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27.06.2005 12:19

Gemessene Zeit und messbare Musik

Stefanie Hahn Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Musikwissenschaftler der Universität Jena initiiert neue Reihe "Musica mensurabilis" / Premierenband wird auf Jenaer Tagung vom 1.-3. Juli über italienische Vokalmusik des 12.-14. Jhs. vorgestellt

    Jena (27.06.05) Einensatzzulesenindemdieeinzelnenworte nicht unterscheidbar sind, ist schwierig. Ähnlich schwierig ist es, den Klang eines Musikstücks zu rekonstruieren, wenn nicht bekannt ist, wie lang die Töne darin ausgehalten werden. Mit der heutigen Notenschrift ist das kein Problem, denn so wie es in einem Satz kurze und lange Worte gibt, wird in einem Tonsatz durch die Notenzeichen festgelegt, wie kurz oder lang die jeweiligen Töne relativ zueinander erklingen sollen. Das war jedoch nicht immer so. Erst seit dem 13. Jahrhundert gibt es die so genannte Musica mensurabilis, in der die Zeitdauer, das Tempus, messbar wird. "Voraussetzung dafür, dass neben der Tonhöhe auch die Tondauer zum musikalischen Parameter wurde, war ein parallel zur Einführung der mechanischen Uhren entstandener neuer Zeitbegriff", erklärt PD Dr. Oliver Huck vom gemeinsamen Institut für Musikwissenschaft der Universität Jena und der Weimarer Hochschule für Musik. Der Musikwissenschaftler erforscht die Musik des Mittelalters und ihre Überlieferung und ist Initiator und Herausgeber der neuen Schriftenreihe "Musica mensurabilis", deren erster Band jetzt im Verlag Georg Olms (Hildesheim) erschienen ist.

    "Die Einführung der Mensuralnotation bot die Möglichkeit, die Dauer einzelner Töne in der Notenschrift festzuhalten und führte zu einer differenzierten, schriftgebundenen Mehrstimmigkeit in der Musik", erklärt Huck. Es ist leicht einzusehen, dass Einigkeit über das Tempo herrschen muss, sobald mehr als eine Person musiziert, da sonst aus dem Streichquartett schräge Katzenmusik wird. Der Leiter der Nachwuchsforschergruppe "Die Musik des frühen Trecento" beschäftigt sich insbesondere mit der weltlichen Musik im Italien des 14. Jahrhunderts. "Bisher fehlte im deutschsprachigen Raum ein Forum für die wissenschaftliche Erschließung dieser frühesten zeitmessenden Notenzeugnisse", sagt Dr. Huck. Diese Lücke werde nun dank der neuen Publikationsreihe geschlossen.

    Die "Musica mensurabilis"-Reihe versammelt Studien zur Musik und zu Editionen ausgewählter musikalischer Repertoires aus der Zeit von ca. 1250-1600. Die Reihe betont die Kontinuität von Mittelalter und früher Neuzeit. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Musik und auf der Textkritik ihrer Überlieferung. In den ersten Bänden sollen u. a. die Ergebnisse der an der Friedrich-Schiller-Universität ansässigen Gruppe dokumentiert werden, die im Rahmen des Emmy Noether-Programms von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Nach der soeben unter dem Titel "Die Musik des frühen Trecento" erschienenen Habilitationsschrift von Oliver Huck, für die er mit dem Habilitationspreis der Universität Jena ausgezeichnet wurde, wird der nächste Band die Beiträge einer Jenaer Tagung versammeln. Auf dem Symposium "Kontinuität und Transformation der italienischen Vokalmusik zwischen Due- und Quattrocento", das vom 1. bis 3. Juli an der Universität stattfindet, wird die neue Schriftenreihe erstmals am 1. Juli, 16.30 Uhr in den Rosensälen (Fürstengraben 27) der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Mit einer gemeinsam mit der Jenaer Romanistin Dr. Sandra Dieckmann vorbereiteten Ausgabe der mehrfach überlieferten Kompositionen des frühen Trecento und einer von Dr. Alba Scotti betreuten Arbeit zur einfachen Mehrstimmigkeit aus dem Patriarchat von Aquileia werden in Kürze auch Editionen von zwei zentralen Korpora der italienischen Musik des Spätmittelalters vorgelegt.

    Weitere Informationen zur Tagung finden sich im Internet unter: http://www.personal.uni-jena.de/~x1huol/tagung.htm

    Kontakt:
    PD Dr. Oliver Huck
    Nachwuchsgruppe "Die Musik des frühen Trecento"
    an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Jenergasse 8, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944416
    E-Mail: oliver.huck@uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.personal.uni-jena.de/~x1huol/tagung.htm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kunst / Design, Musik / Theater
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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