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11.10.1996 00:00

Kreislaufwirtschaft als logistische Herausforderung

Dipl.-Ing. Stefan Schmidt Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML

    E1/96 - 11.10.96

    Fraunhofer-Institut fuer Materialfluss und Logistik IML Abteilung Entsorgungslogistik

    Kreislaufwirtschaft als logistische Herausforderung

    Kreislauffuehrung im Spannungsfeld zwischen Oekologie und Oekonomie

    Zunehmende Verknappung wichtiger energetischer und rohstofflicher Ressourcen sowie die zunehmende, teilweise irreversible Stoerung des oekologsichen Gleichgewichtes fuehren zu der Einsicht, dass eine No-wendigkeit zur Aenderung der aktuellen wirtschaftlichen Grundhandlungsmuster besteht. Das Ziel des Wechsels von einer linearen zu einer zyklischen Wirtschaftsweise, verbunden mit Rohstoff- und Energiepotential nutzenden Handlungsstrukturen soll durch den Uebergang des Abfallgesetzes ins Kreislaufwirtschaftsgesetz Realitaet werden. Zentraler Bestandteil des am 7. Oktober in Kraft tretenden Gesetzes ist die erstmalige Festschreibung einer durchgehenden Produktverantwortung der Hersteller. Durch diese gesetzliche Festschreibung des Verursacherprinzipes werden die bisherigen drei Unternehmensbereiche Beschaffung der Ressourcen, Produktion und Distribution um den Bestandteil der Entsorgung erweitert. Der Logistik kommt bei der Realisierung der zu schaffenden Kreislaufwirtschaft eine Schluesselrolle zu. Ihre Aufgabe ist es, die zur Schliessung von Kreislaeufen fehlenden, dringend benoetigten Abschnitte, also die Bindeglieder zwischen Produktgebrauch und (Produkt-)Recycling bereitzustellen. Erfahrungen des Fraunhofer-Institutes fuer Materialfluss und Logistik IML in Dortmund zeigen, dass der Logistikanteil heute bis zu 50 Prozent der Gesamtkosten bei der Produktverwertung ausmacht. Die oekonomische Umsetzung der Kreislaufwirtschaft erfordert deshalb zwingend die Entwicklung neuer kosten- und nutzenoptimaler Rueckfuehr- und Recyclingstrategien.

    Oekonomische Aspekte

    Nach Ansicht der Forscher am IML ist bei der Redistribution weder die Verfuegbarkeit der Gueter, noch die Kapitalbindung von ausschlaggebender Bedeutung fuer die Gestaltung des Transportsystems. Vielmehr ist das Servicekriterium eine schnelle Entsorgung und nicht die Versorgung der Demontageanlagen in moeglichst kurzer Frist. Die Kapitalbindung ist ebenfalls kein entscheidender Parameter, da der Wert der gebrauchten Guetern deutlich unter dem Wert der neuen Gueter bleibt. Aus diesen Gruenden wird ein System zur Redistribution sinnvollerweise so ausgelegt, dass die geringen zeitlichen Anforderungen dazu genutzt werden, die Gesamtkosten zu minimieren.

    Oekologische Aspekte

    Die Hauptfrage, die haeufig von der Oeffentlichkeit im Rahmen der Diskussion ueber Sinn und Unsinn von Recycling gestellt wird, ist: 3Wird die Umwelt durch die konkrete Recyclingmassnahme in Summe be- oder entlastet?3. In diesem Zusammenhang stehen vor allen Dingen die fuer die Rueckfuehrung der ausgedienten, zu recyclierenden Produkte und Werkstoffe unverzichtbaren Transportprozesse im Blickfeld der Kritik, und es ist bezeichnend, dass auch im Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz ausdruecklich die Beruecksichtigung der logistischen Prozesse bei der Bestimmung der Netto-Umweltwirkung gefordert wird (vgl. Paragaph 6 Abs.1 KrW-/AbfG). Bei Betrachtung der prinzipiellen Moeglichkeiten des Recyclings sowie der dabei zu durchlaufenden Prozess- und Transportschritte wird offensichtlich, dass die Auswahl der "am besten umweltvertraeglichen" Alternative nicht trivial ist. Letztlich wird man an vielen Stellen nicht auf umfangreiche Stoff- und Energiebilanzen als zur Zeit einziges bedingt funktionsfaehiges Werkzeug zur Bestimmung der Umweltwirkung mehrerer Vergleichsalternativen verzichten koennen.

    Kreislauffuehrung in der Praxis

    In einer kuerzlich am Fraunhofer IML abgeschlossenen Studie stellte sich ein europaweites, mehrstufiges Redistributionssystem der Agfa-Gevaert AG, Leverkusen, mit einer durchschnittlichen Transportentfernung von 1000 km zur zentralen Sammelstelle als oekologisch und oekonomisch effizientere Entsorgungsalternative heraus, als die herkoemmliche Beseitigung auf einer nur 30 km entfernten Hausmuelldeponie. Allerdings darf es kein Recycling um jeden Preis geben. Die neuen, aber auch die bereits vorhandenen Stofffluesse sind in allen Phasen hinsichtlich ihrer oekonomischen und oekologischen Konsequenzen zu untersuchen. Eine Schliessung aller Kreislaeufe ist allein schon aus thermodynamischer Sicht nicht realisierbar; weiterhin ist aus oekonomischen und oekologischen Gruenden ein bedingungsloses Recycling ebenfalls nicht sinnvoll. Nur wenn sich bei einer ganzheitlichen Betrachtung Vorteile fuer die Wiederverwertung ergeben, ist diese zu bevorzugen.

    Ansprechpartner: Dipl.-Ing. Uwe Hansen, Dipl.-Ing. Peter Meyer


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Maschinenbau, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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