Das Kompetenznetz Vorhofflimmern präsentierte sich vor Bundestagsabgeordneten und stellte im Herzkatheterlabor des Universitätsklinikums Münster exemplarisch eine innovative Behandlungsmethode vor.
Vorhofflimmern ist die häufigste und klinisch wichtigste Herzrhythmusstörung, insbesondere bei älteren Menschen. Allein in Deutschland gibt es rund eine Million Vorhofflimmerpatienten, Tendenz steigend. Behandelt wird Vorhofflimmern wird in erster Linie medikamentös. Wenn allerdings rhythmusstabilisierende Medikamente nicht helfen oder schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten, kommen andere, nichtmedikamentöse Therapieverfahren in Betracht, wie zum Beispiel die Katheterablation.
Kardiologen aus dem Kompetenznetz Vorhofflimmern demonstrierten dieses innovative Behandlungsverfahren gestern im Herzkatheterlabor des Universitätsklinikums Münster vor Bundestagsabgeordneten aus der Region. Netzwerksprecher Prof. Dr. Günter Breithardt stellte den Parlamentariern das Kompetenznetz vor und gab ihnen am Beispiel der Katheterablation Einblick in die klinische Arbeit des Forschungsverbundes.
Bei der Mehrzahl der Vorhofflimmerpatienten lösen elektrische Impulse aus den Lungenvenen das Flimmern aus. Ziel der Katheterablation ist deshalb, die Lungenvenen elektrisch zu isolieren, damit diese Impulse sich nicht weiter ausbreiten können. Mit Hilfe eines steuerbaren Spezialkatheters werden verschiedene Orte auf der Herzinnenseite, die für die Rhythmusstörungen verantwortlich sind, aufgesucht. Durch Hochfrequenzstrom wird die Metallspitze des Katheters erhitzt, so dass es an den Stellen im Herzgewebe, die von dieser Spitze berührt werden, zu punktförmigen Verödungsnarben kommt. Indem viele kleine Verödungspunkte aneinander gereiht werden, entstehen sogenannte Ablationslinien, die die Ausbreitung der elektrischen Impulse einschränken. Die Behandlung dauert insgesamt mehrere Stunden. Eine Vollnarkose ist dabei nicht nötig.
Mit der Katheterablation, die seit wenigen Jahren zur Behandlung von Vorhofflimmern eingesetzt wird, kann in vielen Fällen eine dauerhafte Heilung erzielt werden. Weitere Verbesserungen verspricht man sich von der GAP-AF-Studie, einer multizentrischen klinischen Studie des Kompetenznetzes Vorhofflimmern, in der unterschiedliche Verfahren der Katheterablation hinsichtlich ihrer Effektivität verglichen werden.
Das Kompetenznetz Vorhofflimmern ist ein interdisziplinärer Forschungsverbund, in dem Wissenschaftler, Ärzte und Betroffene bundesweit zusammenarbeiten. Ziel ist dabei, die Behandlung und Versorgung der Patienten zu verbessern. Das Netzwerk, das im Jahr 2003 seine Tätigkeit aufgenommen hat, wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Zentrale des Kompetenznetzes Vorhofflimmern befindet sich am Universitätsklinikum Münster.
Gegenwärtig baut das Kompetenznetz Vorhofflimmern ein bundesweites Patientenregister mit mehr als 10 000 Patientendatensätzen auf. Dieses Register erfasst den aktuellen Versorgungsstand in Deutschland und dient als Datengrundlage für flächendeckende epidemiologische Studien. Darüber hinaus führt das Kompetenznetz verschiedene multizentrische klinische Studien durch, in denen verbesserte Behandlungsformen bewertet werden - von neuen medikamentösen Therapien bis zu optimierten Verfahren der Katheterablation oder der Herzschrittmacherbehandlung. In weiteren klinischen Projekten werden zum Beispiel neue Diagnoseverfahren entwickelt und neurologische Komplikationen des Vorhofflimmerns untersucht. Neben der klinischen Forschung werden experimentelle Grundlagenuntersuchungen durchgeführt, um die genetischen und molekularbiologischen Ursachen sowie die elektrophysiologischen Ausprägungen des Vorhofflimmerns zu analysieren.
http://www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
regional
Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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