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17.06.2005 10:21

Leibniz-Senat verabschiedet positive Förderempfehlungen zu drei Leibniz-Instituten - eine Einrichtung wird nicht zur Weiterförderung empfohlen

Dr. Frank Stäudner Kommunikation
Leibniz-Gemeinschaft

    Bonn/Berlin. Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hat auf seiner Sitzung am 15. Juni 2005 in Berlin die weitere Förderung von drei Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft empfohlen. Der Arbeit der Einrichtungen bescheinigt er hohe Qualität sowie überregionale Bedeutung und empfiehlt Bund und Ländern, die Einrichtungen ohne Einschränkung weiter zu fördern. Die positiv bewerteten Leibniz-Institute sind:
    - die Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronsstrahlung m.b.H. (BESSY)
    - das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) in Bonn sowie
    - das Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) in Trier

    Das Hamburgische Weltwirtschafts-Archiv (HWWA) hingegen soll die öffentliche Förderung durch Bund und Länder verlieren und aus der Leibniz-Gemeinschaft ausscheiden.

    Der Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft m.b.H. (BESSY) wurde von der international zusammengesetzten Gutachtergruppe äußerst erfolgreiche Arbeit bescheinigt. Mit der Serviceeinrichtung BESSY steht nach Auffassung des Leibniz-Senats der Forschung eine international wettbewerbsfähige Synchrotronstrahlungsquelle der dritten Generation zur Verfügung, deren Forschung zur internationalen Spitze gehört mit Pionierleistungen, die weltweit anerkannt sind. Damit die erfolgreiche Arbeit aufrechterhalten werden kann, müssen zukünftig einige Rahmenbedingungen besser ausgestaltet werden. Wenn BESSY im internationalen Wettbewerb attraktiv bleiben soll, ist eine personelle Aufstockung des wissenschaftlich-technischen Personals unabdingbar. Ein zweiter Wettbewerbsnachteil liegt darin, dass für allgemeine Nutzer ein Entgelt für Strahlzeiten erhoben wird. Dies ist international nicht üblich. Aus diesem Grund empfiehlt der Senat der Leibniz-Gemeinschaft eine Personalaufstockung sowie eine zumindest europaweit einheitliche Regelung für die Gebührenerhebung bei Strahlungsquellen. Eine Eingliederung von BESSY in eine Hochschule wird nicht empfohlen. Mit ihrem Arbeitsauftrag und ihren Arbeitsschwerpunkten ist BESSY überregional von Bedeutung und von gesamtstaatlichem wissenschaftspolitischen Interesse.
    Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) erbringt forschungsbasierte Serviceleistungen für die Erwachsenenbildung, die trägerunabhängig auf Wissenschaft, Praxis und Weiterbildungspolitik ausgerichtet sind. Seine von der Bewertungsgruppe sehr positiv bewerteten Serviceleistungen sind für Wissenschaft und Praxis der Erwachsenenbildung sowie für die Bildungspolitik nach Auffassung des Leibniz-Senats unverzichtbar. Die Fortschritte des DIE seit der letzten Evaluierung werden von der Gutachtergruppe positiv bewertet. Hinsichtlich der Forschungs- und Publikationsleistungen in nationalen und internationalen referierten Zeitschriften besteht noch Verbesserungspotential, aber die Serviceleistungen des DIE werden als qualitativ hochwertig und nutzergerecht ausgerichtet beurteilt. Die ausgeprägte Kundenorientierung wird durch die kontinuierlich steigende Nachfrage nach verschiedenen Leistungen, z. B. Internetservice und Beratung, bestätigt. Das DIE hat in den letzten Jahren auch über die nationalen Grenzen hinaus an Sichtbarkeit gewonnen. Seine Aktivitäten mit europäischer Ausrichtung sollten aufrechterhalten und intensiviert werden. Die Serviceleistungen des DIE dienen dazu, die Interessen von Einrichtungen und Trägern der Weiterbildung zu bündeln sowie die Vernetzung von Wissenschaft, Praxis und Politik der Weiterbildung zu fördern - zurzeit schwerpunktmäßig bundesweit, in zunehmendem Maße aber auch auf europäischer Ebene. Diese Serviceleistungen könnten nicht von einer Hochschuleinrichtung erbracht werden, sodass die Eingliederung in eine Hochschule nicht zu empfehlen ist. Mit seinem Arbeitsauftrag und seinen Arbeitsschwerpunkten ist das DIE von überregionaler Bedeutung und gesamtstaatlichem wissenschaftspolitischen Interesse.
