der komplexen Wechselwirkungen von Konformismus und Fundamentalismus, Entpolitisierung und Radikalisierung (Stichworte: Antikommunismus, Beat-, Bürgerrechts- und Frauenbewegung) erhält heute besondere Bedeutung, da wichtige Facetten der dominanten Debatten zu Beginn des 21. Jahrhunderts (Fundamentalismus und Terrorismus, enger Zusammenhang von Außen- und Innenpolitik, Fremd- und Binnenwahrnehmung, Personalisierung von Politik, Neubestimmung der Funktion von Literatur und Kunst etc.) bereits in den Diskursen der fünfziger Jahre verhandelt werden. In der Zusammenschau verschiedener Fachperspektiven soll dem Desiderat nachgekommen werden, das Jürgen Heideking in seiner Geschichte der USA für die Radikalisierung der Nachkriegsdekade beschrieben hat. Die Tagung will einen weiteren Impuls geben, die "komplizierte Forschungsarbeit" (346) fortzusetzen, die auf diesem Gebiet noch zu leisten ist.

    Zum Tagungsthema
    Denkt man an das Amerika der fünfziger Jahre, sieht man unweigerlich James Dean oder den jungen Marlon Brando vor dem geistigen Auge. Die beiden stehen als Galionsfiguren einer rebellischen Jugendkultur, die sich der repressiven, autoritären Kultur der Zeit widersetzte. Nach dem Trauma des 2. Weltkriegs besann sich der Grossteil der amerikanischen Gesellschaft auf konservativ-bürgerliche Werte, das Lebensziel der jungen Leute war eine Kleinfamilie und ein Eigenheim in der Vorstadt, den "suburbs". Die Zeit war einerseits geprägt von einem Gefühl der Hoffnung und einem unbegrenzten Fortschrittsglauben, andererseits von einem allgegenwärtigen Gefühl der Angst vor einem Atomkrieg, ausgelöst durch die wachsenden Spannungen zwischen den USA und der stalinistischen Sowjetunion. Wachsender Konsum und materieller Wohlstand boten eine Zone der persönlichen Sicherheit in einer Zeit politischen Tumults.
    In diesem Klima des Konservatismus und des Rückzugs in die gleichförmigen Eigenheime der Vorstadt, entstand eine kulturelle Gegenbewegung, in den Bereichen Literatur, Musik, bildende Kunst, aber auch im Film. James Deans "Denn sie wissen nicht, was sie tun" (im amerikanischen Original "Rebel without a Cause", daher der Titel der Tagung) etablierte den Schauspieler als Symbol der rebellischen Jugendkultur der Fünfziger, die aus den konservativen Werten der Kleinfamilie und des bürgerlichen Wohlstands auszubrechen versuchte. In der Literatur waren es die so genannten Beatniks, die die amerikanische Kultur des Konsums und des Konformismus als geist- und hirnlos brandmarkten. Jack Kerouac und Allen Ginsberg waren Poeten und Propheten einer Generation orientierungsloser Jugendlicher, die sich nicht in diese gleichförmige Gesellschaft einzufügen vermochten.
    Nicht zuletzt Elvis Presley als Galionsfigur des Rock´n´Roll verkörpert den Geist der jugendlichen Rebellion der fünfziger Jahre. Die Konferenz am Trierer Zentrum für Amerikastudien will dieses Verhältnis zwischen konservativ-konformistischer Mainstream-Kultur und ihrer rebellischen Gegenbewegung ausleuchten und neu bewerten.

    Veranstalter der Tagung sind Prof. Dr. Gerd Hurm, Geschäftsführender Leiter TCAS (Trier Center for American Studies), und Prof. Ann Marie Fallon, Ph.D. Portland State U / Fulbright-Gastprofessorin am TCAS 2004 / 2005. Die Tagung findet im Gästeraum der Mensa statt.

