idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
23.06.1999 14:47

Schweinswale in der Nord- und Ostsee: Opfer von Umweltchemikalien?

Jana Schmidt Pressestelle
Umweltbundesamt (UBA)

    Neues Forschungsprojekt soll Zusammenhang zwischen Schadstoffbelastung und Bestandsrückgang klären

    Die Zahl der Schweinswale in der Nord- und Ostsee ist in den letzten 50 Jahren deutlich zurückgegangen. Eine beträchtliche Anzahl der bis 1, 80 Meter großen Schweinswale verendet als sogenannter Beifang in den Netzen der Fischer. Vermutlich haben aber auch die hohen Schadstoffbelastungen in den Meeren zu diesem Rückgang beigetragen. Es gibt Hinweise darauf, daß bestimmte Chemikalien das Immunsystem der Schweinswale schwächen und ihre Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. Es ist bekannt, daß es enge Verbindungen zwischen hormonellen Regelsystemen, neuronalen Steuerungsvorgängen und dem Immunsystem gibt. Über die Störung dieser Verbindungen durch Umweltchemikalien weiß man aber erst wenig. Um diese zu untersuchen, haben das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt ein Forschungsprojekt an das Forschungs- und Technologiezentrum Westküste der Kieler Christian-Albrechts-Universität vergeben.

    Das in Kürze beginnende Forschungsprojekt "Hormonsystem, Umweltchemikalien und Immunmodulation - Untersuchungen zur Auswirkung von Umweltchemikalien auf das Endokrinium und Immunsystem von Schweinswalen aus der deutschen Nord- und Ostsee" wird in einem Pressegespräch

    am 28. Juni 1999, um 13:00 Uhr

    im Forschungs- und Technologiezentrum Westküste der Kieler Christian-Albrechts-Universität, Hafentoern, 25761 Büsum,

    vorgestellt.

    Schweinswale gehören zu den kleinsten Walen. In der Nord- und Ostsee sind sie die häufigste Walart. Sie stehen an der Spitze der Nahrungspyramide. Die in den Meeren und über die Nahrungskette angesammelten Schadstoffe reichern sich in den Schweinswalen an.

    Untersuchungen haben gezeigt, daß Schweinswale aus deutschen Gewässern häufiger an schweren bakteriellen Infektionen erkranken als Tiere aus Gewässern um Grönland.

    Schweinswale aus Nord- und Ostsee sind stark mit organischen Chlorkohlenwasserstoffen belastet. Bei Robben ist erwiesen, daß derartige Belastungen zu Störungen des Hormon- und Immunsystems der Tiere führen. Es wird vermutet, daß dies auch bei den Schweinswalen zutrifft und die Anreicherung bestimmter Schadstoffe zum Bestandsrückgang bei Schweinswalen beiträgt.

    Das von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt vergebene Forschungsprojekt soll klären, ob das Immunsystem der Wale durch Schadstoffe wie PCB, DDT und Toxaphen derartig beeinträchtigt wird, daß Schweinswale für Infektionskrankheiten anfälliger werden. Auswirkungen auf das Immunsystems sind nur in wenigen Fällen gut untersucht. Man nimmt an, daß durch Störungen des Systems der Schilddrüse die Immunfunktion bei Säugetieren so verändert wird, daß eine erfolgreiche Abwehr von Infektionen nicht mehr möglich ist. Hinweise auf die Möglichkeit einer solchen Schädigung lieferten Ergebnisse aus Forschungsprojekten, die nach dem großen Robbensterben in der Nordsee (1988/89) vorgenommen wurden. Sie ergaben, daß die Tiere zwar an einem Seehundestaupevirus gestorben waren. Jedoch begünstigten die Schädigungen des Immunsystems durch Umweltschadstoffe das verheerende Wüten des Erregers.

    Das Vorhaben soll auch den Zusammenhang zwischen Umweltchemikalien und deren Auswirkungen auf den Hormonhaushalt und die Fortpflanzungsfähigkeit der Schweinswale untersuchen. Es ist bekannt, daß einige Umweltchemikalien in der Lage sind, den Hormonhaushalt von Säugetieren zu stören. Dies hat nachhaltige Folgen für wichtige Entwicklungsprozesse. Das Forschungsprojekt ist Teil einer Reihe von Vorhaben, die von der Bundesregierung zum Thema hormonell wirksame Umweltchemikalien finanziert werden.

    Bei weiteren Fragen:

    · Frau Dr. Ursula Siebert, Forschungs- und Technologiezentrum Westküste der Kieler Christian-Albrechts-Universität Tel: 04834/604280

    · Herr Rothin Strehlow, Umweltbundesamt, Tel: 030/8903-2192

    Berlin, den 23.06.1999


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).