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18.06.1999 16:15

Dank eines Weingartener Physikprofessors schmecken Fruchtsäfte künftig aromatischer

Dipl.-Journ. Tove Simpfendörfer Pressestelle
Hochschule Ravensburg-Weingarten

    Wenn Orangensaft künftig noch besser schmeckt, dann ist das ein Verdienst des Weingartener Physikprofessors Dr. Johannes Fritsch. Der entwickelte in den USA ein Verfahren, mit dem das Aroma von Früchten beim Verarbeiten erhalten bleibt.

    Das Herstellen von Orangensaft ist eine heikle Sache. Die großen Produzenten stellen zuerst den Saft her und dampfen ihn dann zum Konzentrat ein. Dabei gehen die Geschmacks- und Aromastoffe zum Teil verloren. Professor Fritsch hat einen Weg gefunden, diese Aromastoffe mit Hilfe von speziellen Membranen, also Filtern, zu sammeln. Anschließend kann der "gute Orangengeschmack" wieder dem Saft zugefügt oder in Fruchtbonbons verwendet werden.

    Die hier eingesetzte Membran-Trenntechnik wird seit drei Jahrzehnten in der Industrie angewandt und führte bereits zu einer Reihe von revolutionären Lösungen. "Es gibt nahezu keine Branche der verarbeitenden Industrie mehr, in die die Membrantechnik nicht für Produktions- oder Umweltschutzaufgaben Einzug gehalten hat", sagt Professor Fritsch. So wird mit Hilfe von künstlichen Membranen Trinkwasser aus Meerwasser gewonnen, es werden bei Tankanlagen giftige Benzindämpfe, die in die Luft entweichen können, zurückgehalten. Die Medizintechnik nutzt ebenfalls die Fähigkeiten von künstlichen Membranen. Diese sorgen zum Beispiel dafür, daß das Blut in der künstlichen Niere entgiftet wird.

    Auch die Lebensmitteltechnologie kann davon profitieren, wie Fritsch jetzt anläßlich seines Forschungs- und Fortbildungssemesters in den Vereinigten Staaten bewiesen hat. Sechs Monate lang forschte der Physiker bei einem der Marktführer in der Membrantechnik, der Firma Osmonics/Desal. Gelöst hat Fritsch auch weitere Probleme. Mit Hilfe der Membrantechnik gelang es ihm nicht nur, die empfindlichen Aromastoffe zu sammeln, sondern auch diese möglichst wenig zu schädigen und überdies mit möglichst geringem Energieaufwand auszukommen. Einer der größten Fruchtsafthersteller der USA ist momentan dabei, in einem seiner Werke in Kalifornien die weltweit erste Großanlage diesen Typs zu bauen.

    Im Labor für Verfahrenstechnik des Studiengangs Physikalische Technik arbeiten unter der Leitung von Professor Johannes Fritsch seit fast zehn Jahren Studierende und Diplomingenieure daran, einerseits grundlegende Kenntnisse über Membranverfahren zu erforschen und andererseits immer wieder neue Anwendungen der Membrantechnik für praktische Fragen der Produktion und des Recyclings zu entwickeln.

    Davon profitiert nicht nur die US-amerikanische, sondern auch die deutsche Industrie. So wurde Fritsch in einem anderen Entwicklungsprojekt von einer großen deutschen Firma beauftragt, die Anwendung der Membrantechnik in einen neuen Bereich voranzutreiben, der von zunehmender Bedeutung in unterschiedlichen Branchen ist. Es geht dabei um sogenannte überkritische Gase. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von der Herstellung spezieller Erdölprodukte über die Produktion hochwertiger Pharmazeutika bis zur Lebensmitteltechnologie.

    Bei sehr hohen Drücken und gleichzeitig hoher Temperatur gelingt es durch sie beispielsweise, Koffein aus Kaffee oder Tee zu entfernen und damit leicht verträgliche Produkte herzustellen. Aufgabe der Membrantechnik ist es, das mit Hilfe von Filtern entzogene Koffein wieder aus dem überkritischen Gas abzutrennen. Anschließend kann es Getränken wie etwa Coca-Cola zugesetzt werden. Begeistert von dieser anspruchsvollen Herausforderung meint Professor Fritsch: "Dieses Projekt stellt eine echte Herausforderung für uns dar, da über das Verhalten von Membranen in überkritischen Gasen noch fast nichts bekannt ist und damit die Arbeit bei den Grundlagen beginnen muß, jedoch stets mit dem direkten Bezug zur Anwendung."

    Infos auch zum Studium der Physikalischen Technik bei Professor Fritsch unter Telefon: 0751 / 501 421 oder 501 526 (Studentensekretariat), Email: fritsch@fh-weingarten.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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