    Das Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation in Trier (ZPID) ist eine wichtige Serviceeinrichtung für die psychologische Forschung im deutschsprachigen Raum. Die vom ZPID entwickelten und angebotenen Datenbanken und Verzeichnisse sind für die Disziplin - ergänzend zu internationalen Produkten - von großer Bedeutung und werden intensiv nachgefragt. Die Gutachtergruppe beurteilte auch das Web-Portal des ZPID positiv, es soll ihrer Meinung nach weiter ausgebaut und bekannt gemacht werden. Seit der Evaluierung durch den Wissenschaftsrat hat sich die informationstechnologische Ausstattung des ZPID stark verbessert und ist heute als vorbildlich zu bezeichnen. Dem ZPID wird empfohlen, seine derzeit sehr breit angelegte Produktpalette stärker zu fokussieren und eine mittel- bis langfristige Entwicklungsstrategie zu erarbeiten. Bei der Weiterentwicklung der Angebote sollten drei Anforderungen berücksichtigt werden: (1) Die Produktentwicklung sollte sich an den zielgruppenspezifischen Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer sowie an den Kernkompetenzen des ZPID orientieren; dabei sollten innovative Produkte verstärkt in Kooperation mit anderen Partnern entwickelt werden. (2) Das ZPID sollte sich intensiver als bisher auch angrenzenden Disziplinen öffnen und seine Dienstleistungen dort platzieren. (3) Die Serviceleistungen sollten sich verstärkt an internationalen Anforderungen orientieren und im europäischen Kontext weiterentwickelt werden; dies schließt den Aufbau eines europäischen Dokumentationssystems ein, auch hier wiederum nicht eigenständig, sondern mit kompetenten Partnern.
    Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die drei genannten Institute BESSY, DIE und ZPID als Serviceeinrichtungen für die Forschung weiter auf der Grundlage der "Ausführungsvereinbarung Forschungseinrichtungen" gemeinsam zu fördern.
    Das Hamburgische Weltwirtschafts-Archiv HWWA ist das erste Institut der Leibniz-Gemeinschaft, bei dem der Senat aufgrund eines nicht überzeugenden Evaluierungsergebnisses empfiehlt, die gemeinsame Förderung als eigenständige Einrichtung auf Grundlage der "Ausführungsvereinbarung Forschungseinrichtungen" nicht fortzusetzen.
    Nachdem der Leibniz-Senat im letzten Jahr nur eine vorläufige Empfehlung zur Weiterförderung des HWWA abgegeben hatte, wurde nun die abschließende Förderempfehlung beschlossen. Die vorläufige Empfehlung aus dem Jahr 2004 sah u. a. eine Prüfung der Frage vor, ob Forschungsbereiche des HWWA in das Institut für Weltwirtschaft überführt und dort weitergefördert werden sollten. Diese Frage wurde nun in der abschließenden Förderempfehlung endgültig negativ beantwortet.
    Der Wissenschaftsrat hatte in seinem Gutachten von 1996 empfohlen, das Forschungsinstitut HWWA in eine Serviceeinrichtung für die wirtschaftswissenschaftliche Informationsversorgung zu überführen. Dementsprechend standen bei der Evaluierung durch den Leibniz-Senat im Jahr 2003 Kriterien wie Wissenschaftsbasierung der Informationsangebote, Leistungsfähigkeit der Infrastruktur, Nutzerorientierung, Kundenakzeptanz und Marktfähigkeit der Serviceprodukte im Vordergrund. Die Evaluierung zeigte, dass das HWWA nur unzureichend in der Lage ist, den notwendigen zentralen Beitrag für die Informationsversorgung in Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftspraxis und