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13.07.2005 09:56

Tropisch, ansteckend - vernachlässigt: VolkswagenStiftung nimmt Krankheiten Afrikas in den Blick

Dr. Christian Jung Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    Stiftung bewilligt rund 680.000 Euro für zwei Vorhaben zu übertragbaren Tropenkrankheiten in ihrer Förderinitiative zum sub-saharischen Afrika

    Die VolkswagenStiftung bringt weitere Vorhaben auf den Weg in ihrer Förderinitiative zum sub-saharischen Afrika und leistet damit einen Beitrag zum Aufbau und zur Stärkung der Wissenschaft in dieser Region. Die Forschungsvorhaben werden von afrikanischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Zusammenarbeit mit deutschen Partnern durchgeführt. Eines der wichtigsten Anliegen der Stiftung ist es, dass im Zuge der Projekte der dortige wissenschaftliche Nachwuchs Möglichkeiten zur Höherqualifizierung erhält. Zugleich zielt das Stiftungsengagement auf die Entwicklung, Stärkung und Erweiterung innerafrikanischer wissenschaftlicher Netzwerke. Zwei Vorhaben zum Themenfeld vernachlässigter übertragbarer Tropenkrankheiten (Aktivitäten zum Thema HIV und AIDS beispielsweise werden nicht gefördert), die für den afrikanischen Kontinent ein großes Problem darstellen, können jetzt starten - gefördert mit insgesamt rund 680.000 Euro:

    1. Mit 390.000 Euro unterstützt wird das Vorhaben "Meningococcal meningitis in sub-Saharan Africa: from the understanding of the dynamics of colonization and disease patterns to improved control" von Dr. Thomas Junghanss, Abteilung für Tropenhygiene und Öffentliches Gesundheitswesen, Sektion Klinische Tropenmedizin am Universitätsklinikum der Universität Heidelberg - ein Kooperationsprojekt mit Wissenschaftlern vom Navrongo Health Research Centre in Ghana, vom Nouna Health Research Center in Burkina Faso und vom Schweizerischen Tropeninstitut in Basel.

    2. Mit 289.800 Euro unterstützt wird das Vorhaben "Wolbachia endobacteria in filarial infections - exploring their usefulness as targets for novel chemotherapies that are anti-filarial, reduce filarial pathology and interrupt transmission" von Professor Dr. Achim Hörauf vom Institut für Medizinische Parasitologie am Universitätsklinikum Bonn - ein Kooperationsprojekt mit Wissenschaftlern vom Kumasi Centre for Collaborative Research in Tropical Medicine in Ghana, von der University of Buea in Kamerun und vom National Institute for Medical Research in Tanga, Tanzania.

    Im Folgenden stellen wir Ihnen die beiden Vorhaben kurz vor.

    Zu 1: Meningokokken-Erkrankungen stellen weltweit ein bedeutendes Gesundheitsproblem dar. Regelmäßig kommt es zu schweren Epidemien, insbesondere im Meningitisgürtel Afrikas, der sich in der Sahelzone von Ost nach West zieht. Aber auch in Regionen wie der Ostafrikanischen Seenplatte, in Nordafrika, dem Nahen Osten und Saudi-Arabien tritt die Erkrankung häufig auf. Die Meningokokken-Meningitis - es handelt sich um eine eitrige Hirnhautentzündung - wird durch Bakterien, so genannte Neisserien, hervorgerufen. Plötzliches Fieber, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Übelkeit und Erbrechen können die ersten Anzeichen sein. Die Erreger setzen sich auf den Schleimhäuten des Nasen-Rachenraums fest und werden durch Husten und Niesen weitergegeben. Nur gegen einige Meningokokkenstämme gibt es einen wirksamen Impfschutz.

    Über diese in epidemischen Zyklen auftretende Krankheit, die ein gravierendes Gesundheitsproblem darstellt, ist manches gut bekannt - vieles weiß man aber noch nicht. So sind die Mechanismen, die zur Ausbreitung von klonalen Komplexen von Neisseria meningitidis und zu Epidemien führen, ungeklärt. Da das Ansiedeln der Erreger im Nasen-Rachenraum erster Schritt einer solchen Hirnhautentzündung ist, will das deutsch-afrikanische Wissenschaftlerteam die Zusammenhänge zwischen Kolonisation und Erkrankung im Detail erforschen. Dabei drängt die Zeit, ist doch in jüngerer Zeit in einigen Regionen des Meningitisgürtels zu beobachten, dass Pneumokokken-Meningitiden, eine "verwandte" Form der Meningokokken-Meningitis, zunehmen - mit Blick auf die zehnfach höhere Mortalität der Pneumokokken-Meningitis ein Besorgnis erregender Trend. Die Forscher erwarten von ihren Untersuchungen neben einer Aufklärung der Zusammenhänge von Erregerbesiedelung und Erkrankung, dass sich Meningitis-Epidemien künftig besser vorhersagen und kontrollieren lassen und die medizinische Versorgung der Meningitis-Patienten optimiert werden kann. Und letztlich hoffen sie, dass die Erkenntnisse zu passgenauen Impfstoffen führen. Untersuchungsregionen sind zwei Distrikte in Ghana und Burkina Faso.

