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09.06.1999 19:31

Ehrenpromotion an Prof. Dr. rer. nat. Dr.-Ing. E.h. Hansjörg Sinn

Jochen Brinkmann Kontaktstelle Schule - Universität
Technische Universität Clausthal

    Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Technischen Universität Clausthal ehrt am 11. Juni 1999 Professor Dr. rer.nat. Dr.-Ing. E.h. Hansjörg Sinn, Universität Hamburg, mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde. Die TU Clausthal zeichnet in Professor Dr. Sinn einen Hochschullehrer aus, welcher gemäß seiner Maxime und christlichen Grundeinstellung stets bemüht war und ist: "die umgebende Welt analysierend zu erkennen, synthetisierend zu verändern und dabei Folgewirkungen zu bedenken", wie Professor Dr. Ernst Schaumann, Prorektor für Studium und Lehre der TU Clausthal, die Persönlichkeit Professor Sinns charakterisierte.

    Sperrfrist: 11. Juni 1999, 15 Uhr

    Professor Dr. Hans-Jörg Sinn, welcher im Institut für Organische Chemie der TU Clausthal als Gastwissenschaftler ein eigenes Labor besitzt und der Clausthaler Umwelttechnik Institut GmbH (CUTEC GmbH) als Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates von 1996-1998 verbunden ist, wird für seine praxisrelevanten, wissenschaftlichen Verdienste auf dem Gebiet der Technischen Chemie geehrt. Professor Dr. Sinn, lange Jahre Vorstandsmitglied der Gesellschaft Deutscher Chemiker und der DECHEMA, konnte zudem als Wissenschaftssenator Hamburgs den Aufbau der Technischen Universität Hamburg Harburg entscheidend befördern.

    Im Anschluß an das Chemiestudium in Mainz, Innsbruck, Bonn und Braunschweig promovierte Hansjörg Sinn bei Franz Patat an der TU München. In seiner Habilitation 1963 befaßte er sich mit der Ziegler-Katalyse mit Titanocendichlorid in homogener Phase und untersuchte die Kinetik der Dienpolymerisation mit Lithiumalkylen. Im Anschluß an seine Habilitation ging Hansjörg Sinn für anderthalb Jahre in die industrielle Praxis, zur BASF in Ludwigshafen und minimierte negative Umweltfolgen der Salpetersäureherstellung, erhöhte zugleich die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens.

    36-jährig wurde er an die Universität Hamburg berufen, steuerte sie in den Jahren von 1969 bis 1974 als deren Rektor und im folgenden als Vizepräsident, hielt erfolgreich Kurs auf dem schwierigen Weg von der Ordinarienherrschaft zur Gruppenuniversität.

    In seinen ersten zehn Jahren an der Universität Hamburg baute er seine wissenschaftlichen Arbeitsfelder auf:
    - die Untersuchung der Kinetik der durch Lithiumalkyle induzierten Dienpolymerisation. Damit wurde die Basis für heute industriell wichtige Blockcopolymere auf Butadien-Styrol-Basis gelegt.
    - die Arbeitsrichtung der "homogenen Ziegler-Natta-Katalyse" an Titanocen oder Zirkonocen/Aluminiumalkyl-Systemen, ein Verfahren, welches er später selbst zum Patent anmeldete, weil die Industrie zunächst den Ideen nicht folgen wollte, und das in den Folgejahren breiten Eingang in die Praxis fand.
    - die Pyrolyse von Kunststoffen. Angesichts der Tatsache, daß zur Zeit die weltweiten Erdöl- und Erdgasressourcen schneller verbraucht werden als deren natürliche Neubildungsrate beträgt, der "Erdölkonsum" also in keiner Weise nachhaltig ist, angesichts dieser Tatsache ist Professor Sinns Verfahrensentwicklung mit Hilfe derer Kunststoffe und Altgummi zu petrochemisch nutzbaren Verbindungen umgewandelt werden können, auch wenn sie wegen der zur Zeit niedrigen Erdölpreise keinen Eingang in die Praxis finden kann, ein höchst praxisrelevantes Forschungsergebnis. Es wird Zukunft bedeutsam werden.

    Das Werk Professor Sinns charakterisierend, führte Professor Dr. Ernst Schaumann in seiner Laudatio aus: "Sie haben seit Anbeginn Ihrer Tätigkeit als Hochschullehrer und Forscher bis heute nie den sprichwörtlichen Elfenbeinturm bewohnt, sondern stets einen engen Bezug zwischen den eigenen Arbeiten und der industriellen Anwendung sowie dem gesellschaftlichen Nutzen hergestellt."

    Die wissenschaftlichen Erfolge zogen ehrenvolle Rufe nach sich, an die Universität Dortmund und an die TU München. Professor Sinn blieb jedoch der Universität Hamburg und Freien Hansestadt Hamburg verbunden, konnte er doch hier als Wissenschaftssenator die Gründung einer Technischen Universität in Hamburg-Harburg entscheidend befördern.

    Professor Schaumann schilderte den weiteren Lebensweg des Geehrten: "Erst als die Sehnsucht nach der Chemie zu groß und der Druck der sogenannten Sachzwänge unerträglich wurde, sind Sie wieder an die Universität zurückgekehrt. Ich sehe Sie noch vor mir, wie Sie als frischgebackener Senator a. D. mit wehenden weißen Labormantel über den Martin-Luther-King-Platz eilten. An dieser Stelle wird Ihre unstillbare wissenschaftliche Neugier deutlich: es gibt so viele drängende Probleme, so viele ungelöste Fragen in der Chemie - das läßt Sie nicht ruhen, sondern treibt Sie mit unermüdlichen Forscherdrang immer wieder ins Labor - und das bis heute. Um in dieser Hinsicht auch während Ihrer Aufenthalte in Buntenbock voll funktionsfähig zu sein, haben wir Ihnen gern ein Labor im Institut für Organische Chemie der TU Clausthal zur Verfügung gestellt und Sie zum Gastwissenschaftler unserer Universität gemacht. Wir freuen uns sehr, Sie hier so auch als Kollegen zu haben. Man mag sagen, die Nachbarschaft Ihres Hauses in Buntenbock und der TU sei Zufall, aber Gott würfelt nicht; hier haben einfach Dinge und Menschen zueinander gefunden, die sich finden sollten."


    Weitere Informationen:

    http://www.ioc.tu-clausthal.de/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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