idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
29.07.2005 12:47

Weltweiter Rückgang von Großfischarten

Uta Deinet Kommunikation und Medien
Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, Kiel

    Eine in der amerikanischen Fachzeitschrift Science am 28 Juli veröffentlichte Studie zeigt, dass in den offenen Ozeanen Regionen existieren, in den besonders viele Großfischarten vorkommen. Trotz dieser "Hotspots" geht die Artenvielfalt von Thun-, Schwert- und anderen Großfischen insgesamt jedoch infolge der Überfischung dramatisch zurück, so die Autoren der Studie.

    Für die Studie kombinierten Meeresbiologen Fischfang-Daten der letzten 50 Jahre mit wissenschaftlichen Beobachtungen und erstellten Weltkarten, die die räumliche und zeitliche Verteilung der Großfischarten zeigen. Dabei entdeckten die Wissenschaftler in den offenen Ozeanen die Hotspots, die meisten davon weit entfernt von Küsten und Korallenriffen. Was die Karten jedoch auch zeigen: Der aus heutiger Sicht vermeintliche Artenreichtum ist in Wirklichkeit nur noch ein relativ kläglicher Überrest dessen, was vor einem halben Jahrhundert noch da war. Manche der Hotspots sind schon längst verwaist, an den verbliebenen beträgt der Rückgang der Arten, je nach Region, zwischen 20 und 50 Prozent.

    Die einzelnen Bestände von Schwertfisch, Hai und Co. nehmen schon seit einigen Jahren stark ab, doch dass auch die Artenvielfalt von Großfischen insgesamt schrumpft, ist neu. Wo ein Fischer vor 50 Jahren noch durchschnittlich zehn verschiedene Arten in einem Fang hatte, hat er heute nur noch fünf bis sieben in seinem Netz. Der Grund dafür ist für die Autoren der Studie eindeutig. "Die Klimaveränderungen haben natürlich auch einen Einfluss, aber sie sind eher für kurzfristige Schwankungen verantwortlich", erläutert Erstautor Boris Worm von der kanadischen Dalhousie University. "Langfristig, das konnten wir durch unsere Untersuchung feststellen, ist die Überfischung die Ursache für den Abwärtstrend der Arten." Setzt sich dieser Trend weiterhin so fort, könnten die gerade erst entdeckten Hotspots schon sehr bald leer und verlassen sein.

    Doch was ist eigentlich so verlockend an den Hotspots, warum fühlen sich die großen Meeresräuber ausgerechnet dort so wohl? Temperatur und Sauerstoffgehalt des Meerwassers scheinen dabei eine große Rolle zu spielen. Vor allem dort wo Strömungen mit starken Temperaturunterschieden aufeinander treffen, gibt es ein besonders üppiges Nahrungsangebot. Und dort, wo es den ganz Großen gut geht, scheinen erstaunlicherweise auch die ganz Kleinen prächtig zu gedeihen. Die einzige andere globale Studie für Diversität, erschienen 1999 in der Zeitschrift Nature, behandelt Foraminiferen - winzig kleines Zooplankton - und zeigt ein Verteilungsmuster, das dem aus der aktuellen Arbeit sehr ähnlich ist. "Wir hätten zuvor nicht erwartet, dass die kleinsten und einige der größten Bewohner der Ozeane die gleichen Regionen bevorzugen," erklärt Mitautor Marcel Sandow vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften IFM-GEOMAR, "zwischen Artenvielfalt und Struktur der Ozeane scheint es einen unmittelbaren Zusammenhang zu geben."

    Mögen die Ergebnisse der Studie für die Wissenschaft auch noch so überraschend sein, sie zeigen vor allem Eines: den dringenden Handlungsbedarf. Um den Sturzflug der Arten zu stoppen, ist die Einrichtung von Meeresschutzzonen unerlässlich. Wo diese idealerweise anzulegen wären, zeigen die von den Meeresbiologen erstellten Karten. Die verbliebenen Hotspots befinden sich vor den Ostküsten der USA, Australien, Sri Lanka, Hawaii und im südöstlichen Pazifik. "Unsere Arbeit zeigt die Lösung", sagt Worm. "Es gibt die Chance und die politischen Mittel, zumindest einige dieser Regionen zu schützen. Wir sollten so viele Teile des Artenpuzzles behalten wie möglich, bevor sie endgültig zerstört sind."


    Weitere Informationen:

    http://www.ifm-geomar.de


    Bilder

    Die globale Artenvielfalt in den 60er Jahren. Blaue Regionen besitzen eine besonders niedrige, rote eine besonders hohe Artendichte
    Die globale Artenvielfalt in den 60er Jahren. Blaue Regionen besitzen eine besonders niedrige, rote ...
    IFM-GEOMAR
    None

    In den 90er Jahren hat die Artenvielfalt bereits erheblich abgenommen. Nur in den gelben Regionen herrscht noch eine relativ hohe Artendichte
    In den 90er Jahren hat die Artenvielfalt bereits erheblich abgenommen. Nur in den gelben Regionen he ...
    IFM-GEOMAR
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Die globale Artenvielfalt in den 60er Jahren. Blaue Regionen besitzen eine besonders niedrige, rote eine besonders hohe Artendichte


    Zum Download

    x

    In den 90er Jahren hat die Artenvielfalt bereits erheblich abgenommen. Nur in den gelben Regionen herrscht noch eine relativ hohe Artendichte


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).