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28.06.1999 10:43

So pfiffig arbeiteten norddeutsche Metallhandwerker vor 3000 Jahren

Jochen Brinkmann Kontaktstelle Schule - Universität
Technische Universität Clausthal

    Die Clausthaler Chemikerin, Dr. Stephanie Kaufmann untersuchte quasi-zerstörungsfrei in ihrer bei Professor Dr. Wolfgang Brockner im Institut für Anorganische und Analytische Chemie angefertigten Dissertation, bronzezeitliche Kurzschwerter, Beile, Äxte, sowie Gewandnadeln und -spangen (Fibeln). Die untersuchten Fundgegenstände stammen in ihrer Mehrheit aus Nordwestdeutschland und werden der mittleren und jüngeren Bronzezeit (1100 - 700 v. Chr.) zugeordnet.

    Ihre Forschungsergebnisse tragen dazu bei, moderne Fälschungen zu erkennen und sie enthalten ein Alarmsignal: Über Jahrtausende konservierte das Erdreich die bronzezeitlichen Gegenstände und nun, bei den frühgeborgenen Fundstücken, welche seit rund einem Jahrhundert aufbewahrt werden, zeigen einige von ihnen aufgrund unsachgemäßer Lagerung und widriger Umweltfaktoren erhebliche Korrosionsschäden und drohen für immer verloren zu gehen und damit auch ein Teil unserer Geschichte.

    Der Vergangenheit ihre Geheimnisse zu entlocken, ist die Herausforderung der Archäologen und Historiker. Um diese Geheimnisse zu lüften, bedient man sich immer mehr neuester Meß- und Analysenverfahren, so daß fachübergreifend - interdiziplinär - die verschiedenen Themen und Fragestellungen erforscht werden.

    Rasterelektronenmikroskopie und IR-Spektroskopie bringen Aufschluß

    Mit Hilfe verschiedener Analysenmethoden und -techniken, wie z.B. der Rasterelektronenmikroskopie und der IR-Spektroskopie, wurden die historischen Artefakte untersucht. Bronzezeitliche Metallhandwerker, so fand Dr. Stephanie Kaufmann heraus, arbeiteten auf einem hohen technischen Niveau. Sie wußten bereits um die Erweichungstemperatur und die unterschiedliche Härte verschiedener Bronzelegierungen und dosierten danach die Zuschlagstoffe präzise. Sie kannten aus der praktischen Arbeit die Phänomene des Erholungsglühens und verstanden, den Metallguß sehr genau zu führen und Metallverzierungen zu handhaben, so daß sie beispielsweise auf einer bronzenen Fibel eine Goldauflage anzubringen wußten, ohne die Bronze und das Gold, welche hier einen sehr nah bei einander liegenden Schmelzpunkt aufwiesen, gleichzeitig zu erweichen. Die Bedeutung der Homogenisierung einer Bronze für deren Qualitätsverbesserung war ihnen jedoch noch unbekannt. So weisen fast alle Funde Seigerungen (Entmischungen im Gefüge des Metalls) auf.

    Fälschungen können erkannt werden

    Frau Dr. Kaufmanns archäometrische Untersuchungen trugen auch dazu bei, moderne Nachbildungen oder Fälschungen als solche zu erkennen. Mal stimmte das Metallmischungsverhältnis bei den Fälschungen nicht mit demjenigen zweifelsfrei authentischer Stücke überein, in anderen Fällen wurde der Nachbildung künstlich ein altes Aussehen gegeben, indem es u.a. (zu gleichmäßig!) mit Schleifspuren versehen worden ist, die mittig auf der Axtfläche, nicht jedoch an der Schneidenkante begannen. Unterschiede gab es auch in der Art, wie die Stücke korrodiert sind - Eine Jahrtausend alte, langsam entstandene Korrosion kann nicht innerhalb kurzer Zeit nachgeahmt werden.

    Diese gewonnen Erkenntnisse helfen den Archäologen auch bei der Bestimmung der bronzezeitlichen Formenkreise, so daß sie nicht durch vermeintlich echte Stücke zu falschen Schlüssen kommen.

    Alarmsignal: Manche Funde drohen durch Umweltschädigungen zerstört zu werden

    Ein Alarmsignal enthält die Clausthaler Dissertation: Über Jahrtausende konservierte das Erdreich die bronzezeitlichen Gegenstände und nun, bei den frühgeborgenen Fundstücken, welche seit rund einem Jahrhundert aufbewahrt werden, zeigen einige von ihnen aufgrund unsachgemäßer Lagerung und widriger Umweltfaktoren erhebliche Korrosionsschäden und drohen für immer verloren zu gehen und damit auch ein Teil unserer Geschichte.

    Vollständiger Text zu den beiden Bildern:

    Oft bringt erst die Analyse der Korrosion und der Vergleich von alten Fotomaterial das ganze Ausmaß einer langsamen Zerstörung eines Metallartefakts zum Vorschein, da häufig die zerstörenden Einflüsse über lange Zeiträume wirken und die Veränderungen somit nicht sofort realisiert werden:

    Bild 1:
    Eine der untersuchten Fibeln (Gesamtlänge 14,4 cm) mit lagerungsbedingten Destruktionserscheinungen. Auf der linken Platte befindet sich auf der Rückseite eine Originalreparatur des bronzezeitlichen Handwerkers, da der Guß dieses Stückes nicht vollkommen gelang. Zum Zeitpunkt der Bergung im Sommer 1908 erschien die Vorderseite dieser Gewandspange eben, wie auf alten Fotografien, die kurz nach der Bergung aufgenommen wurden. Nun weist die Fibel Risse und Löcher auf, wie auf der linken oberen Seite zu erkennen ist.

    Bild 2:
    Die gleiche Fibel auf der Rückseite: Der originale Gußreparatur hat sich nun von der Platte gelöst, die bronzene Platte darunter ist aufgerissen und es fehlt schon Material. Es hat sich eine Korrosionart gebildet, die brotschimmelartig die Rückseite der Fibel überzieht und die definitiv erst durch die unsachgemäße Lagerung entstanden ist. Erkennbar ist auch, daß die Risse, welche die Platte durchziehen, erst nach der Bildung der bläulichen Korrosion entstanden sind, da im Inneren der Risse keine bläuliche Korrosion vorhanden ist.


    Bilder

    Bild 1: Eine der untersuchten Fibeln (Gesamtlänge 14,4 cm) mit lagerungsbedingten Destruktionserscheinungen. (Vollständige Erklärung zu beiden Bildern im Text der Pressemitteilung)
    Bild 1: Eine der untersuchten Fibeln (Gesamtlänge 14,4 cm) mit lagerungsbedingten Destruktionsersche ...

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    Bild 2: Die gleiche Fibel auf der Rückseite: Der originale Gußreparatur hat sich nun von der Platte gelöst, die bronzene Platte darunter ist aufgerissen und es fehlt schon Material.
    Bild 2: Die gleiche Fibel auf der Rückseite: Der originale Gußreparatur hat sich nun von der Platte ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Bild 1: Eine der untersuchten Fibeln (Gesamtlänge 14,4 cm) mit lagerungsbedingten Destruktionserscheinungen. (Vollständige Erklärung zu beiden Bildern im Text der Pressemitteilung)


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    Bild 2: Die gleiche Fibel auf der Rückseite: Der originale Gußreparatur hat sich nun von der Platte gelöst, die bronzene Platte darunter ist aufgerissen und es fehlt schon Material.


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