Am kommenden Freitag, dem 1. Juli 2005, findet das diesjährige Theodor Eschenburg-Symposium mit dem Titel "Weltordnung durch Weltmacht oder Weltorganisation? USA, Deutschland und Vereinte Nationen 1945 - 2005" statt, in deren Rahmen der außen- und sicherheitspolitische Berater des Bundeskanzlers, Ministerialdirektor Bernd Mützelburg, die Theodor Eschenburg-Vorlesung halten wird. Die jährlich stattfindende Veranstaltung erinnert an die Berufung von Theodor Eschenburg (1904 -- 1999), einem der Mitbegründer der Politikwissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland, auf den ersten Tübinger Lehrstuhl für Politikwissenschaft im Jahre 1952.
Um 9 Uhr hält im Hörsaal 21 des Kupferbaus Prof. Dr. Ernst-Otto Czempiel, Mitbegründer der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt a.M., den Eröffnungsvortrag zum Thema "Die Vereinten Nationen und die amerikanische Weltpolitik seit 1945". Um 11 Uhr folgt ein Vortrag von Prof. Dr. Volker Rittberger, Organisator des Symposiums, mit dem Titel "Weltorganisation in der Krise - Die Vereinten Nationen vor radikalen Reformen". Die diesjährige Theodor Eschenburg-Vorlesung hält um 15 Uhr Ministerialdirektor Bernd Mützelburg, der zum Thema "Deutschlands Platz in der Welt - ständig im UN-Sicherheitsrat oder zwischen allen Stühlen?" referieren wird. In der abschließenden Podiumsdiskussion werden die Referenten die Strategien und Möglichkeiten, die dem deutschen Streben nach einem ständigen Sicherheitsratssitz zugrunde liegen, bewerten und diese im Kontext einer ersten Bilanzierung der Außenpolitik der rot-grünen Bundesregierung kritisch reflektieren.
Die Podiumsdiskussion wird durch die Teilnahme von Hanna Scheck als Vertreterin der UN- Hochschulgruppe Tübingen ergänzt und von Frederike Bauer von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung moderiert.
Interessierte Journalisten sind herzlich eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen. Von 14.30 Uhr bis 15 Uhr findet im Raum 202 des Kupferbaus ein Pressegespräch statt, bei dem die Referenten für Fragen zur Verfügung stehen.
Das Jahr 2005 ruft uns mit der Gründung der Vereinten Nationen vor 60 Jahren sowie dem Ende des Ost-West-Gegensatzes und der Wiederherstellung der deutschen Einheit vor 15 Jahren in besonderer Weise die tief greifenden weltpolitischen Umbrüche und Veränderungen seit Ende des Zweiten Weltkriegs in Erinnerung. Zu Beginn der 1990er Jahre proklamierte der amerikanische Präsident Bush, Sen. das Heraufziehen einer neuen Weltordnung und lud Deutschland zur Übernahme einer partnerschaftlichen Führungsrolle ein. Davon ist heute keine Rede mehr. Während die USA eine dezidierte Weltordnungspolitik gestützt auf ihren einzigartigen Weltmachtstatus betreiben, versuchen Deutschland und die Europäische Union eine alternative weltpolitische Ordnungsvorstellung umzusetzen. Dabei herrscht weniger Uneinigkeit hinsichtlich der Zielvorstellungen als vielmehr hinsichtlich der zu verfolgenden Strategien. Dieser Konflikt wurde insbesondere vor und während des Irak-Kriegs greifbar. Und obwohl im "europäischen Modell" die Vereinten Nationen eine zentrale und tragende Rolle einnehmen, führten sowohl der aktive Unilateralismus der USA als auch der passive Unilateralismus Deutschlands dazu, die Organisation der Vereinten Nationen in der Irak-Krise zu schwächen.
Die schon seit Beginn der 1990er Jahre geführte Diskussion über die Reform der Vereinten Nationen hat nach dem Irak-Krieg und gestützt auf Berichte verschiedener Expertenkommissionen sowie den neuesten Reformbericht des UN-Generalsekretärs Kofi Annan vom März 2005 mit dem Titel "In größerer Freiheit" neuen Auftrieb erhalten. Eine Reform soll der Weltorganisation zu neuer Handlungsfähigkeit und Bedeutung verhelfen. In der öffentlichen Debatte ist die Reformdiskussion weitestgehend auf die Reform des UN-Sicherheitsrats beschränkt. Reformvorschläge für andere Organe der Vereinten Nationen und ihre Unterorganisationen treten dadurch in den Hintergrund. Nicht zuletzt die Reformfähigkeit der Vereinten Nationen wird aber entscheidend dafür sein, ob sie den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen sind und welche Rolle sie zukünftig in der Weltpolitik einnehmen. Die Bewertung der verschiedenen Reformvorschläge und die Aussichten auf eine Einigung über die Reform werden zentrale Themen der Veranstaltung sein.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Volker Rittberger, Institut für Politikwissenschaft, Tel.: (07071) 29-74957, E-Mail: volker.rittberger@uni-tuebingen.de
Programm:
09.15 Uhr Prof. Dr. Ernst-Otto Czempiel, Frankfurt am Main
Die Vereinten Nationen und die amerikanische Weltpolitik seit 1945
11.15 Uhr Prof. Dr. Volker Rittberger, Tübingen
Weltorganisation in der Krise - Die Vereinten Nationen
vor radikalen Reformen
15.15 Uhr Theodor-Eschenburg-Vorlesung 2005
Ministerialdirektor Bernd Mützelburg, Berlin
Deutschlands Platz in der Welt - ständig im UN-
Sicherheitsrat oder zwischen allen Stühlen
17.15 Uhr Abschlussdiskussion
Teilnehmer:
- Prof. Dr. Ernst-Otto Czempiel, Frankfurt am Main
- Ministerialdirektor Bernd Mützelburg, Berlin
- Prof. Dr. Volker Rittberger, Tübingen
- Hanna Scheck, UN Hochschulgruppe Tübingen
Moderation: Frederike Bauer, Frankfurt am Main
Ort: Hörsaal 21, KupferbauDanach Stehempfang im Obergeschoss des Kupferbau in Verbindung mit Polis e.V. und der UN Hochschulgruppe Tübingen.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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