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15.06.2005 14:57

Riesiger Detektor zur Suche nach kleinsten Teilchen

Dr. Christof Zierath Dezernat 3.0 – Presse und Kommunikation
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

    Aachener Institut an Großprojekt des CERN beteiligt

    Bis 2007 ist es noch ein weiter Weg, aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des III. Physikalischen Instituts A der RWTH Aachen sind stolz, einen weiteren Meilenstein zur Entschlüsselung der Zusammensetzung der Materie erreicht zu haben: In diesen Tagen wurde die 214. und letzte so genannte Superlage für den Compact-Muon-Solenoid (CMS)-Detektor des europäischen Labors für Elementarteilchenphysik CERN in der Werkhalle des Instituts zusammengebaut. Aus jeweils drei Superlagen, die jeweils vier Lagen mit insgesamt 200 Detektorzellen enthalten, werden wiederum Myonkammern.

    Diese Myonkammern - mit den Abmessungen 2,5 x 1,5 x 0,3 Meter - werden in den Magneten des neuen Detektors eingefügt. Die Kammern, mit vielen feinen Messdräh-ten versehen und mit Gas gefüllt, ermöglichen die exakte Aufzeichnung des Wegs eines Myons, eines kleinsten Materieteilchens, durch den Detektor. Denn der CMS-Detektor ist so konstruiert, dass nur Myonen in die Myonkammern eindringen und sie durchdrin-gen können.

    Es ist eine außerordentliche Leistung, dass die Myonkammern seit 2001 alle in der Werkstatt des Instituts von Technikern und Physikern gefertigt wurden. Höchste Präzi-sion war gefordert, denn der Teilchendurchgang muss auf Bruchteile von Millimetern genau bestimmt werden. Um dies zu erreichen, mussten spezielle Werkzeuge und Messapparaturen gefertigt werden. Es entstand eine Detektoroberfläche von insgesamt 4.000 Quadratmetern. Alle Elemente des CMS-Detektors wurden seit Anfang der 1990er Jahre gemeinsam mit Instituten der Universitäten Padua, Turin und Madrid geplant. Weitere Bausteine werden dort gefertigt. Andere Detektorelemente für den CMS-Detektor werden in benachbarten Aachener Instituten entwickelt und hergestellt.

    Bei einer Länge von 21 Metern und einem Durchmesser von 15 Metern wiegt der künf-tige CMS-Detektor unglaubliche 12.500 Tonnen. Er wird 2007 in dem im Bau befindli-chen 27 Kilometer langen Teilchenbeschleuniger LHC (Large Hadron Collider) 90 Me-ter unter der Erde seine Suche nach neuen Teilchen aufnehmen, die sofort in Myonen zerfallen. Die Teilchen entstehen in dieser gewaltigen, ringförmigen Röhre, wenn man zwei Protonenwolken auf eine Energie von je 7 mal 1012 Elektronenvolt beschleunigt und dann zur Kollision bringt. Damit ist der LHC der Beschleuniger mit der höchsten Energie weltweit.

    Myonen werden nicht nur am CERN produziert, sondern sind auch Teil der natürlichen kosmischen Strahlung, die in der Erdatmosphäre entsteht und durch sie hindurchdringt. Von den Myonen kommen rund 100 pro Quadratmeter und Sekunde auf der Erdoberfläche an. Diese kann man in Aachen benutzen, die Myonkammern zu testen, lange bevor der LHC-Beschleuniger in Betrieb gehen wird.

    Ziel des spannenden Abenteuers ist, einen großen Unbekannten der Physik zu ent-schlüsseln. Nach dem physikalischen Standardmodell der Zusammensetzung der Mate-rie ist dies das Higgs-Teilchen. Man geht davon aus, dass es verantwortlich ist für die Masse aller Materieteilchen. Seine Existenz konnte im Experiment bisher nicht nachge-wiesen werden. Aber da die Theorie besagt, dass ein Higgs-Teilchen in vier Myonen zerfällt, kann man mit dem CMS-Detektor bei einer Aufzeichnung von vier Myonen zur exakt gleichen Zeit dem Higgs-Teilchen endlich auf die Spur kommen. Die Aachener Physiker um Institutsleiter Professor Thomas Hebbeker und die Projektleiter Dr. Hans Reithler und Dr. Kerstin Hoepfner hoffen, dass es im Jahr rund 100 Mal zu diesem Ereignis kommen wird. Die Existenz der Higgs-Teilchen wäre dann zweifelsfrei erwiesen. Daneben hoffen die Aachener auch, die ebenfalls bisher nur in der Theorie vorkom-menden supersymmetrischen Teilchen zu finden, die für die dunkle Materie im Weltall verantwortlich sein könnten.

    Nun werden die in Aachen gefertigten Superlagen auf ihre Funktion geprüft. Barthel Philipps, Betriebsleiter Mechanik des Instituts, ist sehr zuversichtlich, dass alle Myonen-kammern voll funktionstüchtig und unbeschadet im CERN bei Genf ankommen werden. Die Aachener Physiker hoffen, schon bald nach Inbetriebnahme von Beschleuniger und Detektor das erste Aufspüren eines Higgs-Teilchens feiern zu können.

    Fragen beantwortet gerne Prof. Dr. Thomas Hebbeker unter der Telefonnummer 0241/80-27331 oder per E-Mail: thomas.hebbeker@physik.rwth-aachen.de

    i.A. Christof Zierath


    Bilder

    Fertig montierte Myonkammern auf dem Prüfstand
    Fertig montierte Myonkammern auf dem Prüfstand
    Foto: Martin Lux
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    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des III. Physikalischen Instituts A der RWTH Aachen vor einer noch offenen so genannten Superlage
    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des III. Physikalischen Instituts A der RWTH Aachen vor einer noch ...
    Foto: Martin Lux
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie, Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Fertig montierte Myonkammern auf dem Prüfstand


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    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des III. Physikalischen Instituts A der RWTH Aachen vor einer noch offenen so genannten Superlage


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