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14.06.1999 13:12

Belgischer Dioxinskandal - vieles wäre vermeidbar gewesen

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Gesellschaft Deutscher Chemiker, Wissenschaftlicher Pressedienst Chemie, Postfach 900440, D-60444 Frankfurt am Main, Telefon (069) 79 17 325, Telefax (069) 79 17 322

    33/99

    14. Juni 1999

    Belgischer Dioxinskandal - vieles wäre vermeidbar gewesen

    Ein großer Teil der Folgen des Skandals um dioxinbelastete Lebensmittel aus Belgien wäre vermeidbar gewesen, wenn den belgischen Behörden die notwendigen Sachverständigen zur Verfügung gestanden hätten. Viel zu spät, nämlich erst zwei Wochen nach den ersten Hinweisen auf hohe Dioxinkontaminationen von Futtermitteln, Geflügel und Eiern stellt sich nun heraus, daß wesentlich schneller verläßliche Aussagen über die Belastung oder Nichtbelastung verdächtiger Lebensmittel hätten gewonnen werden können.

    Statt auf den umständlichen und langwierigen direkten Nachweis von Dioxinen zu setzen, deren Analyse nur in wenigen spezialisierten Laboratorien überhaupt möglich ist, hätte die einfache Untersuchung auf PCBŽs (polychlorierte Biphenyle) gereicht. Diese Untersuchung ist schneller und kann von vielen Laboratorien durchgeführt werden. Da der Eintrag von Dioxinen mit einem Eintrag von PCBŽs einhergeht, liefert diese Untersuchung gleichfalls verläßliche Aussagen. Damit wäre bereits frühzeitig und schnell herauszufinden gewesen, ob die aus Belgien gelieferten Produkte oder mit belgischen Futtermitteln aufgezogene Tiere durch das aus der belgischen Fettschmelze stammende Material belastet worden sind oder nicht. Hunderte von Tonnen an Rohstoffen oder fertigen Lebensmitteln, bei denen lediglich ein Verdacht bestand, hätten nach entsprechender Prüfung bald wieder freigegeben werden können und nicht vernichtet werden müssen.

    "Dies sind die Folgen, wenn EU-Mitgliedstaaten den Beruf des Lebensmittelchemikers überhaupt nicht kennen und demnach auch keine Lebensmittelchemiker in der Überwachung der Lebensmittel einsetzen" sagte Dr. Axel Preuß, Vorsitzender der Lebensmittelchemischen Gesellschaft, Fachgruppe in der Gesellschaft Deutscher Chemiker. Viele Kontaminanten der Lebensmittel wie eben auch Dioxine und PCB's seien rein chemischer Natur und daher nur von den entsprechend ausgebildeten Spezialisten zu beurteilen. Ein Lebensmittelchemiker hätte die entsprechenden Untersuchungen sofort veranlassen und die Ergebnisse bewerten können.

    PCB's wurden früher in großem Umfang unter anderem in technischen Kühl- oder Hydraulikölen eingesetzt, ihre Verwendung ist aber seit geraumer Zeit in Deutschland nahezu vollständig verboten. Sie sind herstellungsbedingt mit geringen Mengen Dioxinen verunreinigt. Eine Kontamination von Lebensmitteln mit derartigen Ölen läßt sich daher nicht nur über die Messung von Dioxinspuren, sondern viel einfacher über die Bestimmung des PCB-Gehaltes nachweisen oder auch ausschließen. Hunderte von lebensmittelchemischen Laboratorien stehen in Deutschland zur Verfügung, welche die aus dem Verkauf genommenen Lebensmittel entsprechend prüfen können.

    Lebensmittelchemiker sind an einer von 14 deutschen Universitäten ausgebildete Spezialisten, die sich bei der Herstellung und Kontrolle von Lebensmitteln, aber auch von Kosmetika oder Gegenständen des häuslichen Bedarfs entweder im Rahmen der Eigenkontrollen der Hersteller, in freien Handelslaboratorien oder in der Amtlichen Überwachung für den Verbraucherschutz einsetzen. Sie können nicht nur extrem schwierige Analysen durchführen, sondern auch die damit erhaltenen Ergebnisse aufgrund ihrer breiten Ausbildung in angrenzenden Gebieten wie Lebensmitteltechnologie und -toxikologie, Ernährungswissenschaft, Mikrobiologie, Umweltchemie und dem Lebensmittelrecht umfassend und sachgerecht beurteilen.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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