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29.06.1999 10:13

Sind Bäume Deichkiller?

Inge Arnold Stabsabteilung Presse, Kommunikation und Marketing
Forschungszentrum Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft

    Neue Studie zur Biomechanik der Bäume aus dem Forschungszentrum Karlsruhe

    Bäume in der unmittelbaren Nähe von Deichanlagen bergen ein Gefahrenpotential, das bisher nicht beachtet wurde. Dies ist das Ergebnis einer biomechanischen Studie über die Wechselwirkung von Bäumen und Flußdeichen, die Prof. Dr. Claus Mattheck, Leiter der Abteilung Biomechanik im Institut für Materialforschung des Forschungszentrums Karlsruhe, gerade fertiggestellt hat. Im wesentlichen gibt es vier Mechanismen, mit denen Bäume einen nahegelegenen Deich schädigen können.

    Deiche schützen Flußufer und Küsten vor Überflutungen. Unter starker Belastung können Deiche auch brechen - die jüngsten Alarmmeldungen bei Hochwasser liegen erst wenige Wochen zurück. Hoher Wasserdruck und aufgeweichte Deichkörper sind die hauptsächlichen Ursachen. Diese können noch verstärkt werden, wenn Bäume in unmittelbarer Umgebung der Deiche stehen. Die Studie von Mattheck zeigt auf, daß es dafür im wesentlichen vier Mechanismen gibt:
    - Ist der Baum von Wasser umströmt, kommt es insbesondere auf der stromabwärts befindlichen Seite zu Wirbeln, die erhöhte Erosion bedeuten, die Baumwurzeln zunehmend freilegen und schließlich nicht nur den Deich sondern auch die Standsicherheit des Baumes gefährden. Die schützende Grasnarbe wird aufgerissen und so der fortschreitenden Erosion ein Türchen in den Deich geöffnet.
    - Faulende, abgestorbene Baumwurzeln wirken wie Drainagerohre und leiten Wasser in den Deichkörper, der aufgeweicht wird. Dabei können beispielsweise Pappeln und Weiden Wurzelreichweiten bis zu 30 - 40 m haben.
    - Auch gesunde Wurzeln können besonders im Bereich der mechanisch wirksamen Wurzelplatte (das ist der bei Wind im Boden sich bewegende Wurzelbereich) eine Pumpwirkung aufweisen. Dabei entsteht unter oder neben einer vom Winde bewegten Wurzel eine Bodenklaffung. Diese läuft voll Wasser, das bei Zurückschwingen des Baumes zum Teil in den Deich gedrückt wird. Im Forst ist dies als das "Pumpen" der Fichte bei Sturmregen bekannt.
    - Trifft auf die in aufgeweichter Erde stehenden Bäume auch noch Sturm, so wird deren Windwurf immer wahrscheinlicher. Dabei drehen auch völlig gesunde Wurzelballen, teils mehrere Meter im Durchmesser, aus der Erde. Sie reißen dadurch tiefe Krater in den Deichkörper und schlagen somit eine Bresche für den Angriff der Erosion durch das Wasser.
    "Die biomechanische Studie will keine Hysterie verbreiten - nicht jeder Deich bricht an jedem Baum", erläutert Professor Mattheck. "Daß aber des Menschen Trost- und Schattenspender ein beachtliches zusätzliches Risiko für den Deich ist, dürfte nunmehr schwerlich zu bestreiten sein."
    Auf eines weist die Studie noch nachdrücklich hin: Mit der Fällung der Bäume allein ist es nicht getan, denn diese hinterläßt sofort tote Baumwurzeln - die Drainagen von morgen!
    Joachim Hoffmann 28. Juni 1999

    Rückfragen: Tel. 07247/822861


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Biologie, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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