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17.09.1997 00:00

JiT in der Automobilzulieferindustrie

Claudia Braczko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik

    Wohin geht die jit-Produktion? - Experten aus internationalen Konzernen diskutierten aktuelle Trends der Automobilzulieferindustrie am Institut Arbeit und Technik

    In der just-in-time-Produktion zeichnen sich neue Trends, aber auch neue Probleme ab: Um die gesamte Wertschoepfungskette zu "verschlanken", wird einerseits inzwischen enger zusammen gearbeitet, Hersteller geben Verantwortung und in Teilbereichen sogar Entwicklungskompetenz an ihre Zulieferer ab. Die regionale Zusammenarbeit gewinnt an Bedeutung, von der EDV-Kommunikation ueber Zulieferparks bis hin zur Zuliefermontage auf dem Produktionsgelaende. Andererseits klafft nach wie vor die Luecke zwischen Anspruch und Wirklichkeit - die sequenzsynchrone Lieferung an die Produktionslinie klappt bei Kurzzeitinformationen an den Zulieferer haeufig zu 90 bis 95 Prozent, manchmal aber auch nur zu 60 Prozent. Mehr Stabilitaet in der Produktion waere notwendig, um Abhilfe zu schaffen. Und: Durch den Trend zu weltweitem, zentralisiertem Einkauf durch die Autohersteller werden die Logistikprobleme eher groesser.

    Ueber strategische Probleme der just-in-time-Produktion und neue Logistik-Konzepte diskutierten jetzt im Institut Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) Vertreter der Automobilhersteller Opel, Nissan und MCC sowie des Zulieferers Johnson-Controls mit Fachleuten aus nordrhein-westfaelischen Zulieferbetrieben und der Wissenschaft. Das IAT organisierte die Veranstaltung im Rahmen des aus EU-Mitteln (ADAPT) gefoerderten Projekts "Optimierung der Produktions- und Lieferbeziehungen zwischen Automobilherstellern und Zulieferern" (CORE).

    Das Nissan-Werk in Sunderland/Nordengland ist Beispiel fuer einen Automobilproduzenten, der sein Zuliefergeschaeft stark auf Europa und Grossbritannien konzentriert. 22 Prozent der Teile werden selbst produziert, der Rest wird zugekauft - zu zwei Dritteln in England mit starkem Schwerpunkt in einem Umkreis von 3-5 Kilometern, erlaeuterte Paul Bevington von Nissan UK. Lediglich knapp 1 Prozent stammt aus dem Mutterland Japan. Die Entscheidung "make or buy?" machen sich die Nissan-Produzenten nicht leicht: Neben Kosten- und Qualitaetsgesichtspunkten spielt auch der moegliche Verlust technologischen Wissens eine Rolle. Nur mit grosser Zurueckhaltung wird technologische Kompetenz delegiert.

    Die Materialwirtschaft bei Opel Bochum steht vor der Aufgabe, in dem 35 Jahre alten Werk ein "neues Werk" mit moderner Logistik aufzubauen. Um die beiden Produktionslinien besser just-in-time beliefern zu koennen, sollen in einigen Jahren viele Teile in einem Zentrum auf dem Werksgelaende umgepackt, sequenziert und vormontiert werden, so Opel-Manager Erich Schetter. Ein Problem aller Autohersteller ist auch in Bochum offensichtlich: Der Wunsch der Kunden nach individuellen Autos fuehrt zu einer Variantenvielfalt, die bislang noch Schwankungen im Produktionsablauf mit Auswirkungen auf die gesamte Zulieferkette verursacht.

    Ein "Traum jedes Logistikers" ist der "SMART", den Micro Compact Car (MCC) demnaechst in Hambach/Lothringen produziert. Das Mini-Auto fuer Ballungsraeume weist mit nur einer Karosserie und zwei Grundfarben eine besonders logistikgerechte Produktgestaltung auf, bei der die Varianten erst gegen Ende der Montage entstehen. Wenige Systempartner, die mit MCC bei der Entwicklung von Produkten und Prozessen eng zusammenarbeiten, fertigen auf dem Werksgelaende komplette Module - vom Rohbau ueber das Cockpit bis zum Heckmodul. Das Produktionsprogramm soll so stabil werden, dass eine drei Tage vorher angegebene Auftragsreihenfolge eingehalten wird, so MCC-Manager Albrecht Delius.

    Dass solche Plaene noch weit entfernt vom Alltag der Massenproduktion von Autos sind, belegte aus Sicht des "leidtragenden Zulieferers" Dietmar Kirschmann von Johnson Controls, Bochum. Dem Sitzehersteller bleiben vom Produktionsstart bis zum Abschluss der Sitzmontage beim Kunden einschliesslich Transport drei Stunden, wobei kurzfristige Abweichungen der Lieferabrufe von den urspruenglichen Bestellungen die groessten Probleme verursachen. Um die Abstimmung zwischen eigener Produktion, Sublieferanten und Autohersteller zu verbessern und Kosten zu sparen, gibt es ein "Lager auf Raedern" - angekommende Lkw-Container mit Zulieferteilen werden mit Umsetzfahrzeugen je nach Bedarf an die Produktionshalle angedockt.

    Auf dem Weg zur schlanken Materialkette wird sich nach wie vor das kleine Unternehmen, der Zulieferer, anpassen muessen, ergab die Abschlussdiskussion. Die Verschiebung von Verantwortung - etwa mit der Uebertragung von Entwicklungskompetenz - koennte kuenftig fuer ein ausgeglicheneres Kraefteverhaeltnis sorgen. Wenn die Zulieferer in ihrem Bereich zu Spezialisten werden, koennen sie sogar dem Autohersteller Tips und Verbesserungsvorschlaege geben. Aber derartige Verschiebungen werden viel laenger dauern, als vielfach angenommen wird. Die JiT-Produktion ist nach wie vor ein Suchprozess. Manche neuen Konzepte, die jetzt ausprobiert werden, sind noch Testballons, deren moegliche Auswirkungen auf die Massenproduktion noch nicht klar sind.

    Fuer weitere Fragen steht Ihnen zur Verfuegung: Dr. Heiderose Kilper Dr. Steffen Lehndorff Claudia Braczko


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Maschinenbau, Wirtschaft
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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