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10.06.1999 17:17

Medien und Integration: Wie kommen Ausländer in den deutschen Medien vor?

Beate Kostka M. A. Presse- und Informationsstelle, Standort Duisburg
Gerhard-Mercator-Universität Duisburg (bis 31.12.2002)

    Wie werden Einwanderer in den deutschen Medien dargestellt: als abgegrenzte problematische Minderheit oder integrierter Bestandteil der multikulturell geprägten Gesellschaft? Mit dem Themenbereich "MigrantInnen und Medien: Neue Herausforderungen an die Integrationsfunktion von Presse und Rundfunk" befaßt sich eine Tagung an der Mercator-Universität Duisburg vom 11. - 12. Juni.

    Die Leitung hat der Duisburger Politikwissenschaftler Prof. Dr. Heribert Schatz. Die Veranstaltung ist die Jahrestagung des Arbeitskreises "Politik und Kommunikation" in der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft und der gleichnamigen Fachgruppe der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft.

    Teilhabe an Lebensstilen durch Medien

    Ob und wie tragen die Medien zur Orientierung und Integration der ausländischen Mitbürger bei? Bieten sie etwa jungen Frauen und Männern der zweiten und dritten Einwanderergeneration ausreichend Möglichkeiten, an sozialen Zusammenhängen, Lebensstilen und gesellschaftlichen Ereignissen in Deutschland teilzuhaben?

    Fragen an die Integrationskonzepte aus Sicht der Sozialwissenschaften formulieren zu Beginn der Tagung Dr. Udo Göttlich vom Duisburger Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung sowie Prof. Dr. Hartmut Esser, Universität Mannheim, in einem Grundsatzreferat. Der hier skizzierte theoretische Rahmen soll weitere empirische Studien anleiten. Eine Reihe solcher Studien werden auf der Tagung vorgestellt.

    Unter anderem wird die Kölner Medienwissenschaftlerin Claudia Bulut unter der Überschrift "Von der Gastarbeiterin zur Schutzpolizistin" über das Bild der ausländischen Frau im deutschen Film und Fernsehen berichten. Dabei wird sie aufzeigen, daß es eine filmhistorische Entwicklungslinie seit den siebziger Jahren gibt.

    Von der Gastarbeiterin zur Schutzpolizistin

    Zunächst stand vor allem die Gastarbeiterproblematik im Vordergrund, in den achtziger Jahren beschäftigten sich die Regisseure mehr mit dem "Leid" der ausländischen Frauen im für sie fremden Land. Mit dem Aufkommen der täglichen TV-Seifenopern zu Beginn der neunziger Jahre kamen die Ausländerinnen dann hauptsächlich als Statistinnen in Serien vor.

    Durch das vermehrte Auftreten von Frauen auslänischer Herkunft in deutschen Fernsehkrimis scheint jedoch die exotische Rollenzuweisung aufgebrochen zu werden. Als Schutzpolizistinnen, Fahnderinnen und Kommissarinnen setzen sich diese Migrantinnen nämlich für die deutsche Ordnung ein und weichen damit filmische Bildmuster auf. Denn die ausländische Polizistin durchstößt die traditionelle Geschlechterordnung und stellt kulturell geprägte Bilder von Migrantinnen in Frage.

    Nicht ausgrenzen, sondern eingliedern

    Nicht ausgrenzen und diskriminieren, sondern eingliedern und integrieren wird Prof. Rainer Geißler (Siegen) auf der Tagung einfordern. Er wird sich in seinem Vortrag für eine bessere Präsentation durch bessere Repräsentation aussprechen. Prof. Geißler: "Integration ist ein Vorgang mit vielen Dimensionen. Ein zentraler Bereich ist die mediale Integration, die Integration der ethnischen Minderheiten in die deutsche Öffentlichkeit."

    Bisherige Medienanalysen haben nämlich deutlich gemacht, daß die Berichte über ethnische Minderheiten meist erhebliche ausgrenzende und diskriminierene Elemente enthalten. Das Wenige, was über sie berichtet wird, ist oft negativ und wirkt bedrohlich.

    An die Medien müssen jedoch höchst vielfältige Anforderungen gestellt werden angesichts der individuellen und sozialen Problemlagen, der verschiedenen religiösen, kulturellen und politischen Erfahrungshorizonte sowie der unterschiedlichen rechtlichen Stellung der einzelnen Migrantengruppen in der Bundesrepublik. Zumal sich Teile dieser MigrantInnen verstärkt ausländischen Medienangeboten zuwenden.

    Round-Table: Forschungsergebnisse zusammentragen

    Zu diesem Problemfeld fehlen derzeit jedoch genaue Befunde und Ergebnisse, die zum einen eine Beschreibung und Beurteilung des Medienangebots sowie zum anderen konkrete Einblicke in die Formen der Mediennutzung und -wirkung erlauben.

    Die Tagung ist ein Versuch, unterschiedliche Forschungsergebnisse zusammenzutragen und zu diskutieren, um so das Verhältnis von MigrantInnen und Medien in der Politik- und Kommunikationswissenschaft stärker ins Blickfeld zu rücken.

    Diesem Ziel dient vor allem das Round-Table-Gespräch am Samstag, 12. Juni, 13.30 Uhr, Uni-Bereich Lotharstr. 57, Mercatorhaus, Interessierte sind herzlich eingeladen!). Hier werden die Ergebnisse der Wissenschaft mit den Erfahrungen der Medienpraktiker zusammengebracht und diskutiert.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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