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11.08.2005 09:51

Indien strebt Beteiligung an internationaler Fusionsanlage ITER an

Isabella Milch Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Plasmaphysik

    Wissenschaftlich-technische Partnerschaft weitet sich aus / Energieszenarios für Indien

    Indien will sich an der internationalen Fusionstestanlage ITER beteiligen und sich den bisherigen Partnern Europa, Japan, Russland, USA, China und Südkorea anschließen. Dies erklärte die indische Regierung in einem Schreiben an die Europäische Kommission. Danach will das Land an den zur Zeit laufenden ITER-Verhandlungen sowie dem anschließenden Bau und Betrieb der Forschungsanlage teilnehmen und bietet an, als voller Partner zur Finanzierung beizutragen.

    Nach der jetzigen Regelung werden die Investitionskosten von 4,6 Milliarden Euro zur Hälfte vom Gastgeber Europa getragen, die übrigen fünf Partner China, Japan, Russland, Südkorea und die USA übernehmen je 10 Prozent. Die Beiträge werden im wesentlichen in Form fertiger Bauteile geliefert, die in den beteiligten Ländern hergestellt und dann an den Standort der Forschungsanlage, Cadarache in Südfrankreich, transportiert werden. Dem will sich nun auch Indien anschließen: "Für ein großes Land wie Indien mit mehr als einer Milliarde Einwohner und schnellem Wirtschaftswachstum kann keine Energiequelle oder -technologie alleine alle mit Brennstoffversorgung und Umwelteinflüssen, insbesondere Klimaänderungen, verbundenen Probleme lösen", heißt es in dem indischen Schreiben. Angestrebt werde deshalb ein Mix aus allen klimafreundlichen Energiequellen.

    Ziel der Fusionsforschung ist es, ähnlich wie die Sonne aus der Verschmelzung von Atomkernen Energie zu gewinnen. Auf dem Weg zu einem Kraftwerk soll der Experimentalreaktor ITER (lat.: "der Weg") zeigen, dass ein Energie lieferndes Fusionsfeuer möglich ist. Dazu muss es gelingen, den Brennstoff, ein Wasserstoffplasma, in Magnetfeldern wärmeisolierend einzuschließen und auf Temperaturen über 100 Millionen Grad aufzuheizen. Mit einer Leistung von 500 Megawatt soll ITER erstmals ein im Kraftwerksmaßstab Energie lieferndes Fusionsplasma erzeugen.

    Fusion in Indien
    Indien fand Anfang der 80er Jahre den Einstieg in die Fusionsforschung. Zur Zeit wird im Institute for Plasma Research (IPR) in Bhat die Fusionsanlage SST 1 (Steady state superconducting tokamak) in Betrieb genommen, eine kleine, mit supraleitenden Magnetspulen aber sehr modern ausgerüstete Anlage, wie ITER vom Typ "Tokamak". Indiens erstes Tokamak-Experiment ADITYA arbeitet hier seit 1989.

    Ist die Forschung erfolgreich, könnten Fusionskraftwerke in der zweiten Jahrhunderthälfte bis zu zehn Prozent der elektrischen Energie Indiens erzeugen - rund 400 Terrawattstunden, was nahezu der gesamten heutigen Stromproduktion in Deutschland entspräche. Zu diesem Ergebnis kam 2002 die europäisch-indische Studie "Long-term Energy Scenarios for India", die vom Institut für Management in Ahmedabad, dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Garching und der Netherlands Energy Research Foundation erstellt wurde. Die Alternative ist bedrohlich: Der Primärenergie-Verbrauch Indiens, eines der bevölkerungsreichsten und wachstumsstärksten Länder der Erde, hat sich in den letzten 35 Jahren mehr als versechsfacht. Ähnlich rasant wird es weitergehen. Bleibt die Entwicklung den Marktkräften alleine überlassen, so die Studie, dann wird im Jahr 2100 die im Land reichlich vorhandene Kohle der wesentliche Energielieferant sein: Über 70 Prozent des Strombedarfs wird durch Kohle gedeckt werden, 5 Prozent übernehmen Erdöl und Erdgas. Die klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen würden damit insgesamt um das siebenfache, auf 1700 Millionen Tonnen Kohlenstoff ansteigen - eine Katastrophe für den weltweiten Klimaschutz.

    Das prognostische Bild ändert sich jedoch, wenn zur Vermeidung von Klimaschäden der Ausstoß von Treibhausgasen eingeschränkt würde, zum Beispiel durch eine Kohlendioxid-Abgabe, die die Kohleverbrennung verteuert. Dann könnten kostenintensivere, aber emissionsfreie Technologien wie Erneuerbare und Kernfusion an Boden gewinnen.


    Weitere Informationen:

    http://www.ipp.mpg.de/ippcms/de/presse/pi/11_05_pi.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie, Maschinenbau, Mathematik, Physik / Astronomie, Werkstoffwissenschaften, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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