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    Kontakt
    Universität Heidelberg
    Universitätsklinikum
    Sektion Klinische Tropenmedizin
    Dr. Thomas Junghanss
    Telefon: 06221 564904
    E-Mail: thomas.junghanss@urz.uni-heidelberg.de
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    Zu 2: Das Erscheinungsbild der so genannten Flussblindheit kennen viele, die Filme über Afrika gesehen haben: Würmer, die im Augenhintergrund eines Menschen zu erkennen sind. Durch den Stich von Mücken (blackflies), die entlang von schnell fließenden Flüssen leben, gelangen zunächst die Larven des Wurms in den menschlichen Organismus. Sie lagern sich ins Unterhautfettgewebe ein und entwickeln sich zu erwachsenen Würmern, die bis zu 15 Jahre überleben können. Jene produzieren Millionen von winzig kleinen Würmern, die so genannten Mikrofilarien. Diese wandern unter der Haut durch den ganzen Körper - und gelangen so häufig auch in die Augen.

    Die Flussblindheit, eine der Hauptursachen für Blindheit in den Entwicklungsländern, gehört zur Gruppe der Filarien-Erkrankungen. Generell versteht man hierunter immer eine Infektion durch dünne, zwirnartige Würmer (Filarien), die das Lymphsystem des Menschen besiedeln und dadurch schwere Krankheitsbilder hervorrufen. Die ersten Zeichen sind meist Rötung und Schwellung der Haut im Bereich der Arme und der Beine. In den Lymphsystemen werden entzündlich-allergische Reaktion ausgelöst - und begleitet von Fieberschüben geht die Erkrankung unter anderem einher mit anschwellenden Armen und Beinen und allgemeinem Unwohlsein. Weltweit sind über 18 Millionen Menschen allein mit dem Erreger der Flussblindheit infiziert. Doch neben den bekannten Formen der "Filariasis" gibt es auch weniger erforschte - und zudem ist offenkundig, dass neue komplementäre Therapien für einen dauerhaften Kontrollerfolg entwickelt werden müssen.

    Hier sieht das deutsch-afrikanische Forscherteam seine Herausforderung. So besteht bei der lymphatischen Filariose (LF) die Notwendigkeit, neue Therapien für die lymphatische Pathologie zu entwickeln. Denn die derzeit in Afrika eingesetzten Massenchemotherapien sind ausgereizt. Speziell richten die Wissenschaftler ihr Augenmerk auf die Reduzierung von Wolbachien, den erforderlichen Endosymbionten bei Filarien. So wollen sie nach weiteren Antibiotika mit Wirkung gegen Wolbachien forschen und zudem untersuchen, in welchem Ausmaß die lymphatische Pathologie durch dieses Erregerstadium verursacht wird. Auch interessiert sie unter anderem die Rolle von Wolbachien in der lokalen und systemischen Immunantwort. Erkenntnisse sollen in einen neuen Therapieansatz münden. Das Projekt, getragen von einer intensiven Zusammenarbeit zwischen afrikanischen Partnern, zeichnet sich auch dadurch aus, dass junge Wissenschaftler die Chance erhalten, ihre Karrieren auf einem Post-Doc-, PhD- oder MSc-Level fortzuführen.

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    Kontakt
    Universitätsklinikum Bonn
    Institut für Medizinische Parasitologie
    Prof. Dr. Achim Hörauf
    Telefon: 0228 287 5673
    E-Mail: hoerauf@parasit.meb.uni-bonn.de
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    Die Stiftung hat in ihrer Afrika-Initiative weitere Vorhaben zu gesellschaftswissenschaftlichen Fragestellungen bewilligt, über die wir Sie bereits in einer Pressemitteilung vom 8. Juli informierten.

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    Kontakt
    VolkswagenStiftung
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Christian Jung
    Telefon: 0511 8381 380
    E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de

    Kontakt Förderinitiative der
    VolkswagenStiftung
    Dr. Detlef Hanne
    Telefon: 0511 8381 389
    E-Mail: hanne@volkswagenstiftung.de
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    Der Text der Presseinformation steht im Internet zur Verfügung unter
    http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse05/13072005.pdf


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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