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08.06.1999 16:00

Deutschland braucht eine nationale Genominitiative - DFG veröffentlicht Stellungnahme

Dr. Pia Teufel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Das Präsidium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hat jetzt eine Stellungnahme Perspektiven der Genomforschung verabschiedet. Damit ergreift die DFG die Initiative zugunsten einer gemeinsamen Anstrengung der Wissenschaft und des Staates im Interesse der Genomforschung in Deutschland. Die Schrift zeigt auf, welche wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Potentiale die Genomforschung in sich trägt, wie dies in anderen Ländern zu einer breit angelegten Förderung und Nutzung von Genomtechnologien geführt hat und was in Deutschland geschehen muß, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.

    "Genomforschung" steht für die Bemühungen, die Informationen über die Erbanlagen aller lebenden Organismen, die in ihren Genomen gespeichert sind, zu entschlüsseln und zu verstehen, wie sie die Lebensprozesse steuern. Die Genomtechnologie stellt nicht nur die Biologie auf eine neue Grundlage, sondern wird Technologien hervorbringen, die ganze Wirtschaftszweige revolutionieren werden. Dazu zählen Branchen wie die Arzneimittel- und Nahrungsmittelindustrie, aber auch die Umwelttechnik. Insbesondere die Medizin wird von den Fortschritten profitieren; die molekularen Ursachen von Krankheiten können aufgeklärt und schneller diagnostiziert werden, und es lassen sich neuartige, zielgerichtete Therapiekonzepte, Medikamente und Impfstoffe entwickeln.

    Diese Entwicklungen werden die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und Industrienationen untereinander verschieben, wobei die Wertschöpfung für die neuen Produkte in den Ländern stattfinden wird, die diese Technologien beherrschen und die entsprechenden Firmen beherbergen. Das Innovationspotential der Gentechnologie schafft dabei eine neue Kategorie von Arbeitsplätzen.

    Die USA haben diese Chancen erkannt und investieren in die Genomforschung zur Zeit über öffentliche und private Mittel rund eine Milliarde US-Dollar jährlich. Bereits jetzt werden neue Medikamente und Waren im Wert von zwei Milliarden DM nach Deutschland importiert, die in den USA entwickelt und produziert worden sind. Auch Großbritannien und Frank-reich haben sich durch ihren frühzeitigen Einstieg in die Genomforschung eine gute Ausgangsposition geschaffen; die französische Regierung beabsichtigt, in den kommenden drei Jahren zusätzliche 330 Millionen US-Dollar in die Genomforschung zu investieren. In Deutschland sind nach anfänglicher Skepsis gegenüber der Gentechnologie inzwischen die vielversprechenden Perspektiven und das große Potential erkannt worden, und der sich klar abzeichnende Nutzen in Hinblick auf Diagnostik und Therapie wird von der Bevölkerung positiv bewertet. Die BioRegio-Initiative zur Unternehmensgründung hatte erste Impulse gege-ben und zu Neugründungen, vor allem kleinerer und mittlerer Unternehmen, im Kernbereich der Biotechnologie geführt. Um den begonnenen Aufschwung zu nutzen und um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, braucht Deutschland eine nationale Genominitiative, so die Stellungnahme.

    Für eine von der Öffentlichkeit getragene Initiative zur Förderung der Genomforschung emp-fiehlt die DFG, die derzeitigen projektbezogenen Fördermittel um zusätzlich eine Milliarde DM in den nächsten fünf Jahren aufzustocken. Neben der DFG und dem BMBF sind auch andere Forschungseinrichtungen angesprochen, innerhalb ihrer Etats Prioritäten in der Genomforschung zu setzen. Um eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zu ermöglichen, müssen Strukturen geschaffen werden, die Fachgrenzen überwinden, Einrichtungen der universitären sowie außeruniversitären Forschung vernetzen und Brücken zur Industrie schlagen. Zudem sollte ein nationales Gremium die Genomprojekte federführend koordinieren.

    Es wird vorgeschlagen, die Genomprojekte von einer interdisziplinären Forschung zu den ethischen, rechtlichen und sozialen Fragestellungen zu begleiten, die der Gesellschaft eine Abwägung von Risiken und Chancen ermöglicht. Die DFG wünscht ausdrücklich einen intensiven Dialog über die Ziele und Möglichkeiten dieser Forschungsrichtung.

    Die Stellungnahme Perspektiven der Genomforschung (12 Seiten) kann im Pressereferat der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Kennedyallee 40, 53175 Bonn, Tel.: 0228/885-2109, Fax: 0228/885-2180, angefordert werden. Die Stellungnahme kann auch im Internet unter http://www.dfg.de/aktuell/ abgerufen werden.


    Weitere Informationen:

    http://www.dfg.de/aktuell/e_genome.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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