Wirtschaftspolitik zu erbringen; ebenso ist ein vorgezeichneter Entwicklungsweg in diese Richtung nicht erkennbar. Damit hat das Institut die ihm übertragene Aufgabe, forschungsbasierten Service zu erbringen, nicht hinreichend erfüllt. Statt dessen hat die HWWA-Forschung in erfreulicher Weise an wissenschaftlicher Qualität gewonnen. Um diesen Forschungsbereichen eine Chance zu geben, wurde deren Integration in das Institut für Weltwirtschaft in Kiel in Erwägung gezogen. Die Eingliederung von HWWA-Forschungsbereichen würde allerdings die Aufgabe, das Kieler Institut neu auszurichten, zusätzlich erschweren. Eine Integration wird vom Senat daher nicht empfohlen. Um aber die leistungsfähige Bibliothek des HWWA zu erhalten, ist deren Integration in die Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften in Kiel (ZBW), ebenfalls eine Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft, geplant. Es wurde bereits eine Lenkungsgruppe gebildet, die diesen Integrationsprozess begleitet. Im Gegensatz zur Zukunft der HWWA-Bibliothek ist die der Zeitschriften-Archive noch offen: Inwieweit diese dann im Rahmen der ZBW fortgeführt werden sollen, ist noch nicht endgültig entschieden. Die ZBW ist gebeten, in drei Jahren über den erreichten Stand der Zusammenführung den Zuwendungsgebern und dem Senat der Leibniz-Gemeinschaft zu berichten.
    Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert in einem Zeitraum von maximal sieben Jahren die Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Der Senat ist extern besetzt, das Evaluierungsverfahren strikt unabhängig. Zur Wahrnehmung dieser Aufgabe hat der Leibniz-Senat den Senatsausschuss Evaluierung eingesetzt. Der Leibniz-Senat dankt an dieser Stelle dem Senatsausschuss für die geleistete Arbeit. Auf der Grundlage der Senatsstellungnahmen stellen Bund und Länder in der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) fest, ob die Voraussetzungen für die weitere Förderung der Leibniz-Einrichtungen gegeben sind. Um die Evaluierungen der Institute durchzuführen, setzt der Senat Bewertungsgruppen ein, die aus international renommierten und unabhängigen Wissenschaftlern zusammengesetzt sind. Die Bewertungsgruppen besuchen die Institute und bilden sich anschließend auf der Grundlage von Textmaterialien, Institutsdaten sowie Interviews und Diskussionen mit den Institutswissenschaftlern eine Meinung über die wissenschaftliche Qualität und Bedeutung der Einrichtung. Die Evaluierungsergebnisse werden in einem Bewertungsbericht dokumentiert, der die Grundlage für die Stellungnahme des Senats zur Weiterförderung einer Einrichtung bildet. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 84 außeruniversitäre Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung. Leibniz-Institute arbeiten nachfrageorientiert, interdisziplinär und im gesamtstaatlichen Interesse. Die Institute beschäftigen rund 12.400 Mitarbeiter, ihr Gesamtetat beträgt 950 Millionen Euro. Sie werden gemeinsam von Bund und Ländern finanziert. Informationen dazu unter vwww.leibniz-gemeinschaft.de

    Die Stellungnahmen des Senats können unter www.wgl.de/evaluation, Menüpunkt "Senatsstellungnahmen", eingesehen und herunter geladen werden.

    Ansprechpartner für Informationen zum Evaluationsverfahren:
    Dr. Andrea Binder
    kommissarische Leiterin des Referats Evaluierung der Leibniz-Gemeinschaft Tel.: 0228 30815 214
    Mail binder@leibniz-gemeinschaft.de.


    Weitere Informationen:

    http://www.wgl.de/evaluation Bewertungsberichte und Dokumente zur Evaluierung


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Pädagogik / Bildung, Physik / Astronomie, Psychologie, Wirtschaft
    überregional
    Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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