Symposium des Altertumswissenschaftlichen Kollegs der Universität Heidelberg beschäftigt sich mit der Wirkungsweise von Architektur als Gestaltungsrahmen gesellschaftlichen Handelns - 30. Juni bis 2. Juli 2005, Internationales Wissenschaftsforum
Das vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg geförderte Altertumswissenschaftliche Kolleg Heidelberg veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg (IWH) das Internationale Symposion "Konstruktion der Macht". Zwischen dem 30. Juni und dem 2. Juli 2005 kommen zirka 40 Wissenschaftler verschiedener geschichts-, kultur- und gesellschaftswissenschaftlicher Disziplinen aus dem In- und Ausland im IWH (Heidelberg, Hauptstraße 242) zusammen, um die Architektur vor allem staatlicher Gesellschaften von der Frühgeschichte bis heute als Quelle zu sozialgeschichtlichen und soziologischen Fragestellungen zu erschließen.
Während sich die bisherige Diskussion zum Thema Architektur und Macht auf die Frage konzentrierte, wie sich politische Herrschaft durch die Zeiten hindurch in monumentaler Architektur manifestiert hat, wird in dem Symposion, das von dem Freiburger Soziologen Prof. Dr. Hermann Schwengel und dem Heidelberger Urgeschichtler Prof. Dr. Joseph Maran ausgerichtet wird, ein anderer Ansatz gewählt. Denn die gebaute Umwelt ist nicht nur Produkt und Widerspiegelung der jeweiligen gesellschaftlichen Umstände, sondern die Gesellschaft wird ihrerseits durch die von ihr geschaffenen Räume geformt, und sie nutzt diese, um sich selbst zu inszenieren und Machtverhältnisse festzulegen. Ein Verstehen der Wirkungsweise von Architektur setzt darum voraus, ihrer Eigenschaft als Gestaltungsrahmen gesellschaftlichen Handelns besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Die in dem Symposion zu diskutierenden Architekturkomplexe reichen von den Palästen der ägäischen Hochkulturen und den Tempeln des alten Ägyptens über mittelalterliche Sakralbauten und Städtebilder bis hin zur Architektur des Nationalsozialismus und der Stadtplanung im Deutschland der Nachkriegszeit. An derartigen Beispielen wird dargestellt, wie die von Menschen geschaffenen Räume mit Bedeutungsinhalten aufgeladen werden, wie diese Räume dazu beitragen, einer Handlung Struktur und Sinn zu geben und wie im sozialen Handeln räumliche Strukturen neu interpretiert werden. Der zeitlich und kulturell weit abgesteckte thematische Rahmen eröffnet die Möglichkeit, die unterschiedlichen Perspektiven der beteiligten Disziplinen zu verdeutlichen und zum Ausgangspunkt eines spannenden Dialogs zu machen.
Hier das Programm:
Donnerstag, 30.6.2005
13.30-14.00 Uhr
Embodied value: icons, representation and architecture in the Neolithic and Bronze Age of Europe
John C. Barrett, Sheffield/Heidelberg
14.20-14.50 Uhr
Centrifugal and centripetal: Minoan and Mycenaean palaces as communicative and performative places
James C. Wright, Bryn Mawr /Heidelberg)
15.10-15.40 Uhr
Constructing and re-constructing power: the palace of Pylos
Ulrich Thaler, Heidelberg
16.30-17.00 Uhr
Der minoische "Hof" als Kulisse zeremonieller Handlung
Diamantis Panagiotopoulos, Heidelberg
17.20-17.50 Uhr
Piranesi's paradox: to build is to create asymmetries of power
Thomas A. Markus, Glasgow
18.10-18.40 Uhr
La Tour Eiffel, oder: Der ikarische Blick. Zur Vorgeschichte eines politischen Wahrzeichens
Michael Diers, Hamburg
Freitag, 1.7.2005
8.30-9.00 Uhr
Planen - Bauen - Raumgestalten: Architektur und Raumordnung als Zeichen der herrschenden Ordnung
Marlies Heinz, Freiburg
9.20-9.50 Uhr
The Middle-Assyrian city of Assur and the rising of the state architecture
M. Gabriella Micale, Rom
10.40-11.10 Uhr
Enclosing open spaces: the organization of external areas in Syro-Hittite architecture
Marina Pucci, Berlin
11.30-12.00 Uhr
Auf der Suche nach Konstruktionen der Macht - Die Festprozession des Osiris in Karnak
Andrea Kucharek, Heidelberg
14.00-14.30 Uhr
Religiöser Kontext und Machtanspruch: Möglichkeiten der Inszenierung und Konstruktion der Macht in griechischen Heiligtümern
Jannis Mylonopoulos, Wien
14.50-15.20 Uhr
Auftritte römischer Kaiser in der Staatsarchitektur von Rom
Tonio Hölscher, Heidelberg
16.10-16.40 Uhr
Die Rhetorik des Imaginären in der karolingischen Architektur
Carsten Juwig, Heidelberg
17.00-17.30 Uhr
Herrscherliche Repräsentation im spätmittelalterlichen Paris - Problemfelder ihrer Erschließung und Deutung
Bernd Carqué, Göttingen
17.50-18.20 Uhr
Zur Sakralisierung des Raum- und Sozialkörpers: Die liturgische Inszenierung der Maiestas Pontificia in der frühneuzeitlichen Capella Sixtina
Tristan Weddigen, Bern
Samstag, 2.7.2005
8.30-9.00 Uhr
Houses, power and everyday life in Early Modern Europe
Matthew Johnson, Southampton/Heidelberg
9.20-9.50 Uhr
Weltsysteme, Städte und Eliten: Eine archäologisch-soziologische Intervention
Hermann Schwengel, Freiburg
10.40-11.10
Zur Inszenierung der totalen Herrschaft: Ursprungskult an den Reichstagsparteitagen der NSDAP
Yvonne Karow, Berlin
11.30-12.00 Uhr
Architektur und Stadtplanung für die Demokratie am Beispiel der frühen Bundesrepublik
Bernhard Schäfers, Karlsruhe
14.00-16.00 Uhr
Abschlussdiskussion
Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz, Pressesprecher der Universität Heidelberg
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
und
Irene Thewalt
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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