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15.06.1999 14:35

Neue Mittel zur Behandlung stärkster Schmerzen

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Starke Schmerzen können durch Tumoren oder auch durch große Operationen verursacht sein. Ihre Bekämpfung ist bei der Behandlung entsprechender Patienten ein wichtiges, aber nicht immer erreichbares Ziel. An der Universität Würzburg arbeiten Wissenschaftler deshalb an der Entwicklung neuer Mittel, mit denen sich stärkste Schmerzen bekämpfen lassen.

    Seit Jahrtausenden kennt die Menschheit die schmerzlindernde Wirkung des Morphiums, eines klebrigen Saftes, der aus den reifen Kapseln des Schlafmohns gewonnen wird. Vor rund 200 Jahren isolierte der Apotheker Friedrich Sertürner aus diesem Saft, der ein Gemisch aus vielen, meist chemisch ähnlichen Substanzen darstellt, den gegen Schmerzen wirksamen Arzneistoff, das Morphin.

    Dieses kann zwar ausgezeichnet stärkste Schmerzen lindern, andererseits verursacht es Atmungsbeschwerden, Verstopfung und einen starken Harndrang. In der breiten Öffentlichkeit wird Morphin vor allem mit Abhängigkeit und Sucht in Zusammenhang gebracht, was bei der medizinischen Therapie aber keine Rolle spiele, so Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe, Inhaberin des Würzburger Lehrstuhls für Pharmazeutische Chemie. Nichtsdestoweniger sei die Anwendung von Morphin bei schwerstkranken Patienten nicht problemlos. So wundert es nicht, dass schon seit Jahrzehnten nach Verbindungen gesucht wird, die dem Morphin ähneln, aber weniger Nebenwirkungen haben - bislang jedoch ohne Erfolg.

    Im Arbeitskreis von Prof. Holzgrabe wurden vor einigen Jahren Verbindungen mit dem zungenbrecherischen Namen Diazabicyclononanone gefunden, die dem Morphin chemisch kaum ähneln, aber mindestens so gut, wenn nicht noch besser Schmerzen lindern können - und zwar ohne dass sie bei hohen Dosierungen Atembeschwerden oder Verstopfung verursachen. Auch ein Suchtpotential konnte im Tierversuch nicht nachgewiesen werden.

    Die Arbeiten der Würzburger Professorin, die mit der pharmazeutischen Industrie vorangetrieben und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert werden, zielen darauf ab, die schmerzlindernde Wirkung dieser Verbindungen weiter zu steigern und gleichzeitig die sogenannte Bioverfügbarkeit, also das Anfluten des Arzneistoffes im Körper, zu erhöhen. Diese Ziele werden mit den modernen Methoden der Arzneistoffentwicklung, dem "Molecular Modelling" (Computerchemie), sowie mit systematischen Veränderungen der Leitstruktur der Wirkstoffe verfolgt.

    Die dabei neu synthetisierten Substanzen werden beim Pharmaunternehmen Grünenthal GmbH (Aachen) untersucht: Im Reagenzglas wird getestet, wie stark die Substanzen an die sogenannten Opioid-Rezeptoren binden, also an den Wirkort der morphinartigen Schmerzmittel. Geeignete Vertreter kommen dann in den Tierversuch, um ihre Wirkung zu beobachten und um toxikologische Daten zu gewinnen. Prof. Holzgrabe: "Bereits heute ist abzusehen, dass einige unserer neu synthetisierten Verbindungen das Zeug haben, um bei einer klinischen Studie am Menschen getestet zu werden. Bis zur Marktreife ist es aber noch ein sehr langer, dornenreicher Weg, der viel Geld kostet."

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe, T (0931) 888-5460, Fax (0931) 888-5494, E-Mail:
    holzgrab@pharmazie.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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