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10.06.1999 15:54

Jenaer Pathologen haben sich auf Weichgewebstumore spezialisiert

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Jena. Ein internationales Referenzzentrum für die Diagnose von Weichgewebstumoren hat das Institut für Pathologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena aufgebaut. Über 2.000 konsiliarische Gutachten pro Jahr erstellen Prof. Dr. Detlef Katenkamp und sein Team für pathologische Kollegen und Fachkliniken vor allem in Deutschland und Österreich. "Die sichere Diagnose von Weichteilsarkomen ist oftmals schwierig und verlangt viel Erfahrung", erläutert Katenkamp, "weil inzwischen über 140 Typen gutartiger und bösartiger Tumore bekannt sind."

    Die Arbeit der Jenaer Pathologen, die in erster Linie nur kleine Gewebeproben analysieren, ist für den Patienten lebenswichtig: Sarkome machen zwar weniger als ein Prozent aller bösartigen Tumore aus, aber sie streuen mitunter schnell Tochtergeschwülste über das Blutgefäßsystem aus und müssen von chirurgischen Spezialisten kuriert werden, weil sonst die Rückfallquote statistisch außerordentlich hoch ist.

    Die Arbeit am Lichtmikroskop ist das tägliche Brot der Pathologen. Üblicherweise erhalten die Jenaer Ärzte die Gewebeproben zur Konsiliaruntersuchung in einen Paraffinblock eingebettet oder bereits als hauchdünne präparierte Schnitte, die standardmäßig mit Hämatoxylin-Eosin, einem Kontrastfarbstoff, vorbehandelt sind. Aber nicht immer lassen sich an Hand dieser sogenannten HE-Schnitte schon am Lichtmikroskop eindeutige Diagnosen stellen. Katenkamps Arbeitsgruppe besitzt daher eine ganze Palette an Arbeitsmitteln und Methoden, setzt immunhistochemische, molekularbiologische und zytogenetische Verfahren ein und verfügt auch über ein hochauflösen-des Elektronenmikroskop.

    Tumore entstehen stets durch einen Defekt im Erbgut einer gesunden Körperzelle; einige von ihnen - häufig auch Weichgewebstumore - zeigen charakteristische Translokationen von Chromosomen, d. h.: zwei Abschnitte aus dem wie auf einer Perlenschnur aufgereihten Erbmaterial sind vertauscht. "Oft bedarf es einer Kombination von mehreren Verfahren", schildert Prof. Katenkamp, "entscheidend aber ist unsere langjährige diagnostische Erfahrung."

    Bereits 1978 wurde das Jenaer Institut für Pathologie zum DDR-weiten Referenzzentrum für die Diagnose von Weichgewebstumoren aufgebaut, und nach der deutschen Wiedervereinigung setzten die Saalestädter sich gegenüber anderen Instituten im Westen durch. "Kontinuität ist ganz wichtig auf diesem schwierigen Arbeitsgebiet", betont Detlef Katenkamp. Er selbst arbeitet seit über 30 Jahren in der Jenaer Pathologie und hat sich frühzeitig auf Weichgewebstumore spezialisiert.

    Rund 20.000 begutachtete Fälle hat er gesammelt und sie für Lehre und Forschung erschlossen. Nur aus dem Vergleich werden Unterschiede zwischen den vielgestaltigen Tumortypen ersichtlich und läßt sich eine zuverlässige Einordnung treffen. So beschrieb Prof. Katenkamp vor kurzem gemeinsam mit Bostoner Kollegen erstmals wissenschaftlich präzise die sogenannten niedrigmalignen myofibroblastischen Sarkome; die Krebszellen imitieren gesunder Spezialzellen, die - zum Beispiel an Wundrändern - zugleich Collagen produzieren und sich wie Muskelzellen zusammenziehen können.

    Zwar wird in Deutschland kein amtliches Krebsregister geführt, das statistisch zuverlässige Zahlen bereithielte, jedoch gibt der erfahrene Pathologe Entwarnung für die Häufigkeitsverläufe der Weichteilsarkome. "Die Fallzahlen sind seit Jahren konstant auf relativ niedrigem Niveau", beruhigt Prof. Katenkamp, "Karzinome sind 100mal häufiger." Zugenommen hat nur ein Typ: das sogenannte Kaposi-Sarkom. An dieser Tumorform erkranken häufig Patienten, deren Immunsystem geschwächt ist, etwa nach einer Organtransplantation oder im Verlauf einer HIV-Infektion.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Detlef Katenkamp
    Tel.: 03641/933120, Fax: 933111
    e-mail: katenkamp@bach.med.uni-jena.de

    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Wolfgang Hirsch
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931031
    Fax: 03641/931032
    e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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