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02.06.1999 16:39

Wissenschaftliches Forum zur "Prävention und Früherkennung von Krebs"

Monika Roegge Pressestelle Standort Essen
Universität Essen (bis 31.12.2002)

    148/99
    2. Juni 1999

    Bei keiner Krebsart ist die Sterblichkeitsrate so hoch wie beim Lungenkrebs. Nur 7 v. H. der Patienten überleben die Erkrankung fünf Jahre und länger; in Deutsch-land sterben jährlich mehr als 35 000 Menschen am Lungenkrebs. Kann man sich gegen Lungenkrebs schützen?

    Nicht zu rauchen und auch Passivrauchen zu vermeiden, viel frisches Obst und Gemüse zu essen und sich krebserzeugenden Stoffen wie etwa Asbest, Arsen, Nik-kel und Chrom(6)-Verbindungen bei der Arbeit und in der Freizeit möglichst nicht auszusetzen - diese Faktoren nannte der Direktor des Instituts für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie am Essener Universiätsklinikum, Profes-sor Karl-Heinz Jöckel, als wirksame Schutzschilde gegen das heimtückische Karzi-nom, das sich auch heute noch im Frühstadium nur schwer erkennen läßt. 90 v. H. aller Lungenkrebs-Neuerkrankungen könnten aber vermieden werden, sagte Jöckel gestern (Mittwoch, 2. Juni) auf einem "Öffentlichen Forum" des Westdeutschen Tumorzentrums e. V. (WTZ) zum Thema "Prävention und Früherkennung von Krebs".

    Vorträge zur genetischen Prädisposition, zum Nutzen der Früherkennung und zu den Chancen, Organe durch Früherkennung zu erhalten, vervollständigten das wis-senschaftliche Programm dieses Forums im Essener Universitätsklinikum, wo das Tumorzentrum seinen Sitz hat.

    Die genetische Prädisposition für Krebs und andere Erkrankungen machte Winfried Siffert, Professor für Biochemische Pharmakologie im Universitäts-Institut für Pharmakologie, am Beispiel von Übergewicht deutlich. "Schuld oder Schicksal?" fragte Siffert. Übergewicht und Fettsucht seien bedeutsame Risikofaktoren für Er-krankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt, Gicht und auch bestimmte Krebsar-ten. Übergewicht sei natürlich eine Folge von zu viel Essen und zu wenig Bewe-gung, aber es gebe darüber hinaus Fettleibigkeits-Gene, die immerhin einen Anteil von 30 bis 60 v. H. des Übergewichts verursachten. Diese Gene seien, sagte Siffert, eine "Erblast" aus der Jäger- und Sammler-Zeit des Menschen und hätten ihn in Zeiten akuten Nahrungsmangels letztendlich vor dem Verhungern bewahrt. Essener Wissenschaftlern sei es gelungen, ein solches Ur-Gen zu identifizieren.

    Der zweithäufigste Tumor des Mannes ist das Prostatakarzinom. Hinsichtlich der Sterblichkeitsrate wird es, wie der Direktor der Klinik für Urologie am Essener Kli-nikum, Professor Herbert Rübben, erklärte, nur vom Lungenkrebs übertroffen. Da kleine Prostatakarzinome deutlich besser und langfristiger heilbar seien als größere, empfehle sich eine Früherkennung dringend, sagte Rübben. Allerdings bringe eine ausschließlich rektale Tastuntersuchung nur enttäuschende Ergebnisse, während eine Tastuntersuchung in Verbindung mit der Bestimmung des prostataspezifischen Anti-gens (PSA) eine viel zuverlässigere Diagnose erlaube. Das habe auch eine 1997 unter Leitung der Essener Urologen bundesweit an 12 000 Männern vorgenommene Unter-suchung bestätigt. Zwei wichtige Ergebnisse seien zu registrieren: Durch die neue Form der Früherkennung habe in den Vereinigten Staaten, wo sie bereits seit mehre-ren Jahren praktiziert werde, erstmals die Zahl der Todesfälle gesenkt werden kön-nen, und die entdeckten Karzinome seien in der überwiegenden Mehrzahl komplika-tionsarm und anhaltend heilbar.

    Über die Organerhaltung durch Früherkennung berichtete auf dem Forum der Di-rektor der Essener Strahlenklinik, Professor Horst Sack, an den Beispielen des Brustkrebses, des Analkrebses und des bösartigen Tumors der Aderhaut des Auges, des Aderhautmelanoms. Die heute in Zusammenarbeit von Augenärzten und Strahlentherapeuten eingesetzte Strahlentherapie mache die in früheren Jahren im-mer notwendige Entfernung des Auges unnötig und erhalte 85 v. H. der Patienten ihre Sehkraft, wobei die Überlebensraten genau so hoch seien wie bei einer Opera-tion. Beim Analkarzinom könne heute eine kombinierte Strahlen- und Chemothe-rapie die Operation ersetzen. Die moderne Therapieform biete bessere Heilungs-chancen, die operative Tumorentfernung sei nur manchmal oder bei einem Rückfall notwendig; acht von zehn Patienten könne die Anlage eines künstlichen Darmaus-gangs erspart werden. Beim Brustkrebs, so führte Sack weiter aus, könnte den Frau-en heute die radikale Amputation der Brust erspart werden. Nur noch der bösartige Tumor werde mit einem "Sicherheitssaum" entfernt, die Brust bleibe erhalten. Um die Heilungschancen zu erhalten, sei eine ergänzende Strahlenbehandlung notwen-dig. Immer aber, machte Sack mit Nachdruck klar, sei die frühe Erkennung des Krebses Voraussetzung für eine möglichst schonende Therapie.

    Hinweis für die Redaktionen: Auf Wunsch stellen wir Ihnen Abstracts der beim Öffentlichen Forum gehaltenen Referate zur Verfügung. Bitte rufen Sie uns an unter (02 01) 1 83-20 88.

    Redaktion: Monika Rögge, Telefon (02 01) 1 83-20 85
    Weitere Informationen: Privatdozent Dr. Mark Goepel, Telefon (02 01) 7 23-35 32


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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