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    Programm:
    "Rebels without a Cause? Renegotiating the American 1950s"
    Conference, University of Trier, 17 and 18 June, 2005

    Friday, June 17, 2005

    Welcoming and Introductory Remarks (10.00 - 10.30)
    Gerd Hurm (Director TCAS)
    Ann Marie Fallon (Fulbright Visiting Professor TCAS)
    Wolfgang Klooß (Dean FB II)
    Alfred Hornung (President DGfA)
    Jeffrey Arnold (Vice Consul, American Consulate Frankfurt)

    Session 1 (10.30 - 11.45)
    Fallon, Ann Marie, Prof. Ph.D. (Portland State University, USA), "Rebels Out (and In) Academe: The Making of American Literature 1950-1955"
    Brandt, Stefan, PD Dr. (John-F.-Kennedy-Institute, Freie Universität Berlin), "Fist Fights, Open Throats, and Vomity Cabs: J. D. Salinger's Visceral Language and the Postwar Rhetoric of Rebellion"
    Chair: Bernd Elzer, M.A., M.A.

    Session 2 (11.45 - 13.00)
    Hurm, Gerd, Prof. Dr. (University of Trier), "Rebellion as Affirmation: Allen Ginsberg's American Poetics"
    Hornung, Alfred, Prof. Dr. (Johannes-Gutenberg-University Mainz), "I Married a
    Communist: Philip Roth's Return to the 1950s"
    Chair: Dr. Markus M. Müller

    Session 3 (14.30 - 15.45)
    Goetsch, Paul, Prof. Dr. (University of Freiburg), "Reinhold Niebuhr's The Irony of American History: A Cold Warrior's Critique of Cold War Rhetoric"
    Schowalter, Lutz, M.A. (University of Trier), "Rebels With a Cause? Evangelical Christian Fundamentalism in US Society and Literature of the 1950s"
    Chair: Sonja Schwarz, M.A.

    Session 4 (16.15 - 17.30)
    Reed, Maureen, Prof. Ph.D. (Minnesota State University, USA), "Performing Traditional Womanhood: Fabiola Cabeza de Baca and Hispanic Civil Rights in the 1950s"
    Lindenmeyer, Kriste, Prof. Ph.D. (University of Maryland, USA), "Meet the Parents: Embracing an Ideal of Modern American Childhood"
    Chair: Katja Römer

    Saturday, June 18, 2005

    Session 5 (10.00 - 11.15)
    Elzer, Bernd, M.A., M.A. (University of Trier), "Alternative Masculinities in 1950s Hollywood Melodrama"
    Hallet, Wolfgang, Prof. Dr. (University of Giessen), "'But think, for a moment, about the system'. Discourses of the 1950s in Philip K. Dick's 'Minority Report' (1956)"
    Chair: Dr. Uli Jung

    Session 6 (11. 15 - 12.30)
    Dannenberg, Hilary, Prof. Dr. (University of Leipzig), "Images of American Society and Culture in Science-Fiction Movies of the 1950s"
    Potter, Rebecca, Prof. Ph.D. (University of Dayton, USA), "Jeremiah's Decade: Apocalyptic Environmentalism from The Martian Chronicles to Silent Spring"
    Chair: Lutz Schowalter, M.A.

    Session 7 (14.00 - 15.15)
    Walsh, Patrick, Prof. Ph.D. (Minnesota State University, USA), "Grandma Moses, Thomas Kinkade, and the Production of Nostalgia"
    Raussert, Wilfried, PD Dr. (National University of Ireland, Cork, Ireland), "American Avant-Garde: Allan Kaprow's 18 Happenings in 6 Parts: A Search for New Communities?"
    Chair: Dagmar Lonien, M.A., M.A.

    Session 8 (15.30 - 17.00)
    Panel discussion: Conference without a Cause? Insights and Results


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-trier.de/uni/fb2/tcas/Forschung/forschung_konferenz3.htm


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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